Sophienlust Staffel 8 – Familienroman. Diverse Autoren
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Nach dem kräftigen Frühstück fühlte sie sich tatsächlich etwas besser. Nun gab es keinen Grund für sie mehr, nicht zu dem Haus in Bogenhausen zu fahren. Mit bangem Herzen stieg sie in ein Taxi und nannte dem Fahrer die Adresse.
Auf der Fahrt erinnerte sich Ingrid daran, daß Guido kein Frauenverächter war. Wie peinlich, wenn… Nein nein, so weit durfte sie mit ihrem Mißtrauen auch nicht gehen. Guido war ein verheirateter Mann und Vater von zwei Kindern. Er wußte bestimmt, wo seine Grenzen lagen.
Ingrid fuhr aus ihren Gedanken hoch, als das Taxi vor einer niedrigen Gartentür stehenblieb.
Ingrid bezahlte. Dabei ärgerte sie sich, daß sie nicht mit der Straßenbahn oder dem Bus hergefahren war. Das wäre billiger gewesen.
Mit klopfendem Herzen stand sie dann vor der Tür. Noch fehlte ihr der Mut, auf den Klingelknopf zu drücken. Dann aber überwand sie ihre kindische Angst und läutete.
Laut hämmerte das Blut in ihren Schläfen, als sie Schritte hörte und kurz darauf ihrem Mann gegenüberstand. Er trug die Hausjacke, die sie ihm zu Weihnachten geschenkt hatte. Als sie dem Blick seiner dunklen
Augen begegnete, las sie darin alles
andere als Freude. Auch sah er sehr mitgenommen aus. So, als ob er die ganze Nacht kein Auge geschlossen hätte.
»Du?« fragte er in einem Ton, der ihr deutlich sagte, wie ungelegen sie kam. Jede Freude erlosch in ihr.
»Du scheinst nicht sehr erfreut über meinen Besuch zu sein, Guido? Findest du es denn so unnatürlich, daß eine Ehefrau ihren Ehemann unangemeldet besucht?« fragte sie spitz.
»Aber nein, Ingrid.« Guido zwang sich, etwas entgegenkommender zu sein. »Ich stecke mitten in der Arbeit. Fast die ganze Nacht habe ich an einem besonders schwierigen Fall gearbeitet.«
»Ach so.« Ingrid atmete wie befreit auf. »Es tut mir leid, daß ich verärgert war«, entschuldigte sie ihren spitzen Ton. »Ich mache uns am besten erst einmal ein kräftiges Frühstück. Soll ich Semmeln holen?«
»Das ist ein guter Einfall, Ingrid. Nach einer Tasse Kaffee werde ich munterer sein. Gleich um die Ecke ist eine Bäckerei.«
Ingrid drückte ihrem Mann das Köfferchen in die Hand und eilte davon, glücklich, etwas für Guido tun zu dürfen. Als sie in das Haus zurückkehrte, hatte sich seine Laune zwar gebessert, aber sie wartete vergeblich auf seinen Willkommenskuß.
Ingrid bereitete nun das Frühstück zu. Dabei stellte sie fest, daß unbedingt eine Frau in dieses Haus gehörte. In Gedanken sah sie sich hier schon schalten und walten. Die Vorhänge müßten gewaschen und die Möbel aufpoliert werden, dachte sie. Und die Küche sieht entsetzlich aus. Das Geschirr von mindestens einer Woche steht im Abwasch.
»Am besten ist es, ich bleibe gleich hier«, erklärte sie lächelnd. »Mir stehen sowieso noch drei Wochen Urlaub zu. Auch würde man mir keine Schwierigkeiten machen, wenn ich um meine sofortige Kündigung bäte.«
»Das ist unmöglich, Ingrid. Du kannst nicht hierbleiben!«
Guidos Antwort war für sie wie eine eiskalte Dusche. »Und warum nicht, Guido?«
»Denke doch an die Kinder.«
»Kuni und Mathias sind gut aufgehoben. Sie können so lange, wie wir wollen, im Kinderheim bleiben.«
»Ingrid, du glaubst wohl, ich sei ein Millionär? Der Aufenthalt dort würde ein Vermögen verschlingen«, hielt er ihr ungehalten vor.
