Die amerikanischen Präsidenten. Barbara Friehs
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die amerikanischen Präsidenten - Barbara Friehs страница 4
George Washington lehnte es ab, sich ein drittes Mal für das Präsidentenamt zu bewerben. Diese Entscheidung Washingtons hatte für alle seine Nachfolger die Begrenzung der Amtszeit auf zwei Perioden zufolge und prägte somit von Anfang an die politische Kultur der USA mit. In seiner Abschiedsrede ermahnte er die Amerikaner nochmals, an der Einheit der Union festzuhalten, stets das Gesamtwohl des ganzen Landes im Auge zu haben, Machtmissbrauch durch die Regierung zu verhindern, die Trennung der Gewalten sicherzustellen und die Gesellschaft auf religiöse und moralische Werte aufzubauen. George Washington empfahl auch, in Frieden mit anderen Ländern zu leben und kriegerische Auseinandersetzungen zu vermeiden. Er sah die Interessen Europas in eine andere Richtung gehen als jene der USA und sprach sich demnach auch für eine stärkere außenpolitische Isolierung aus.
George Washington zog sich nach seiner zweiten Amtszeit zunächst ins Privatleben zurück, wurde aber 1798 von seinem Nachfolger im Präsidentenamt, John Adams, aufgrund der Krise mit Frankreich abermals zum Oberbefehlshaber der Armee der Vereinigten Staaten ernannt. Der Konflikt konnte schließlich friedlich beigelegt werden und George Washingtons Einsatz war nicht mehr erforderlich. Am 14. Dezember 1799 starb er auf seinem Landsitz in Mount Vernon, Virginia, im Alter von siebenundsechzig Jahren. Er hinterließ ein beträchtliches Vermögen und hatte in seinem Testament verfügt, dass nach seinem, bzw. dem Tod seiner Frau, alle ihre Sklaven freizulassen seien.
JOHN ADAMS
* 30. Oktober 1735 in Braintree, Massachusetts
† 4. Juli 1826 in Quincy, Massachusetts
2. Präsident der USA (1797–1801) – Föderalist
»Er meint es gut mit seinem Land, ist immer ein ehrlicher, oft ein weiser Mann, aber manchmal und in manchen Dingen absolut von Sinnen.«
(BENJAMIN FRANKLIN ÜBER JOHN ADAMS IN EINEM BRIEF
AN ROBERT LIVINGSTON VOM 22. JULI 1783)
John Adams wurde am 30. Oktober 1735 in Braintree, Massachusetts geboren. Seine Familie war aus England emigriert und lebte von der Tätigkeit des Vaters als Farmer und Schuhmacher. John Adams wuchs in einfachen Verhältnissen auf und stellte sich seine Zukunft ebenfalls als Farmer vor, da er das Interesse an schulischer Bildung zeitweilig verlor. Von geringer Körpergröße, wenig umgänglich, launenhaft und an Depressionen leidend, suchte er lange kaum Kontakt zu seinen Mitmenschen.
Seine Eltern drängten ihn, das 1636 gegründete Harvard-College zu besuchen, wo er bis 1755 studierte. Er begann seine berufliche Karriere als Grundschullehrer in Worcester – eine Tätigkeit, an der er sehr schnell jegliches Interesse verlor. Gleichzeitig verwehrte er sich gegen den elterlichen Wunsch, den Priesterberuf zu ergreifen. Stattdessen begann er wenig später ein Studium der Rechtswissenschaften und erhielt 1758 seine Zulassung als Anwalt. Nebenbei betätigte er sich auch als Schriftsteller.
Einige Jahre später heiratete er Abigail Smith, die politisch interessierte Tochter eines Geistlichen, die sich sehr für die Rechte von Frauen einsetzte. Sie schenkte ihrem Mann sechs Kinder – der älteste Sohn, John Quincy Adams, sollte zum sechsten Präsidenten der USA werden – und übte von Anfang an starken Einfluss auf die politische Karriere ihres Mannes aus.
Anfangs machte sich John Adams einen Namen als Verfassungsrechtler und verfasste 1765 anonym vier Artikel in der »Boston Gazette«, in denen er sich mit dem Konflikt zwischen Individualismus und Herrschaft auseinandersetzte. 1765 hatte das britische Parlament das so genannte »Stempelsteuergesetz« verabschiedet. Dieses legte fest, dass ein kostenpflichtiger Stempel auf alle Druckstücke in den Kolonien anzubringen sei. Ziel war es, Geld einzunehmen, um die Kosten der Verteidigung der Kolonien abzudecken, was dort zu großen Proteststürmen führte. Im selben Jahr verfasste John Adams eine Rede für den Gouverneur und begründete die Rechtswidrigkeit der Stempelsteuer damit, dass das Gebiet von Massachusetts keine Vertretung im britischen Parlament hätte. Als 1770 britische Soldaten im Boston-Massaker das Feuer auf protestierende Menschen eröffneten und fünf Männer töteten, übernahm John Adams allerdings die Verteidigung der Soldaten. Dies brachte ihm große öffentliche Kritik ein, obwohl er die Meinung vertrat, dass jeder das Recht auf einen fairen Prozess hätte.
