Moonlight Romance Staffel 2 – Romantic Thriller. Scarlet Wilson
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Der Wind frischte auf, griff mit kalten Händen nach dem Mann, der völlig allein zu sein schien. Die Schleierwolken über dem Kanal lösten sich auf, der zunehmende Mond schob sich nun über das Wasser und streute Silbertaler darauf. Es wurde so dunkel, dass man die Umgebung mehr erahnen als erkennen konnte. Der Mann aber kannte sich bestens aus. Er passierte die Mooreiche und blieb dann stehen, denn er wusste, dass hinter dem Baum das schwimmende Land begann. Es war ein tückischer Landstrich, der sich ständig veränderte. Niemand konnte mit Sicherheit sagen, ob da, wo gestern noch fester Boden gewesen war, nun kein Moorloch entstanden war. Unter dem harten Gras, das hier wuchs, lag oft metertiefer Morast. Selbst bei Tage war es nicht sicher, das Moor zu betreten. In der Dunkelheit aber konnte jeder weitere Schritt den sicheren Tod bedeuten.
Der Mann wartete. Während der Mond über dem Kanal allmählich höher stieg, regte sich ringsum nichts. Schon fragte er sich, ob er umsonst den Weg hierher gegangen war. Hatte der andere ihn versetzt? Hatte er gar nicht die Absicht gehabt, zu diesem Treffen zu kommen? Waren seine Worte nur Lippenbekenntnisse gewesen, ausgesprochen, um ihn hinzuhalten?
Wenn dem so war, würde der Betrüger dafür zahlen. So leicht war er nicht an der Nase herum zu führen, denn er hatte einen Trumpf in der Hinterhand. Und er war entschlossen, ihn auszuspielen, wenn der andere ihn wirklich betrügen sollte.
Ein Rascheln ganz in der Nähe erregte seine Aufmerksamkeit. Er wandte den Blick und schaute sich um. War es ein Tier, das durchs Unterholz schlich auf der Suche nach Nahrung? Nein, es klang anders, wie … Schritte. Tatsächlich, da kam jemand.
Kurz blitzte ein punktförmiges Licht auf, wie von einer Taschenlampe. Der andere schien den Weg nicht so gut zu kennen, er musste sich erst orientieren. Der Mann lächelte verächtlich. Er war plötzlich überzeugt, in der besseren Position zu sein. Und er hatte das deutliche Gefühl, dass er alles erreichen konnte, was er wollte.
Das grundlose Triumphgefühl verschwand ebenso schnell wie es gekommen war, ließ nur eine leise Unsicherheit zurück und die Gewissheit, wie wichtig es sein würde, vorsichtig zu bleiben.
Dem anderen war nicht zu trauen. Er musste nun buchstäblich mit allem rechnen, denn er hatte ihm sozusagen die Pistole auf die Brust gesetzt. Vielleicht war es doch keine so gute Idee gewesen, sich hier zu treffen, dermaßen abgeschieden, weit fort von allen anderen. Ging etwas schief, dann gab es keine Möglichkeit, Hilfe zu holen. Er war auf sich allein gestellt. Und sein Gegner hatte nun ebenfalls den Treffpunkt erreicht. Die Taschenlampe erlosch, als er neben ihn trat. Ein kurzer Händedruck, dann sagte der andere: »Es tut mir leid, dass ich dich habe warten lassen, aber ich bin noch aufgehalten worden.«
»Ist schon gut, ich bin auch eben erst gekommen«, flunkerte er. »Hauptsache, du hast das, was ich will.«
»Gewiss.« Ein leises Lachen folgte, das seltsam deplatziert wirkte. »Du wirst dich wundern!«
»Ich verlange keine Unsumme für mein Schweigen, nur eine angemessene Bezahlung. Schließlich muss ich ja von etwas leben. Und du weißt, dass du dich auf mich verlassen kannst. Ich werde dich nicht betrügen. Wir sind doch schon immer gut miteinander ausgekommen.«
»Natürlich. Wir sind Freunde«, versicherte der andere. Doch er betonte das Wort »Freunde“ merkwürdig.
