Moonlight Romance Staffel 2 – Romantic Thriller. Scarlet Wilson
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»Ich bin der Hausarzt Ihrer Großtante Alice Tumbrill«, sagte der Anrufer in die entstandene Stille hinein.
»Das kann nicht sein, ihr Hausarzt ist Dr. Jefferson. Ich weiß nicht, wer Sie sind und was Sie von mir wollen, Mr. Lancaster, aber ich habe jetzt auch keine Zeit, es herauszufinden. Leben Sie wohl.« Sie wollte das Gespräch beenden, da hörte sie den Anrufer sagen: »Ich habe die Praxis des Kollegen Jefferson vor zwei Jahren übernommen. Seitdem betreue ich auch Ihre Großtante.«
Sarah zögerte einen Moment. Ihr wurde bewusst, dass der Mann durchaus die Wahrheit sagen konnte. Sie war lange nicht auf Harper-Island gewesen. Seit ihr Leben sich in London abspielte, war ihr Kontakt zur Großtante immer sporadischer geworden. Die ewigen Streitereien mit David hatten dazu beigetragen, dass sie schon seit einer ganzen Weile nicht mehr nach ›Ivy-House‹ gefahren war. Aber war es denn wirklich schon mehr als zwei Jahre her …
»Es tut mir leid, Frau Kollegin, ich muss Ihnen eine traurige Mitteilung machen«, erklärte Dr. Lancaster nun sachlich. »Ihre Großtante ist gestern verstorben. Sie war schon seit einigen Monaten krank. Das Ende war abzusehen. Mein Beileid. Es mag ein Trost für Sie sein, dass sie ganz friedlich eingeschlafen ist und nicht leiden musste.«
Sarah war mitten auf dem Klinikgang stehen geblieben und starrte reglos vor sich hin. In ihrem Kopf überschlugen sich die Gedanken. Die Bilder des Albtraums liefen noch einmal vor ihrem geistigen Auge ab, mischten sich mit den unzähligen Erinnerungen aus der Kindheit und verblassten schließlich vor dem Schmerz, der ihr Herz erfüllte und die Tränen fließen ließ.
Tante Alice war tot? Die Frau, die ihr näher gestanden hatte als jeder andere Mensch, die wie eine Mutter für sie gewesen war, lebte nicht mehr?
»Warum haben Sie mich nicht früher informiert?«, fragte sie mit belegter Stimme und wischte sich über die Augen. »Ich hatte keine Ahnung … Was fehlte meiner Großtante denn überhaupt?«
»Das Herz. Es war eine altersbedingte Herzschwäche. Sie hat die Erkrankung lange nicht ernst genommen. Sie wissen ja sicher, wie aktiv sie noch bis ins hohe Alter gewesen ist. Ich habe ihren Zustand mittels Medikation stabil halten können. Die Verschlechterung trat dann ganz plötzlich ein, wie das oft in solchen Fällen geschieht. Außerdem wollte Ihre Großtante nicht, dass Sie etwas davon erfahren. Sie hat mich und auch Ihren Bruder öfter gebeten, Ihnen nichts zu sagen.«
»Aber warum? Ich begreife das nicht! Ich hätte sie so gerne noch einmal gesehen. Hätte ich das gewusst …«
»Sie wollte, dass Sie sie so in Erinnerung behalten, wie sie früher war. »Sarah hat den ganzen Tag mit Kranken zu tun, sie soll sich nicht auch noch in ihrer Freizeit damit beschäftigen müssen«, sagte sie einmal zu mir. Sie war ein eigenwilliger Mensch.«
»Wann ist die Beerdigung? Ich komme natürlich.«
»Übermorgen. Ich habe mich um alle Formalitäten gekümmert. Rufen Sie mich bitte an, wenn Sie wissen, wann genau Sie ankommen, dann schicke ich Jones mit dem Boot, damit er Sie abholen kommt.«
»Ich würde gerne noch mit meinem Bruder reden.«
»Es tut mir leid, Frau Kollegin, David ist momentan nicht hier. Sie müssen schon mit mir vorlieb nehmen.«
»Dann standen Sie meiner Großtante wohl nahe. Ich meine, wenn Sie sich um alles hier gekümmert haben …«
Dr. Lancaster zögerte kurz, eh er klarstellte: »Ich habe zu all meinen Patienten ein gutes Verhältnis. Meine Praxis ist zwar in Plymouth, aber ich bin meist unterwegs. Sie wissen sicher, dass der Beruf des Landarztes allmählich ausstirbt. Viele Menschen hier in der Gegend leben auf abgelegenen Gütern oder in Herrenhäusern, zu denen nur Privatstraßen führen. Oft ist mein Besuch der einzige, den sie erhalten. Und dann wird der Arzt leicht auch zum Seelsorger …«
Sarah sagte dazu nichts. Sie wollte sich erst ein Bild von Dr. Lancaster machen, ihn persönlich kennen lernen, bevor sie ihn einschätzte. Sie versprach, sich bei ihm zu melden, versuchte aber gleichzeitig, auch ihren Bruder zu erreichen. Allerdings schien David wieder einmal unterwegs zu sein. Sein Handy war abgeschaltet, sie landete nur auf der Mailbox.
