Dr. Daniel Staffel 4 – Arztroman. Marie-Francoise
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»Das heißt, daß Ihre Sprechstunde jetzt zu Ende ist.« Dr. Scheibler seufzte. »So schön wie diese niedergelassenen Ärzte möchte ich es auch einmal haben.«
»Nicht so vorlaut, junger Mann«, entgegnete Dr. Daniel scherzhaft, weil er genau wußte, daß Gerrits Worte spaßhaft gemeint waren. »Schließlich haben einige dieser niedergelassenen Ärzte auch noch andere Verpflichtungen wie beispielsweise die eines Klinikdirektors.«
Dr. Scheibler lachte. »Ich weiß schon, Herr Direktor, Sie stehen meistens noch mehr im Stress als ich.«
»Hören Sie mir bloß mit dem Direktor auf«, knurrte Dr. Daniel. »Es reicht, wenn mir die gute Frau Bergmeier den Titel ständig um die Ohren haut.« Er seufzte. »Sie ist ja eine erstklassige Sekretärin und hat sich auch als Mädchen für alles bestens bewährt, aber sobald ich auch nur einen Fuß in die Klinik setze, schallt mir schon der erste ›Herr Direktor‹ entgegen.«
Wieder mußte Dr. Scheibler lachen. »Sie sind eben einfach zu bescheiden, Robert. Jeder andere würde bei dieser Anrede doch vor lauter Stolz platzen.«
»Kann schon sein«, murmelte Dr. Daniel, dann wechselte er spontan das Thema. »Also, Gerrit, wir sehen uns gleich.«
Dr. Daniel legte auf und sah Erika an. »Sie haben es ja gehört. Ich werde jetzt die Blutabnahme machen und die Probe dann gleich persönlich in die Klinik bringen.« Er lächelte die junge Frau an. »Keine Sorge, Erika, niemand wird erfahren, daß die Blutprobe von Ihnen ist. Und vielleicht stellen sich Ihre Beschwerden ja als harmlos heraus.«
*
In der Waldsee-Klinik herrschte noch die übliche Hektik, die die allabendliche Dienstübergabe mit sich brachte.
»Hallo, Papa, heute bist du aber früh dran«, stellte Dr. Stefan Daniel fest, als er seinem Vater in der Eingangshalle begegnete.
Dr. Daniel lächelte. »Gelegentlich ist auch meine Sprechstunde einmal pünktlich zu Ende. Und du? Hast du noch lange Dienst?«
Stefan seufzte und hob theatralisch beide Hände. »Du kennst Wolfgang, also weißt du auch, was er einem jungen und dynamischen Assistenzarzt so alles abverlangt.«
»Da hör einer an«, meinte Dr. Daniel lachend. »So schlimm kann’s wohl nicht sein, wenn du noch solche Scherze auf Lager hast.«
»Das ist nichts anderes als Galgenhumor«, stellte Stefan richtig. »Gerrit ist seit zwei Stunden im Labor, das heißt, daß mein lieber Herr Chefarzt nur mich hat, an dem er seine schlechte Laune auslassen kann. Wenn du vorhast, ihn jetzt noch aufzusuchen, dann warne ich dich lieber gleich: Mit Wolfgang ist heute nicht gut Kirschen essen.«
Dr. Daniel erwiderte nichts darauf, denn er wollte dieses Thema mit seinem Sohn nicht weiter ausdiskutieren, schließlich war Stefan ja wohl doch nicht ganz objektiv, wenn es um Dr. Wolfgang Metzler ging. Als Assistenzarzt bekam er die Strenge seines Chefarztes nicht gerade selten zu spüren, aber zumindest bisher hatte Dr. Metzler seine Kompetenzen ihm gegenüber nicht überschritten.
»Ich gehe jetzt erst mal zu Gerrit hinüber«, erklärte er schließlich, »und dann werde ich mal sehen, was an deinen Prophezeiungen über Wolfgang stimmt.«
»Jedes Wort, Papa«, verwahrte sich Stefan, dann wurde er ernst. »Wolfgang ist zur Zeit wirklich unausstehlich, das sage nicht bloß ich.«
Dr. Daniel nickte nur. Er hatte jetzt einfach nicht die Zeit, sich mit dem auseinanderzusetzen, was Stefan da andeutete. Im Augenblick mußte er sich erst mal dringend um Erikas Blutprobe kümmern, und er konnte nur hoffen, daß sich dabei nichts Schlimmes ergeben würde.
