Dr. Norden Staffel 8 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Frida riss vor Schreck die Augen auf, während Fee fast platzte vor Zorn. Sie bedeutete ihm, ihr zu folgen und stürmte hinaus auf den Flur.
»Was soll das?«, stellte sie Lammers vor der Tür zur Rede. »Zufällig weiß ich ganz genau, dass wir keinen Patienten in lebensbedrohlichem Zustand hier haben.«
Volker Lammers grinste unbeeindruckt.
»Ich wollte Ihrer Freundin mal ein bisschen Krankenkausflair bieten. Deshalb ist sie doch hier.«
»Falsch geraten. Sie ist hier, weil sie mich wiedersehen will. Aber solche menschlichen Regungen kennen Sie ja nicht. Vor Ihnen nehmen die Leute ja Reißaus.«
»Ein Glück! So lebt es sich wesentlich entspannter.«
Wieder einmal wurde Felicitas Norden in aller Deutlichkeit klar, dass sie diesen Mann niemals ändern würde. So genial er auf dem Gebiet der Kinderchirurgie war, so sehr versagte er in allem, was einen Menschen ausmachte. Empathie, Emotionen, Einfühlungsvermögen … All das waren Fremdworte für Volker Lammers.
»Das ist Ihre ganz persönliche Meinung. Aber deshalb haben Sie mich sicher nicht aufgesucht«, kam sie auf den Grund seines Besuchs in ihrem Büro zu sprechen.
»Oh, ich wollte Sie nur an ihre Pflichten als Chefin dieser Station erinnern und daran, dass Sie nicht für Tratsch bezahlt werden.«
»Vieln Dank für den Hinweis.« Fees Lächeln war kalt. »Deshalb werde ich jetzt auch nach Hause gehen. Meine Schicht ist ohnehin in einer Viertelstunde zu Ende, und ich war heute schon früher im Haus.« Sie winkte ihm und machte Anstalten, in ihr Büro zurückzukehren. An der Tür drehte sie sich noch einmal um. »Im Übrigen habe ich Sie und die Kollegin May heute bei der OP-Nachbesprechung vermisst. Mir wurde zugetragen, dass Sie gemeinsam in der Cafeteria Kaffee getrunken haben. Werden Sie dafür bezahlt?« Einen Moment lang gönnte sie sich den Anblick seiner verdutzten Miene. Dann kehrte sie zu ihrer Freundin Frida zurück, die sie bereits sehnsüchtig erwartete, um Pläne für den Nachmittag zu schmieden.
*
»Bitte sehr. Ihr neuer Termin.« Wendy lächelte freundlich, als sie dem Patienten Andreas Pauly einen Zettel über den Tresen schob.
»Vielen Dank.« Sorgfältig verstaute er das Papier in seiner Brieftasche. »Heute ist ja gar nichts los bei Ihnen. Das hab ich noch nie erlebt«, bemerkte er, während er hinüber zur Garderobe ging, um die Jacke anzuziehen.
»Ehrlich gesagt bin ich ganz froh, wenn es mal nicht ganz so hektisch ist«, gestand Wendy. »Dann kann ich endlich mal die Sachen erledigen, zu denen ich sonst nicht komme.« Sie deutete auf den Stapel Ablage, der darauf wartete, in die entsprechenden Ordner sortiert zu werden.
»Dann drücke ich Ihnen die Daumen, dass es zumindest heute so ruhig bleibt.« Herr Pauly hob die Hand zum Gruß. »Sie werden es mir bei meinem nächsten Besuch sicher berichten.«
»Versprochen.« Wendy wartete, bis sich die Tür hinter ihm geschlossen hatte. Dann stand sie auf, um seine Patientenkarte sofort in den Schrank einzuordnen. Ein Luxus, den sie sich an hektischen Tagen nicht erlauben konnte. Zurück am Schreibtisch erledigte sie ein paar Telefonate und tippte Erinnerungsschreiben wegen vergessener Krankenkassenkarten. Sie war gerade dabei, eine Medikamentenlieferung in die entsprechenden Schränke im Labor einzusortieren, als es klingelte. Gleichzeitig summte der Türöffner. Wendy ging vor zum Tresen, um den Neuankömmling zu begrüßen. Als sie die Patientin Anna Sperling sah, die sich im Flur krümmte, war es schlagartig vorbei mit der heimeligen Ruhe.
