Dr. Daniel Staffel 4 – Arztroman. Marie-Francoise
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Gabriela schüttelte den Kopf. »Keinesfalls. Wenn Harry wirklich noch nach mir suchen sollte, dann würde er in Onkel Tonis Klinik wohl zuerst anfangen. Nein, Vati, ich habe ein Angebot von einer kleinen Klinik in Bayern erhalten. Erika arbeitet dort. Erika Wieland, du erinnerst dich doch sicher noch an sie.«
»Selbstverständlich.« Und dann dämmerte es ihm. »Ach, deshalb hat sie vor ein paar Wochen hier bei uns angerufen.« Er machte plötzlich ein bekümmertes Gesicht. »Aber ganz bis nach Bayern. Da werden wir dich ja kaum noch zu Gesicht bekommen.
Gabriela lächelte. »Wenn Erikas Angebot nicht gekommen wäre, dann wäre ich jetzt noch in Australien, und da hättet ihr mich noch viel weniger zu Gesicht bekommen.«
»Das ist auch wieder wahr«, stimmte Harald Köster seufzend zu, und dann überwog bei ihm doch die Freude, daß seine Tochter wieder zu Hause war – wenn es auch nur von kurzer Dauer sein würde.
*
Gabrielas Aufenthalt in Würzburg war tatsächlich von äußerst kurzer Dauer, denn bereits am darauffolgenden Montag machte sie sich auf den Weg nach Steinhausen, und schon ein erster Blick auf die sehr idyllisch am Waldsee gelegene Klinik genügte ihr, um zu wissen, daß sie sich hier wohl fühlen würde. Ganz tief atmete sie die würzige Luft ein und hatte plötzlich das Gefühl, erst jetzt wirklich zu Hause angelangt zu sein.
»Suchen Sie jemanden?«
Die tiefe Stimme, die so unerwartet hinter Gabriela erklang, ließ sie erschrocken herumfahren, und dann sah sie sich einem großen, schlanken Mann Ende Dreißig mit dichtem, dunklem Haar gegenüber. Das Lächeln, das er Gabriela schenkte, erreichte auch seine sanften grauen Augen.
»Nein, das heißt, ja, eigentlich schon«, stammelte Gabriela verlegen und wußte gar nicht, weshalb die Nähe dieses Mannes sie so sehr aus der Fassung brachte. »Ich soll mich hier vorstellen… besser gesagt… eigentlich suche ich erst mal meine Freundin.«
Der Mann lächelte. »Und wer ist Ihre Freundin?«
»Erika Wieland… nein, jetzt heißt sie ja anders. Sie hat geheiratet.« Was erzähle ich da eigentlich für einen Unsinn, dachte Gabriela dabei. Das alles interessierte ihn doch gar nicht.
Trotzdem gelang es ihr noch immer nicht, einen wirklich klaren Gedanken zu fassen.
»Erika ist hier Anästhesistin, das heißt… sie war Anästhesistin. Jetzt ist sie nämlich schwanger.«
»Ich glaube, da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen«, meinte der Mann schmunzelnd. »Ich will eigentlich nur meinen Freund besuchen, aber der ist hier immerhin Oberarzt und sollte daher über die Vorgänge in der Klinik Bescheid wissen.« Sein Blick wanderte zu dem kleinen Glashäuschen mit der Aufschrift Information, das in der Mitte der Eingangshalle stand und in dem normalerweise Martha Bergmeier, die als Sekretärin und Mädchen für alles fungierte, saß und ihre wachsamen Augen überall hinschweifen ließ. »Der hiesige Hausdrachen scheint ja heute Ausgang zu haben.«
Erschrocken sah Gabriela ihn an.
»War nicht so gemeint«, beeilte er sich zu versichern. »Ein wirklicher Drachen ist die gute Frau, die normalerweise hier sitzt, eigentlich nicht, aber sie erinnert mich immer an eine Lehrerin, die ich in der Grundschule hatte, und die hatte tatsächlich Haare auf den Zähnen.«
Gabriela mußte lachen. Dieser Mann war so unkompliziert und fröhlich – eine richtige Wohltat nach allem, was sie mit Harald erlebt und noch immer nicht ganz verarbeitet hatte.
