Sophienlust Staffel 8 – Familienroman. Diverse Autoren
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dunklen Augen, in denen sie nur Verständnis las, ihr Herz auszuschütten. Wie von selbst kamen ihr die weiteren Worte über die Lippen.
»Ich bin nicht sehr glücklich«, begann sie zögernd. »Mein Mann hat seine Stelle in der Rechtsanwaltskanzlei hier in Maibach aufgegeben, weil er die Anwaltspraxis eines Onkels in München geerbt hat. Er muß jedoch erst eine Wohnung für uns suchen, damit wir nachkommen können.« Ingrid verschwieg, daß ihr Mann auch ein Haus geerbt hatte, das groß genug war, um sie alle aufzunehmen. Dafür erklärte sie: »Das kann noch etwas dauern. Solange nicht alle Erbschaftsangelegenheiten geregelt sind, muß ich noch arbeiten gehen. Mein Mann kann mir in dieser Zeit kein Geld schicken.« Doch im selben Augenblick, als sie das aussprach, wurde ihr wieder einmal bewußt, daß Guido ihr Geld hätte schicken können, wenn er das tatsächlich gewollt hätte.
An Ingrid Laurens’ unsicherer Stimme erkannte Denise, wie sehr sich die junge Frau bemühte, ihren Mann in ein gutes Licht zu stellen. Jedenfalls war es für sie nicht schwer zu begreifen, daß die Ehe der beiden alles andere als harmonisch zu sein schien. Und wie meist in solchen Fällen waren wieder einmal die Kinder die Leidtragenden.
Impulsiv legte Denise ihre gepflegte Hand auf die Knie der jungen Frau mit den traurigen Augen. »Sie brauchen nichts für die Kinder in Sophienlust zu bezahlen«, versicherte sie. »Und damit Sie Ihre Kinder so oft wie möglich sehen können, steht für Sie in Sophienlust jederzeit ein Fremdenzimmer zur Verfügung. Mit dem Zug sind Sie rasch bei uns. Man wird Sie, wenn Sie uns vorher Bescheid geben, auch mit dem Wagen vom Bachenauer Bahnhof abholen.«
»Aber das kann ich doch nicht annehmen«, stotterte Ingrid überwältigt von solcher Großzügigkeit.
»Natürlich können Sie das annehmen, Frau Laurens. Mein Sohn hat das Gut Sophienlust von seiner Urgroßmutter geerbt. Sie hat gewünscht, daß das Herrenhaus in ein Kinderheim umgestaltet wird. Auch hat Sophie von Wellentin eine größere Summe für in Not geratene Kinder zur Verfügung gestellt. Dieses Geld ist noch lange nicht aufgebraucht. Sie können also ohne Gewissensbisse mein Angebot annehmen. Ich bin sicher, daß es Ihnen und den Kindern in Sophienlust gefallen wird«, fügte Denise herzlich hinzu.
»Ich bin noch ganz durcheinander«, sagte Ingrid ergriffen von so viel menschlicher Güte.
»Ich mache Ihnen einen Vorschlag, Frau Laurens. Sobald es Ihre Zeit erlaubt, kommen Sie mit den Kindern einmal nach Sophienlust und schauen sich dort alles an. Sollte es Ihnen nicht gefallen, brauchen Sie mein Angebot nicht anzunehmen.«
»Es wird mir gefallen, aber…« Ingrid unterbrach sich, weil es läutete. »Die Kinder kommen zurück«, sagte sie und erhob sich. »Ob ich es ihnen sofort sage?« überlegte sie laut.
»Vielleicht ist es besser, Sie zeigen den beiden erst einmal Sophienlust. Ich gehe jetzt.« Denise erhob sich. Sie nannte noch ihre genaue Adresse und folgte Ingrid dann hinaus. Mit den Kindern wechselte sie noch einige liebevolle Worte, dann ging sie.
»Das ist aber eine liebe Dame«, stellte Kuni begeistert fest, als sich die Tür hinter Denise geschlossen hatte.
