Winterfeuer. Heidi Cullinan

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Winterfeuer - Heidi  Cullinan Minnesota Christmas

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war besser als nichts.

      Am nächsten Morgen stand auf seinen Eingangsstufen keine Schneeskulptur. Was eine Erleichterung hätte sein sollen. Nur dass es ihn sich hauptsächlich wünschen ließ, er könnte sich abermals einen Film ansehen, anstatt zur Arbeit zu gehen.

      ***

      Wie vorhergesagt, war Linda Kay aufgebracht, dass sie nicht nach Eveleth gehen konnte. Irgendwann entschied sie, dass es ein angemessener Ersatz war, mit Kyle in die Bibliothek zu gehen, aber nicht, bevor er nicht auch noch ein Mittagessen springen ließ.

      »Ich wollte meinen Freund sehen«, beschwerte sie sich, während Kyle sie im Schneckentempo durch den wehenden Schnee fuhr.

      Kyle hielt seine Aufmerksamkeit auf die Straße gerichtet. Der Schneepflug war bereits durchgefahren und er hatte es nicht weit, dennoch würde er nicht riskieren, mit dem Auto im Graben zu landen, insbesondere mit Linda Kay an seiner Seite. »Hey, wenigstens hast du einen.«

      Sie seufzte schwer. »Gibst du Mister Humorlos auf?«

      »Er hat ziemlich unglücklich ausgesehen, als er entdeckt hat, dass ich mit ihm flirte, also ja, ich bin raus.«

      »Er ist ein Idiot. Du bist der beste Mann, den er im ganzen Bundesstaat finden kann. Du bist witzig, klug und gutaussehend und du bist nett. Warum ist er so wählerisch?«

      Kyle verkniff sich die Erwiderung, dass sie doch Paul fragen sollte. Linda Kay würde ihn beim Wort nehmen und zum Reparaturgeschäft marschieren, um genau das zu tun, sobald sie aus dem Wagen ausgestiegen war. »Schwer zu sagen.« Mit einer Hand zerzauste er sich die Haare. »Vielleicht hätte ich mir die Haare nicht färben sollen.«

      »Wenn er dich wegen deiner Haare nicht mag, ist er ein noch größerer Arsch.«

      Ironischerweise hatte sich Kyle für Fuchsrot entschieden, weil Pauls berüchtigtster Ex ein echter Rotschopf war. Obwohl diese Erinnerung vielleicht alles nur noch schlimmer machte.

      In der Bibliothek ging es geschäftig zu, was Kyle zunächst überraschte, aber was gab es während eines Schneesturms sonst in einer kleinen Stadt zu tun? Die meisten liehen sich Filme aus, aber viele Familien mit Kindern waren in der Kinderabteilung, in der gerade eine Vorlesestunde endete. Kyle lungerte zwischen Gabriel Higgins' Schar bewundernder Fans herum und wartete darauf, dass sich der Ansturm legte, doch als der Bibliothekar Kyle entdeckte, lächelte er, winkte ihm zu und eiste sich los.

      »Danke, dass du vorbeigekommen bist. Gehen wir in mein Büro.«

      Der Lärm aus dem Hauptsaal der Bibliothek wurde gedämpft, als sich die Tür hinter ihnen zu dem kleinen Zimmer schloss.

      Kyle setzte sich auf den Stuhl mit dem Rücken zur Tür, wie Gabriel ihn angewiesen hatte. »Mom sagte, du willst für die Benefizveranstaltung Schneeskulpturen?«

      Gabriel winkte diese Idee ab, als er sich setzte. »Oh, falls wir Schnee haben werden und du die Zeit dazu hast, ja, gerne. Wie ich Corrina mehrmals gesagt habe, braucht die Bibliothek keine Benefizveranstaltung, aber ich stimme zu, dass das Ereignis der Stadt Glanz verleiht und wahrscheinlich die Wirtschaft ankurbelt. Ich würde deine Hilfe beim Design sehr gerne annehmen, wenn du nichts dagegen hast. Arthur und Paul können alles bauen, was sich der Bibliotheksvorstand und der Stadtrat erträumen, aber sie werden es nicht besonders schön machen. Ich habe gehört, dass du ein ziemlicher Künstler in der Highschool warst, also habe ich gehofft, dass du bereit wärst, wieder in diese Rolle zu schlüpfen.« Seine Lippen bogen sich nach oben. »Und falls wir Schnee haben, wissen wir bereits, dass du ein Talent für Schneeskulpturen hast. Allerdings sollten wir sie aus Rücksicht auf die jüngeren Teilnehmer lieber jugendfrei gestalten.«

      Kyle verzog das Gesicht. »Er hat es dir erzählt.«

      »Hat er.« Gabriel lehnte sich in seinem Stuhl zurück und schlug die Beine übereinander. »Aber warum ziehst du so ein Gesicht? Du gibst doch sicherlich nicht auf.«