»Franz, da bist du ja«, erklang jetzt eine andere männliche Stimme, die zu einem äußerst gutaussehenden Arzt gehörte. »Noch dazu in sehr charmanter Begleitung.«
»Irrtum, Gerrit. Wir sind uns zufällig begegnet, aber es ist ganz gut, daß du jetzt hier bist. Du kannst der jungen Dame sicher weiterhelfen. Sie ist auf der Suche nach ihrer Freundin.«
Der Arzt reichte Gabriela die Hand.
»Gerrit Scheibler«, stellte er sich vor. »Ich bin der Oberarzt hier an der Klinik. Ich nehme an, Ihre Freundin ist eine unserer Patientinnen?«
»Ja und nein«, antwortete Gabriela. »Im Augenblick ist sie wohl als Patientin hier, aber vorher hat sie als Anästhesistin an dieser Klinik gearbeitet.«
»Sie meinen Erika Metzler«, erklärte Dr. Scheibler und lächelte. »Dann sind Sie also unsere neue Kollegin.«
Gabriela nickte. »So wird es wohl aussehen.«
»Na, dann besuchen Sie jetzt erst mal Erika«, schlug Dr. Scheibler vor. »Sie wird sich freuen, Sie zu sehen. Und für den Nachmittag melde ich Sie beim Chefarzt und beim Direktor an, wenn es Ihnen recht ist.«
Gabriela nickte eifrig. »Sehr recht sogar. Ich möchte meine Stellung nämlich so bald wie möglich antreten.«
»Ich fürchte, das müssen Sie auch«, entgegnete Dr. Scheibler. »Wir müssen hier seit Monaten ohne festen Anästhesisten auskommen. Auf Sie wartet also eine Menge Arbeit.« Dann wies er zum linken Flügel der Klinik hinüber. »Dort drüben ist die Gynäkologie. Gehen Sie ins erste Stockwerk hinauf, Zimmer sieben. Da finden Sie Erika.«
»Danke, Herr Kollege.« Gabriela nickte den beiden Männern verabschiedend zu, wobei ihr Blick auf Dr. Scheiblers Freund besonders lange ruhte, dann machte sie sich auf den Weg zu Erika.
»Eine reizende junge Frau.«
Dr. Scheibler sah seinen Freund lächelnd an. »Oho, wird der eiserne Junggeselle da etwa schwach?«
Dieser nickte. »Könnte schon sein.«
*
Erika erschrak zutiefst, als Gabriela ihr Zimmer betrat, versuchte es aber zu verbergen, was ihr nicht so ganz gelang.
»Ich habe mich ziemlich verändert, seit wir uns das letzte Mal gesehen haben«, meinte Gabriela, zögerte einen Moment und umarmte ihre Freundin dann.
»Ja, das stimmt«, gab Erika offen zu, dann lächelte sie. »Trotzdem freue ich mich, daß du hier bist, Gabi. Und die Veränderungen – die sind doch nur äußerlich.«
Gabriela seufzte. »So ganz stimmt das wohl nicht. Ich fürchte, die Beziehung zu Harry… und vor allem das Ende dieser Beziehung haben mich auch innerlich geprägt. Es war… sehr unerfreulich – und das ist noch recht harmlos ausgedrückt. Schon vor Monaten haben wir uns getrennt, aber es war leider eine Trennung ohne Ende.« Mit einer fahrigen Handbewegung strich Gabriela ihr langes, dunkles Haar zurück. Es schmerzte sie, über all das zu sprechen, trotzdem drängten die Worte förmlich aus ihr hervor. Es war, als müsse sie sich endlich alles von der Seele reden. »Nach unserer gemeinsamen Zeit in dieser tollen Privatklinik, die schließlich Konkurs anmelden mußte, war ich eine ganze Weile arbeitslos, aber dann wurde eine Anästhesistenstelle in der Klinik meines Onkels frei. Und etwa zeitgleich lernte ich Harry kennen – einen erstklassigen Chirurgen. Wir arbeiteten etliche Jahre zusammen und kamen uns dabei auch privat näher.« Sie senkte den Kopf. »Wir waren verlobt, und ich… ich habe an die wahre Liebe geglaubt, doch dann…« Sie atmete tief durch, als hätte sie auf diese Weise mehr Kraft, um über alles weitere zu sprechen. »Ich mußte erfahren, daß ich für Harry nur ein Mittel zum Zweck gewesen war. Er wollte unbedingt Chefarzt und später