»Also gib mir das Geld, damit ich von hier wegkomme. Bei aller Liebe, aber dieser Treffpunkt ist wirklich nicht nach meinem Geschmack.«
»Wäre es dir in ›Ivy-House‹ lieber gewesen, unter den Augen der anderen?«
»Natürlich nicht. Machst du Witze?«
»Niemals. Schon gar nicht beim Geld. Man sagt ja, dass da die Freundschaft aufhört. Nur gut, dass es bei uns anders ist.« Er deutete nach vorne. »Ich habe das Geld hinter dem Baum vergraben. Man weiß nie, wer einen beobachtet und dann seinen Anteil fordert. Hier draußen ist es sicher. Wir müssen es nur noch holen.«
»Nimm die Taschenlampe. Hinter der Mooreiche beginnt das schwimmende Land. Ich hab keine Lust, dort stecken zu bleiben.«
Der andere lachte wieder. »Sei doch kein Hasenfuß. Das Geld ist ja direkt beim Baum. Nun komm schon, du kannst mir leuchten, während ich es ausgrabe. Einverstanden?«
»Na schön, aber beeil dich. Ich will hier weg.«
»Dir ist es wohl nicht geheuer? Das schlechte Gewissen vielleicht? Also, ich habe damit kein Problem.«
»Klar, wenn man kein Gewissen hat …«
Der andere steuerte den Baum an, ging noch ein Stück und blieb dann stehen. Als er sich umdrehte, hielt er einen Klappspaten in der Hand. Doch er hatte nicht vor, damit etwas auszugraben. Er benutzte den Spaten als Waffe. Und um nächsten Augenblick explodierten vor den Augen seines Begleiters tausend Sterne …
*
Es war kalt, schwer und feucht. Sein Körper schien in einen alten Sack eingewickelt unter der Erde zu liegen. Doch er spürte noch etwas, sein Herz klopfte und er atmete. Er lebte. Aber es war, als sei er bereits tot. Er wusste nicht, wie lange er sich schon in diesem unnatürlichen Zustand befand, als er mühsam die Augen öffnete.
Zunächst sah er gar nichts. Dunkelheit umgab ihn, feuchte, stickige Luft, ein Geruch nach Moder und Fäulnis. Er hob die Arme, meinte, im nächsten Moment gegen einen Sargdeckel zu stoßen. All die Bilder aus den Horrorfilmen, die er irgendwann einmal gesehen hatte, kamen ihm in den Sinn.
Doch über ihm war nichts. Aber da war etwas anderes. Ein schmatzendes, saugendes Geräusch. Und dann so etwas wie ein träges Plätschern. Er riss die Augen weit auf. Und dann sah er doch etwas. Über dem Schwarz, das ihn umgab, lag ein helleres Grau und darin funkelte etwas.
Der Himmel, die Sterne! Diese Erkenntnis konnte ihn nur kurz trösten. Er war zwar frei, nicht unter der Erde gefangen, wie er zunächst geglaubt hatte. Doch er war trotzdem ein Gefangener. Und seine Lage schien nicht besser zu sein als die eines lebendig Begrabenen. Denn er befand sich im Moor!
Verzweiflung und Todesangst erfüllten ihn bei diesem Gedanken. Sie glichen einer hohen Welle, die ihn einfach unter sich begrub und damit jede Hoffnung fortnahm.
Wie war er hierher gelangt? Er dachte daran, dass er sich stets vorsichtig bewegt und ständig neu orientiert hatte. Im Grunde war es unmöglich, dass er ein Opfer des schwimmenden Landes geworden war. Und doch konnte es keinen Zweifel geben. Die feuchte Kälte, die ihn bis zur Brust einhüllte. Und die Leere unter seinen Füßen, die keinerlei Halt finden konnten …
Ein zittriger Seufzer entrang sich seiner Brust. Sollte es so enden? Hatte er denn einen dermaßen schweren Fehler begangen, als er sich selbst überschätzt hatte? Oder war sein Verhängnis vielmehr, dass er den anderen unterschätzt hatte?
»Hilfe!« Seine Stimme war kaum zwei Meter weit zu hören. Er klapperte mit den Zähnen, fühlte eine eisige Lähmung, die nach und nach von seinem ganzen Körper Besitz ergriff. Es konnte keine Rettung geben, das ahnte er. Zu tief steckte er bereits im Morast. Und es war niemand in der Nähe, der ihm hätte helfen können. Sein Mörder hatte gewiss längst das Weite gesucht.
Noch einmal versuchte er es, wider besseres Wissen: »Hilfe!« Schon etwas kräftiger gellte sein Schrei über das vom Mond beschienene Moor. Und doch war es sinnlos. Denn in der näheren Umgebung stand kein Haus, hier lebte niemand. Außer vielleicht … Er dachte an die Moorbewohnerin, die manchmal hier herum schlich und ihn womöglich gehört hatte. Kurz stieg neue Hoffnung in ihm auf und er schrie noch einmal aus Leibeskräften um Hilfe.