»Um Gottes willen, Frau Sperling, was ist passiert?« Sie eilte um den Tresen herum, legte den Arm um die hochschwangere Frau und brachte sie zu einem der Stühle, die im Flur standen. »Setzen Sie sich!«
Schluchzend tat Anna, was die Assistentin von ihr verlangte.
»Ich …, ich war beim Einkaufen …, mir war ein bisschen übel wie öfter in letzter Zeit. Aber sonst war alles gut. Und dann …, dann …« Dankbar nahm sie das Taschentuch, das Wendy ihr reichte. »Dann hat es auf einmal so wehgetan. Ganz plötzlich!« Anna wollte sich eben die Nase putzen, als ihr Leib von einer neuen Welle des Schmerzes geschüttelt wurde. Sie krümmte sich auf dem Stuhl zusammen.
Routiniert übernahm die langjährige Assistentin die Führung.
»Möglich, dass die Wehen eingesetzt haben. In welcher Woche sind Sie denn jetzt?«, erkundigte sich Wendy.
»In der 35.«
Zumindest gab diese Antwort nicht zu viel Anlass zur Sorge. Die Entwicklung der Organe war zu diesem Zeitpunkt abgeschlossen. Trotzdem war Wendy in Alarmbereitschaft. Anmerken ließ sie sich aber nichts.
»Keine Angst, ich hole sofort Dr. Norden.«
»Lassen Sie mich nicht allein!«, bettelte Anna Sperling verzweifelt.
Mit ihrer Bitte brachte sie Wendy in Schwierigkeiten. Zum ersten Mal an diesem Nachmittag vermisste sie ihre Kollegin Janine.
»Also gut. Bleiben Sie hier sitzen. Ich gehe nur schnell rüber zum Telefon und rufe Dr. Norden an. Das ist gleich da drüben.« Sie deutete hinüber zur Theke. »Sehen Sie? Ist das in Ordnung?«
Aber Anna konnte nicht antworten. Wieder stöhnte sie auf. Sie wurde leichenblass. Sie begann, wie Espenlaub zu zittern. Allein mit der Patientin hatte Wendy keine Wahl. In der Hoffnung, Anna möge nicht vom Stuhl fallen, eilte sie hinüber zum Telefon.
»Wäre doch gelacht, wenn ich das nicht schaffen würde. Früher hatte ich auch keine Kollegin«, schimpfte sie sich selbst, als die Dr. Nordens Durchwahl wählte.
Nur wenige Augenblicke später kniete Daniel neben Anna Sperling.
»Atmen Sie ganz ruhig. Ein und aus, ein und aus«, gab er den Takt vor.
Schon die Anwesenheit des Arztes wirkte beruhigend. Obwohl die Schmerzen noch genauso schlimm waren wie vorher, beruhigte sich die werdende Mutter sichtlich.
»Sehr gut. Ich bin stolz auf Sie«, sparte Daniel Norden nicht mit Lob. »Holen Sie die fahrbare Liege!«, wies er Wendy an, ohne den Blick von Anna zu wenden. »Wir bringen Frau Sperling in Behandlungszimmer 3.«
Wendy tat, was ihr Chef von ihr verlangte. Als sie aber um die Ecke fahren wollte, geschah das Unglück: Eine Rolle blieb an der Kante hängen. Die Assistentin prallte mit solcher Wucht gegen die Liege, dass ihr die Luft durch die Zähne entwich.
»Uff!«
Daniel fuhr zu ihr herum.
»Ist Ihnen was passiert?«
»Alles gut.« Wendy schluckte den Schmerz herunter und zwang sich ein Lächeln auf die Lippen. Sie befreite das Gefährt aus der misslichen Lage und stellte es vor der Patientin ab.
»Das nächste Mal lassen Sie ich von Janine helfen. Für einen allein sind diese Dinger nur schwer zu lenken«, erklärte Daniel. Bis jetzt hatte er neben Anna Sperlings Stuhl gekniet. Nun erhob er sich, um sie gemeinsam mit Wendy auf die Liege zu bugsieren. »Kommen Sie, wir helfen Ihnen hoch. Schaffen Sie das?«
Annas Stirn war feucht vor Schweiß. Die Haare klebten in ihrem Gesicht, und sie konnte kaum das Zittern ihrer Glieder kontrollieren. Trotzdem