Bis dass der Tod uns scheidet. Barbara Cartland
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![Bis dass der Tod uns scheidet - Barbara Cartland Bis dass der Tod uns scheidet - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland](/cover_pre544611.jpg)
Er hatte beim Betreten des Hauses den Zylinder abgenommen und stand nun mit dem Hut in der Hand und einem erwartungsvollen Lächeln um die Lippen vor den beiden jungen Damen, um sich vorzustellen.
Bevor das Mädchen, das er nach Hause gebracht hatte, etwas sagen konnte, ergriff Ajanta das Wort: »Wie ich von meiner Schwester erfuhr, war sie in einen Unfall verwickelt, und Sie haben ihr geholfen.«
»Die Postkutsche ist mit einem Pferdefuhrwerk zusammengestoßen«, erklärte der Marquis. »Es gab einige Aufregung, aber es wurde niemand verletzt.«
»Er hat das ganze Durcheinander entwirrt, als wäre er ein Zauberer«, fiel Charis lebhaft ein, »und dann hat er mich in seinem Phaeton nach Hause gebracht. Den mußt du dir ansehen, Ajanta!«
Sie wollte ihre Schwester mit sich fortzerren, aber Ajanta rührte sich nicht von der Stelle.
»Erst möchte ich mich bei dem Gentleman, der dir behilflich war, bedanken«, sagte sie. »Vielen Dank, Sir. Es war sehr freundlich von Ihnen, meine Schwester nach Hause zu bringen. Sie neigt dazu, in Situationen zu geraten, aus denen sie gerettet werden muß.«
»Das hörte ich Sie bereits sagen«, erwiderte der Marquis lächelnd, »doch ich versichere Ihnen, daß dieser Unfall nicht so schrecklich war wie die Flucht vor einem wilden Stier.«
»Charis hätte auch vor dem nicht zu fliehen brauchen«, erklärte Ajanta. »Sie bildete sich nur ein, der Stier hätte es auf sie abgesehen, aber zum Glück kam gerade ein Student vorbei und brachte sie sicher nach Hause.«
Ajanta machte kein Hehl daraus, daß sie sich über die wundersamen »Rettungen« ihrer kleinen Schwester amüsierte, und der Marquis bemerkte:»Es freut mich, daß Ihre Schwester so viel Glück oder sagen wir besser Einfallsreichtum besitzt.«
Ajanta schenkte ihm ein flüchtiges Lächeln, das ihm verriet, daß sie die kleinen Abenteuer ihrer Schwester nicht sonderlich ernst nahm.
»Sicher wollen Sie nun Ihre Reise fortsetzen, Sir«, sagte sie dann, »und wir können Ihnen nur noch einmal für Ihre freundliche Hilfe danken.«
»Du willst ihn fortschicken?« fragte Charis entgeistert. »Das ist aber nicht sehr gastfreundlich, Ajanta. Höflichkeitshalber sollten wir den Gentleman bitten, mit uns zu Mittag zu essen.«
Zu seinem Erstaunen erlosch der belustigte Ausdruck der blauen Augen, und Ajanta sagte steif: »Ich finde, du solltest dem Gentleman für seine Freundlichkeit danken, Charis, und dann verschwinden, um dir vor dem Essen die Hände zu waschen.«
»Natürlich möchte ich Ihnen von Herzen danken«, wandte Charis sich an den Marquis. »Aber da gerade Mittagszeit ist, würden Sie gewiß eine Kleinigkeit zu sich nehmen, bevor Sie weiterreisen, nicht wahr?«
Der Marquis wollte dankend ablehnen, da bemerkte er Ajantas abweisende Miene und war verblüfft.
Sie war so reizend, daß er selbstverständlich angenommen hatte, sie müsse ihn ebenso bewundern und von ihm beeindruckt sein wie ihre Schwester. Stattdessen betrachtete ihn dieses Dorfmädchen mit geradezu aufreizender Gleichgültigkeit und schien es kaum erwarten zu können, ihn wieder loszuwerden.