      Gabriel stand auf seiner Seite? »Du hast leicht reden. Du hast sein Gesicht nicht gesehen, als er mich erwischt hat.«

      »Oh, nicht du hast ihn erschreckt. Aber er – und Arthur, seltsamerweise – haben sich in den Kopf gesetzt, dass du zu jung bist. Was mich amüsiert, weil ich nur ein wenig älter bin als du. Du hättest Arthurs Gesicht sehen sollen, als ich vorgeschlagen habe, dass du und ich stattdessen zusammen sein sollten, wenn der Altersunterschied so eine große Rolle spielt, weil wir näher beieinander sind.«

      »Ich bin es so leid, dass mich jeder für ein Kind hält. Ich kann nicht glauben, dass Paul auch so denkt. Es sollte mich nicht überraschen, aber das hält mich nicht davon ab, enttäuscht zu sein.«

      »Also ist es nicht einfach ein Streich? Du hast Gefühle für ihn?«

      Kyle rutschte auf seinem Stuhl hin und her, doch Gabriel machte keine Anstalten zuzulassen, dass er sich aus dieser Befragung herauswand. »Und wenn ja? Hast du noch weitere Einwände, wenn nicht mein Alter?«

      »Ich habe überhaupt keine Einwände – es sei denn, dies ist nur ein Spiel für dich. Paul ist auf der Suche nach einem Partner. Einem langfristigen Partner.« Gabriel seufzte. »Und obwohl ich es weiß, dass es nicht stimmt, habe ich stets das Gefühl, als hätte ich ihm einen Strich durch seinen Notfallplan gemacht. Also werde ich es mal so formulieren. Solltest du Grindr-Köder auslegen und Penisse auf seine Veranda setzen, weil du gelangweilt bist und dir einen Spaß daraus machst, Logans letzten Junggesellen zu schnappen, dann betrachte dieses Abenteuer bitte als abgeschlossen. Sollte allerdings mehr als das dahinter stecken…« – sein Lächeln funkelte praktisch – »… dann wäre ich glücklich, dich bei der Ausarbeitung von Phase zwei deiner Kampagne zu unterstützen.«

      Kyles Augen wurden riesig. »Du würdest mir helfen? Ernsthaft? Warum?«

      »Weil ich dich mit deiner Schwester gesehen habe. Ich weiß, dass du sagen wirst: Aber sie ist mein Zwilling, natürlich kümmere ich mich um sie, aber nicht jeder fünfundzwanzigjährige Mann würde einer jungen Frau mit Down-Syndrom so viel Zeit und Aufmerksamkeit schenken. In der Öffentlichkeit umgibst du dich mit einer flirtenden, frechen Aura – was dir bei deinem Altersproblem nicht weiterhilft, wie ich anmerken möchte –, aber darunter bist du herzensgut und loyal. Im Umgang mit Linda Kay bist du ein vollkommen anderer Mensch. Ein umwerfender Mensch. Natürlich möchte ich das für Paul. Aber zuerst möchte ich wissen, warum. Zum Teil, weil ich neugierig bin, aber auch, weil deine Antwort mir dabei helfen wird herauszufinden, wie ich dich unterstützen kann.«

      Kyle starrte die Ecke des Schreibtischs des Bibliothekars an, als der seine Ansprache beendete. »Na ja, selbstverständlich weiß ich nicht, ob wir funktionieren würden. Aber ich hatte immer das Gefühl, als könnten wir funktionieren. Es hat angefangen… okay, das ändert nichts an der Altersgeschichte, aber als ich in der Mittelschule war, habe ich ihn gesehen… und er war so perfekt. Einmal hat er mich angelächelt und mir aufgeholfen, als ich auf einer vereisten Fläche auf meinem Arsch gelandet bin, und damit war mein Typ klar. Ich wollte immer große, blonde Männer mit leicht gelockten Haaren. Als ich in Duluth gelebt hab, hab ich auf dem Community College Paul-Klonen nachgejagt. Dann bin ich zurückgekommen, hab mich eingelebt und…«

      Kyle sah zu Gabriel auf. »Du bist nicht der Einzige, dem aufgefallen ist, dass Paul eine echte Beziehung will. Ich wusste, dass Arthur nicht der Richtige für ihn ist, also hab ich abgewartet. Andauernd hab ich versucht, Marcus' oder Arthurs Aufmerksamkeit zu erregen, weil ich dachte, dass ihn das vielleicht eifersüchtig machen oder wenigstens dazu bringen würde, mich zu sehen, aber das war ein Reinfall. Als er und Arthur sich getrennt haben und Arthur sich auf dich eingeschossen hat…

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