»Robert, da sind Sie ja.« Dr. Scheibler kam ihm auf dem Flur entgegen und begrüßte ihn mit einem herzlichen Lächeln, dann wies er auf die blutgefüllten Röhrchen in Dr. Daniels Hand. »Ich nehme an, das ist die besagte Probe.«
»Das ist doch selbstverständlich, Robert«, meinte Dr. Scheibler. »Ich bringe Ihnen das Ergebnis gleich nach Dienstschluß hinüber.«
»Das ist nicht nötig«, wehrte Dr. Daniel ab. »Ich bin sicher noch eine Weile hier in der Klinik. Alena möchte in der Gynäkologie etwas mit mir besprechen, außerdem will ich Wolfgang noch aufsuchen.«
»Viel Vergnügen.«
Forschend sah Dr. Daniel ihn an. »Was soll das heißen, Gerrit?«
»Das heißt nichts weiter, als daß sich mein werter Schwager allmählich in einen mittleren Tyrannen verwandelt hat«, erklärte Dr. Scheibler, dann seufzte er. »Sie wissen, daß ich Wolfgang wirklich gern mag. Seit er mir damals das Leben gerettet hat, sind wir gute Freunde geworden, aber für das, was er zur Zeit hier treibt, kann ich keinerlei Verständnis aufbringen. Bei mir traut er sich nicht so, aber was Stefan seit Wochen mitmachen muß…«
»Und warum spricht dann niemand mit mir?« fiel Dr. Daniel ihm ins Wort. »Immerhin bin ich Direktor der Waldsee-Klinik und kann Wolfgang in seine Schranken verweisen, wenn es nötig sein sollte.«
»Das ist genau der Punkt«, entgegnete Dr. Scheibler ernst. »Ich will erst herausfinden, was Wolfgang so unausstehlich macht. Es gibt da nämlich zwei Möglichkeiten: Entweder ist ihm der Chefarztposten zu Kopf gestiegen, oder er hat irgendwelche Probleme. Sollte sich ersteres herausstellen, dann werde ich Sie bitten, ihn ganz ordentlich zurechtzustutzen. Wenn er allerdings tatsächlich ernsthafte Probleme hat, dann braucht er keinen Anpfiff, sondern einen Freund, mit dem er darüber sprechen kann.«
»Das klingt einleuchtend«, meinte Dr. Daniel. »also schön, Gerrit, ich werde mich in diese Angelegenheit noch nicht einmischen, sondern abwarten, bis Sie mir Bescheid geben.«
»Danke, Robert.« Dr. Scheibler lächelte. »Auch wenn Sie es wahrscheinlich nicht hören wollen – Sie sind wirklich ein Klinikdirektor, wie man sich keinen besseren wünschen kann.«
*
Unmittelbar nach dem Gespräch mit Dr. Scheibler hatte sich Dr. Daniel auf den Weg in die Gynäkologie gemacht, doch hier mußte er von der Stationsschwester erfahren, daß Frau Dr. Alena Reintaler im Moment mitten in einer Untersuchung steckte.
»Nicht so schlimm«, meinte Dr. Daniel. »Dann gehe ich erst mal zum Chefarzt hinüber und komme danach wieder her.«
»Ich werde es Frau Dr. Reintaler ausrichten«, versprach Schwester Bianca.
Dr. Daniel bedankte sich, dann ging er in den anderen Flügel der Klinik und klopfte kurz darauf am Büro des Chefarztes an.
Dr. Wolfgang Metzler blickte bei seinem Eintreten auf, dann kam er um den Schreibtisch herum und reichte Dr. Daniel die Hand.
»Robert, ich bin froh, daß du hier bist«, erklärte er, und Dr. Daniel fiel der ausgesprochen ernste Gesichtsausdruck seines Freundes sofort auf. Allerdings konnte er sich bereits denken, was die Ursache dafür war, und auch die Bemerkungen von Stefan und Dr. Scheibler erschienen jetzt in einem völlig anderen Licht. Dr. Metzler war weder schlecht gelaunt, noch hatte er sich charakterlich verändert – er war einfach äußerst besorgt.
»Ich mache mir Sorgen um Erika«, fuhr er in diesem Moment auch schon fort, was Dr. Daniel in seiner Ahnung bestätigte. »Sie ist in letzter Zeit so blaß und scheint ständig müde zu sein.«
Dr. Daniel kämpfte einen Moment mit sich, dann entschloß er sich zur Wahrheit.