Weil das seine Eitelkeit kränkte, erwiderte er: »Sehr freundlich von Ihnen. Ich bin zwar nicht hungrig, aber ich hätte nichts gegen ein erfrischendes Getränk, um den Staub der Straße hinunterzuspülen.«
»Natürlich bekommen Sie das«, erklärte Charis eifrig. »Was hätten Sie gern?«
»Die Auswahl ist nicht sehr groß«, sagte Ajanta kühl. »Ich fürchte, Sir, Sie haben nur die Wahl zwischen Limonade und Apfelwein.«
Sie schien überzeugt zu sein, daß er ablehnen würde, weil ihm beides nicht zusagte.
»Ein Glas Apfelwein würde ich mit Vergnügen annehmen«, meinte er, »natürlich nur, wenn es Ihnen keine Mühe macht.«
Fast hatte er das Gefühl, daß Ajanta am liebsten gesagt hätte, es mache ihr Mühe, doch dann entgegnete sie beinahe trotzig: »Ich hole Ihnen ein Glas. Charis wird Sie ins Eßzimmer führen.«
»Wird gemacht«, erwiderte Charis und nahm ihren altmodischen Hut ab.
Ihr langes blondes Haar war hübsch, aber es glänzte nicht golden wie das ihrer großen Schwester.
Er fragte sich, wie es möglich war, daß jemand so bildhübsche Töchter hatte, und es hätte ihn interessiert, den Vater der beiden Mädchen kennenzulemen.
Als habe sich sein Wunsch auf geheimnisvolle Weise Ajanta mitgeteilt, hörte er sie hinten im Haus jemand zurufen: »Hol Papa zum Lunch! Er soll sich beeilen, sonst kommt er zu spät zu der Beerdigung heute nachmittag.«
Leichte, schnelle Schritte näherten sich der Halle, und einen Augenblick später tauchte ein kleines Mädchen auf, das ebenso hübsch war wie die beiden anderen. Sie sah den Marquis einen Augenblick lang neugierig an, dann lief sie den Gang hinunter.
»Das war Darice«, erklärte Charis. »Folgen Sie mir bitte ins Eßzimmer. Haben Sie wirklich keinen Hunger?«
»Wirklich nicht, vielen Dank. Ein Glas Apfelwein genügt mir.«
Das Eßzimmer war ein viereckiger Raum mit einem großen ovalen Tisch in der Mitte, der mit einem blütenweißen Leinentischtuch bedeckt war.
Es lagen vier Gedecke auf. Charis holte einen Stuhl und stellte ihn neben den Platz am Kopfende der Tafel.
»Am besten nehmen Sie neben Papa Platz«, entschied sie, »und ich setze mich neben Sie, weil ich mich mit Ihnen unterhalten möchte. Wenn Papa allerdings auf sein Lieblingsthema zu sprechen kommt, werde ich überhaupt nicht zu Wort kommen.«
»Kaum zu glauben, daß Sie auch schweigen können«, neckte sie der Marquis.
Charis lachte so herzlich, daß ihr bis zur Taille reichendes Haar sich zu kleinen goldenen Wellen zu kräuseln schien.
In diesem Augenblick trat Ajanta ein. Sie trug einen Steinkrug in der einen und eine Schüssel in der anderen Hand. Er nahm ihr den Krug mit dem selbstgekelterten Apfelwein ab und stellte ihn auf die Anrichte.
Charis brachte ihm einen Becher, und während der Marquis sich einschenkte, tauchte Darice mit einem Mann auf, der genauso aussah, wie der Marquis sich den Vater von drei so zauberhaften Töchtern vorgestellt hatte.
Als junger Mann mußte der Vikar ein gutaussehender Mann gewesen sein, selbst jetzt, mit seinem weißen Haar und den tiefen Falten im Gesicht, wirkte er noch ungemein attraktiv.
»Guten Tag, Sir!« begrüßte er den Marquis. »Wie ich hörte, haben Sie Charis aus einer sehr mißlichen Lage befreit.«
»Die Postkutsche ist verunglückt, Papa«, klärte Charis ihren Vater auf, bevor der Marquis antworten konnte.
»Gütiger Himmel, nicht schon wieder!« rief der Vikar aus. »Sie fahren auf unseren schmalen Landstraßen einfach zu schnell. Das habe ich ihnen schon ein Dutzendmal