»Kennst du sie vom Krankenhaus, Mutti?«
»Halb und halb, Kuni. Sie hat uns zu sich eingeladen. Sie wohnt auf einem Gut.«
»Oh«, rief Mathias und steckte den Zeigefinger in den Mund. »Gibt es dort auch Pferde und Kühe?«
»Ich glaube schon, Mathias. So, und nun essen wir. Ich muß um drei Uhr wieder im Krankenhaus sein.«
*
Denise fuhr währenddessen nach Sophienlust zurück. Dort sprach sie mit der Heimleiterin, Frau Rennert, über die Familie Laurens. Danach setzte sie sich wieder ins Auto, um die Richtung nach Schoeneich einzuschlagen, wo sie von ihrer Familie bereits voller Ungeduld erwartet wurde. An dem brummigen Gesicht der Köchin Martha, einer Schwester der Sophienluster Köchin Magda, erkannte sie, daß diese sehr verärgert über ihre Verspätung war. Wahrscheinlich gibt es gerade heute wieder einmal einen ihrer delikaten Eieraufläufe, dachte Denise mit Galgenhumor und begrüßte ihren Mann mit einem liebevollen Kuß. Auch ihre Söhne Dominik, den alle Nick nannten, und Henrik bekamen Küsse.
»Mutti, wo hast du nur so lange gesteckt?« fragte Nick vorwurfsvoll.
»Ich erzähle es euch bei Tisch. Zuerst aber möchte ich mir noch die Hände waschen«, bemerkte Denise lächelnd und stieg die Treppe zu den oberen Räumen hinauf.
»Sicherlich hat das etwas mit einem Kind zu tun«, kombinierte Nick, der die Nase eines Spürhundes zu haben schien, richtig. »Nur dann verspätet sich Mutti um mehr als eine Stunde.«
»Kann ich nun endlich den Auflauf auftragen?« fragte Martha leicht gereizt. »Er ist ganz zusammengefallen.«
Alexander entgegnete schmunzelnd: »Ich bin überzeugt, daß er trotzdem noch so gut ist, daß wir nicht genug davon bekommen können.«
Diese Worte versöhnten die Köchin etwas.
Bei Tisch berichtete Denise dann von ihrem Zusammentreffen mit Ingrid Laurens und den beiden Kindern.
Nicks Augen leuchteten auf. »Das ist eine Wucht!« rief er. »Es wird Zeit, daß wir endlich wieder neue Kinder bekommen.«
»Vermutlich werden sie aber nicht sehr lange bei uns bleiben. Sobald der Vater eine passende Wohnung in München gefunden hat, wird die ganze Familie dorthin übersiedeln. Apropos neue Kinder. Wir haben doch erst vor kurzem einen neuen Zuwachs bekommen. Peter Heidenreich.«
»Das weiß ich doch, Mutti. Trotzdem freue ich mich immer über neue Kinder.«
»Peter ist mein bester Freund«, ließ sich nun Henrik vernehmen. »Jetzt ist er auch nicht mehr ganz so traurig wie am Anfang. Ich tue alles, damit er seinen Kummer vergißt.«
Denise blickte ihren Jüngsten mit mütterlichem Stolz an. Sie wußte, auf ihre beiden Söhne war Verlaß. Nick und Henrik bemühten sich, allen unglücklichen Kindern das Eingewöhnen in dem Kinderheim so leicht wie möglich zu machen. Ja, sie konnte auf die beiden stolz sein.
Denise dachte auch daran, daß es noch gar nicht so lange her zu sein schien, daß Nick im gleichen Alter gewesen war wie jetzt Henrik. Dabei waren seitdem über neun Jahre ins Land gezogen. Neun lange Jahre, die schöne und kummervolle Tage in sich bargen. Aber alles in allem war es eine glückliche Zeit gewesen.
»Du siehst auf einmal so verträumt aus, mein Liebes.« Alexander schaute seine noch immer bildschöne und jung aussehende Frau verliebt an. »Du hast gewiß eben an etwas besonders Schönes gedacht.«
»Ja, Alexander, das habe ich.« Denise faßte nach seiner Hand und drückte sie zärtlich. »Ich habe gerade daran gedacht, wie dankbar ich dem Schicksal sein muß, daß ich euch alle habe.« In ihrem Blick schloß sie auch ihre Söhne ein.
»Eine Frau wie du verdient es nicht anders, Denise.« Mit liebevollem Ernst sah er die über alles geliebte Frau an.
»Vati hat recht. Es gibt keine zweite Frau wie dich, Mutti.« Nick schmunzelte leicht verschämt über sein Kompliment. Noch war er in einem Alter, in dem es ihm schwerfiel, sich offen zu seinen Gefühlen zu bekennen.
Henrik nahm sich dagegen in dieser Beziehung kein Blatt vor den Mund. »Ja, Mutti, du bist die allerliebste, beste und schönste Mutti