Dr. Daniel Staffel 4 – Arztroman. Marie-Francoise
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Trotzdem gelang es ihr nicht, sich vollends zu beruhigen, und so rief sie kurzerhand bei ihrem Onkel an.
»Onkel Toni, hier ist Gabi«, gab sie sich zu erkennen. Sie sprach schnell, um Zeit zu sparen – kostbare Zeit. »Weißt du, wo Harry jetzt ist?«
»Harry? Wieso?« Und dann begriff er plötzlich, daß es seine Nichte war, die da anrief und von der er seit Monaten nichts mehr gehört hatte. »Gabi, Kleines, wo um Himmels willen steckst du denn?«
»In Australien«, antwortete Gabriela knapp. Sie wußte, daß sie ihrem Onkel vertrauen konnte. Er würde niemandem ein Sterbenswörtchen verraten. Dann drängte sie. »Bitte, Onkel Toni, es ist sehr wichtig. Ich muß wissen, wo Harry ist, sonst kann ich vielleicht nie mehr in meine Heimat zurückkehren.«
»Genau weiß ich es nicht«, meinte Prof. Köster. »Aber nach allem, was ich zuletzt über ihn gehört habe, ist er angeblich in eine ganz exklusive Privatklinik in die Schweiz gegangen. Angeblich soll er dort bereits Chefarzt sein.«
»Danke, Onkel Toni!« rief Gabriela, und es klang fast wie ein Jubelschrei.
Am nächsten Morgen kündigte sie ihre Stellung und rief dann kurzerhand bei Erika an, um ihr zu sagen, daß sie in sechs Wochen in Bayern eintreffen würde.
*
Als Wolfgang Metzler erwachte, saß Dr. Daniel an seinem Bett. Wolfgang versuchte sich aufzurichten, doch das wollte ihm noch nicht so recht gelingen, weil er von dem starken Medikament immer noch ein wenig benommen war.
»Ich muß wohl eine halbe Ewigkeit geschlafen haben«, meinte er. »Wie spät ist es?«
»Kurz vor neun Uhr morgens«, antwortete Dr. Daniel, dann stand er auf. »Laß dir Zeit, Wolfgang. Du hast am späten Abend von Gerrit eine zweite Spritze bekommen, die dich den ganzen Vormittag über noch ein wenig müde machen wird. Es hat also keinen Sinn, wenn du versuchst aufzustehen oder gar zu arbeiten.«
Dr. Metzler nickte. »Ich werde die Zeit nützen, um über alles, was in den vergangenen Wochen passiert ist, gründlich nachzudenken.«
»Tu das, Wolfgang.« Dann lächelte Dr. Daniel. »Deiner Erika geht es übrigens gut, und du wirst es nicht glauben, aber während du geschlafen hast, hat sie eine Anästhesistin für die Klinik gefunden, die in ungefähr sechs Wochen hier sein wird.«
Auch Dr. Metzler lächelte jetzt. »Sie ist wirklich mein Goldstück. Wenn ich sie nicht hätte…« Er sah Dr. Daniel an. »Darf ich zu ihr hinübergehen?«
»Warte damit lieber noch ein bißchen, Wolfgang. Das Medikament wirkt noch nach, außerdem war ich vorhin gerade bei Erika und habe ihr deinen nächsten Besuch für die Mittagszeit angekündigt. Sie hat gemeint, daß sie dann versuchen würde, am Vormittag noch ein wenig zu schlafen.«
»In Ordnung, Robert.« Er legte eine Hand auf Dr. Daniels Arm. »Danke – vor allem für dein Verständnis. Das habe ich nach allem, was ich mir geleistet habe, eigentlich gar nicht verdient.«
Dr. Daniel zuckte die Schultern. »Darüber kann man geteilter Meinung sein, Wolfgang. Ich bin der Ansicht, daß man mit Verständnis vielleicht weiterkommt als mit unerbittlicher Strenge.«
Errötend senkte Dr. Metzler den Kopf. »Das war ein Wink mit dem Zaunpfahl, aber ich verspreche dir, daß ich mich bessern werde – oder genauer gesagt, ich versuche einfach wieder so zu werden, wie ich es früher war. Das hat mir auch Karina geraten, und jetzt weiß ich, daß sie damit recht hatte.«
Dabei fiel Dr. Daniel ein, daß er mit seiner Tochter eigentlich noch sprechen wollte. Er warf einen raschen Blick auf die Uhr. Eigentlich hätte er jetzt schon in der Praxis sein sollen.