Seiner politischen Karriere schadete das nicht, und 1774 wurde John Adams, zunächst auf dem ersten und ein Jahr später auch auf dem zweiten Kontinentalkongress, Abgeordneter seiner Kolonie. Dort sprach er sich offen für die Unabhängigkeitserklärung Amerikas von Großbritannien aus. John Adams war auch Mitglied des Komitees, welches die Unabhängigkeitserklärung verfassen sollte, wobei Thomas Jefferson die Hauptverantwortung übertragen wurde. John Adams selbst forderte in seiner Streitschrift »Thoughts of Government«, die er 1776 verfasste, eine republikanische Regierung, häufige Wahlen, eine Legislative aus Ober- und Unterhaus, eine mit Vetorecht ausgestattete Exekutive und eine unabhängige Gerichtsbarkeit. Er sprach sich vehement gegen die Erblichkeit von Ämtern aus und unterstützte das Rotations-Prinzip bei der Besetzung von Machtpositionen. In einer Resolution vom 10. Mai 1776 rief er alle Kolonien dazu auf, souveräne, vom Mutterland unabhängige Organe einzusetzen. John Adams wurde vom zweiten Kontinentalkongress auch mit der Funktion eines »Kriegsministers« betraut, war Mitbegründer der amerikanischen Marine und unterstützte die Errichtung der Militärakademie von West Point, New York.
Die Spannungen mit England verschärften sich und der Wunsch nach einer Trennung vom europäischen Mutterland nahm angesichts der Gefechte bei Lexington, Concord und Bunker Hill immer weiter zu. 1777 brach John Adams in diplomatischer Mission nach Frankreich auf und war auch als Unterhändler in Holland tätig. 1780, zu einem Zeitpunkt, als der Abschluss eines Friedensvertrages mit England noch in weiter Ferne lag, setzte sich John Adams bereits für gute Beziehungen mit diesem Land ein. Am 30. November 1782 gelang es ihm auch, Vorvereinbarungen für einen Friedens- und einen Handelspakt zwischen den USA und England zu treffen. Dies geschah in direkten Verhandlungen mit England und ohne, dass die französische Regierung darüber informiert worden wäre, da sie solche Beziehungen zwischen England und den USA abgelehnt hätte. Der eigentliche Friedensvertrag wurde dann 1783 unterzeichnet, womit der Unabhängigkeitskrieg beendet war.
John Adams gelang es auch, ein Freundschafts- und Handelsabkommen mit Preußen zu erzielen und holländische Anleihen auszuhandeln. In den Jahren 1785 bis 1788 war er als erster amerikanischer Gesandter in London tätig. Dort verfasste er eine weitere Schrift, die vor einseitiger Machtkonzentration warnte und eine ausgeglichene Gewaltenteilung von Legislative, Exekutive und Judikative propagierte, um der Gefahr von Tyrannei vorbeugen zu können. Der Französischen Revolution stand er, ganz anders als Thomas Jefferson oder James Madison, eher kritisch gegenüber, da er den unkontrollierten politischen Einfluss des Volkes als Gefahr ansah.
Als 1796 die Amtszeit von George Washington zu Ende ging und dieser auf eine neuerliche Kandidatur verzichtete, kam es zu einem intensiven Wahlkampf zwischen seinen beiden Vizepräsidenten John Adams, der seit 1789 dieses Amt bekleidete, und Thomas Jefferson. 1796 gewann John Adams die Präsidentschaftswahlen gegen Jefferson, der das Amt des Vizepräsidenten übernahm, und sah sich gleich zu Beginn seiner Amtszeit mit großen Problemen konfrontiert. Der Gegensatz zwischen den Föderalisten und den republikanischen Oppositionellen wurde immer größer. Zudem drohte die Gefahr eines Krieges mit Frankreich, da sich die Beziehungen weiter verschlechterten, obwohl John Adams mit allen Mitteln versuchte, einen militärischen Konflikt zu verhindern. 1796 brachte die französische Marine amerikanische Handelsschiffe auf und man weigerte sich, den neuen amerikanischen Gesandten in Frankreich zu empfangen. Dennoch gelang es John Adams auch gegen den Widerstand in den eigenen politischen Reihen, 1798 einen Friedensvertrag mit Frankreich zu unterzeichnen.
John Adams verfolgte einen autokratischen Führungsstil, der ihm nicht nur viel Kritik einbrachte, sondern