»Nein, Guido, da täuschst du dich. Ich brauche keinen Pfennig zu bezahlen.«
»Daß ich nicht lache! Ich kenne doch die Menschen. Man wird doch nicht so ohne weiteres zwei Kinder umsonst durchfüttern. Du bist und bleibst nach wie vor ein Kind, Ing-
rid.«
»Du kennst Frau von Schoenecker nicht.« Ingrids Wangen glühten wie im Fieber. »Sie gehört zu den wenigen gütigen Menschen, die das, was sie versprechen, auch halten«, rief sie aufgebracht.
»Das glaube ich nicht. Die gesalzene Rechnung wird dir noch zugeschickt werden. Verlaß dich darauf.«
»Diesmal irrst du dich.« Ingrids Erregung steigerte sich. Jäh fiel ihr ein, daß Guido sie nicht einmal geküßt hatte. Er saß ihr gegenüber wie ein Fremder. Seine dunklen Augen waren kalt auf sie gerichtet. »Guido, was ist nur los mit dir?« fragte sie verzweifelt. »Du bist so verändert. Liebst du mich denn nicht mehr?«
»Unsinn. Das alles hat doch nichts mit unserer Liebe zu tun.«
»Wirklich nicht?« Ingrid klammerte sich an die beiden kleinen Worte – unsere Liebe – wie an einen Rettungsanker. Sicher hatte Guido Sorgen. Vielleicht war das Haus verschuldet und er wußte nicht, wie er damit fertig werden sollte. »Guido, nicht wahr, die Erbschaft deines Onkels macht dir nur Kummer?« fragte sie leise.
Er fuhr sich mit beiden Händen durch das dichte dunkle Haar. Ingrid hatte ihm einen Ball zugespielt, den er geschickt auffing. »Ja, Ingrid, du hast recht. Ich hatte mir mehr erwartet. Die Erbschaftssteuern verschlingen fast alles.«
»Und das Haus? Ist es schuldenfrei?«
»Nein, leider nicht. Es ist mit Hypotheken über und über belastet. Vermutlich muß ich es aufgeben, um überhaupt etwas Geld in den Händen zu haben. Auch die Kanzlei ist alt und verstaubt und muß aufgemöbelt werden. Das bedeutet viel Arbeit und Konzentration. Deshalb wäre es für mich nur belastend, euch drei um mich zu haben.«
»Also, das ist es«, sagte sie erleichtert. »Trotzdem könnte ich doch bei dir bleiben. Glaub’ mir, Kuni und Mathias sind wirklich gut in diesem Sophienlust untergebracht.« Sie erzählte ihm nun mit wenigen Worten von der Stiftung der alten Sophie von Wellentin, die mittellosen Kindern zugute kam.
»Na ja, das klingt einleuchtend«, gab er widerwillig zu. »Aber es widerstrebt mir, so eine wohltätige Stiftung anzunehmen.«
»Ich lasse die Kinder auf alle Fälle dort.« Ingrid erwiderte seinen Blick fest. »Oder glaubst du, es ist gut, wenn man zwei so kleine Kinder den ganzen Tag allein läßt?«
»Frau Geitner paßt doch auf sie auf.«
»Was man so aufpassen nennt, mein Lieber. Frau Geitner ist dem Alkohol verfallen. Ich habe gehört, sie trinkt bereits am Vormittag Wein. Aber sei’s, wie es sei. Die Kinder bleiben in Sophienlust.«
»Du mußt wissen, was du tust!« rief er wütend. »Aber sollte man schließlich doch noch Geld verlangen, mußt du dafür aufkommen. Du läßt Kuni und Mathias gegen meinen Willen dort.«
»Guido, bitte, wir wollen doch nicht streiten«, lenkte sie ein. »Ich bekomme doch bestimmt auch hier in München eine Stellung als Krankenschwester.«
»Vielleicht, Ingrid. Trotzdem muß ich darauf bestehen, daß du wieder nach Maibach zurückkehrst. Schließlich hast du ja dort auch die Wohnung.«
»Die ich ohne weiteres aufgeben könnte, Guido.«
»Willst