Dr. Metzler bemerkte seine Unruhe. »Geh nur, Robert. Ich werde mich noch ein bißchen ausruhen, und alles andere muß ich dann ohnehin allein hinter mich bringen.« Er schwieg kurz, dann fügte er leise hinzu: »Dabei kann mir niemand helfen.«
Mit einer väterlichen Geste legte Dr. Daniel ihm eine Hand auf die Schulter. »Alle, die hier arbeiten, mögen dich, Wolfgang, also bin ich sicher, daß es dir niemand schwermachen wird, wieder von vorn zu beginnen.«
Dr. Metzler seufzte. »Hoffentlich hast du recht.«
*
Karina Daniel war gerade dabei, das Frühstück an die Patienten zu verteilen, als sie ihren Vater den Flur entlangkommen sah.
»Guten Morgen, Papa«, grüßte sie mit einem strahlenden Lächeln, das Dr. Daniel immer wieder so sehr an seine viel zu früh verstorbene Frau erinnerte. »Was treibt dich denn um diese Zeit schon in die Waldsee-Klinik?«
»Ich wollte nach Erika und auch nach Wolfgang sehen.«
»Bei Erika war ich heute auch schon«, erklärte Karina. »Obwohl sie vermutlich bis zur Geburt ihres Babys liegen muß, scheint sie ausgesprochen guter Dinge zu sein.« Dann wurde sie ernst. »Und wie geht’s Wolfgang?«
»Du klingst ja ziemlich besorgt, dabei bist du es doch selbst gewesen, die ihm als erste die Leviten gelesen hat.«
»Das war auch dringend nötig. Wolfgang hatte Stefan ohne Grund ausgeschimpft und ihn vielleicht sogar noch bestraft. Das mußte ich um jeden Preis verhindern, außerdem… es hat mir schon irgendwie weh getan, ihn so verändert zu sehen. Das war nicht mehr der Wolfgang Metzler, den ich zu Hause kennengelernt hatte.«
»Und in den du dich verliebt hast«, ergänzte Dr. Daniel.
Da lächelte Karina wieder. »Deine Formulierung ist nicht ganz richtig, Papa. Du mußt in der Vergangenheitsform sprechen, nicht in der Gegenwart.«
Dr. Daniel seufzte. »Das hast du schon öfter gedacht, aber irgendwann hat dich die Liebe zu Wolfgang dann doch immer wieder eingeholt.«
»Diesmal nicht«, entgegnete Karina voller Überzeugung. »Es ist vorbei, Papa – endgültig.«
»Was macht dich diesmal so sicher?«
»Zum einen habe ich gesehen, wie Wolfgang und Erika zueinander stehen. Meine Güte, Papa, eine Liebe, wie sie diese beiden verbindet, gibt es so selten, daß es ein Verbrechen wäre, sich dazwischenzudrängen.«
Besorgt runzelte Dr. Daniel die Stirn. »Diese Argumentation gefällt mir ganz und gar nicht, Karina. Wenn du deine Liebe nur verdrängst, weil sie dir aussichtslos erscheint…«
»Nein, Papa, so ist es nun auch wieder nicht«, fiel Karina ihm ins Wort. »Ich habe nämlich noch etwas anderes begriffen. Ich war die ganze Zeit in einen Traummann verliebt – so wie ich es damals schon immer gesagt habe. Wolfgang ist in mein Leben getreten wie der Held, den man aus Romanen kennt.« Sie lächelte. »Du weißt doch, wie romantisch ich schon immer gewesen bin. Und Wolfgang… er sieht blendend aus, ist so viel älter als ich, dazu noch seine sagenhafte Ausstrahlung. Ich mußte mich ja einfach in ihn verlieben – besser gesagt, in das, was er für mich darstellte, denn als einen Menschen, der eben auch Schwächen hat wie jeder andere, habe ich ihn nie gesehen. Das konnte ich erst, als ich ihn jetzt von einer völlig anderen Seite kennenlernte. Da wußte ich plötzlich, daß es das Bild des unfehlbaren Helden, das ich innerlich von ihm gezeichnet hatte, nicht gibt. Wolfgang ist ein Mensch, und wenn er