Trotzdem hinterließ sie ihm eine Nachricht, denn Sarah hielt es durchaus für möglich, dass ihr Bruder noch nichts vom Tod der Großtante wusste. Er war viel gereist in den vergangenen Jahren, natürlich stets auf Alice Rechnung. Nun würde sich für ihn einiges ändern. Sarah wusste, dass sie beide den Besitz der Großtante zur Hälfte erben würden.
»Frau Kollegin, wo bleiben Sie denn?« Der Oberarzt stand plötzlich vor ihr und musterte sie ungehalten. Da wurde Sarah erst bewusst, was sie zu tun hatte. Die Nachricht vom Tod ihrer Großtante hatte sie völlig aus der Bahn geworfen. Sie erklärte ihrem Vorgesetzten, was geschehen war, und bat zugleich um ein paar freie Tage.
Dr. Mason war davon nicht begeistert, hieß das doch, den gesamten Dienstplan umzustellen. Doch er zeigte Verständnis und ließ Sarah sofort gehen. Als sie ihre Sachen im Ärztebüro zusammenraffte, erschien Rita und musterte sie überrascht.
»Du machst schon Feierabend? Was ist denn los? Geht es dir nicht gut?«
»Kann man sagen. Tante Alice ist gestorben, ich muss zur Beerdigung nach ›Ivy-House‹.«
»Oh, Sarah, das tut mir ja so leid. Ich weiß, sie war wie eine Mutter für dich, nicht wahr?« Sie umarmte die Freundin, der schon wieder die Tränen kamen. »Kann ich etwas für dich tun, dir irgendwie helfen?«
Sarah schüttelte den Kopf und lächelte tapfer. »Das ist lieb von dir, aber da muss ich alleine durch. Ich wünschte nur, ich hätte sie in den letzten Jahren besucht. Nun bereue ich, dass ich so lange nicht auf Harper-Island gewesen bin. Aber jetzt ist es zu spät …«
*
Sarah fuhr von der Klinik aus sofort nach Hause und packte eine Reisetasche. Sie erkundigte sich nach dem nächsten Zug, der bis Land’s End fuhr, allerdings gab es an diesem Tag keine direkte Verbindung mehr. Sie kam nur bis Plymouth oder musste bis zum nächsten Morgen warten. Also entschied sie sich für Letzteres, rief Dr. Lancaster an und ließ ihn wissen, dass sie am nächsten Vormittag in Land’s End sein würde. Der Hausarzt versprach, den Verwalter mit dem Boot zu schicken.
Dann versuchte Sarah noch einmal, David zu erreichen, doch sie landete nur wieder auf der Mailbox seines Handys.
»David, ruf mich zurück«, bat sie eindringlich. »Ich nehme an, dass Dr. Lancaster dich bereits darüber informiert hat, was geschehen ist. Und ich kann nur hoffen, dass du wenigstens so viel Anstand besitzt, zu Tanze Alice Beerdigung zu kommen!« Sie ärgerte sich schon wieder über ihren Bruder, legte das Telefon weg und trat in ihrem kleinen, gemütlich eingerichteten Wohnraum hinter die große Panoramascheibe. Der Ausblick über die Stadt war hier, im vierten Stock, großartig. Das unendlich scheinende Häusermeer, im Südosten überragt vom Tower, in westlicher Richtung vom Regierungsviertel Westminster, dem Buckingham-Palast und dem Riesenrad, das in der Abenddämmerung weithin leuchtete. Dann das breite Band der Themse, auf dem die Positionslichter der Schiffe schimmerten, und die prägnante Tower-Brigde, über die der Verkehr gleichmäßig floss.
Als Sarah hier eingezogen war, hatte sie stundenlang hinter dem Fenster gestanden und fasziniert nach draußen gestarrt. Im Laufe der Zeit hatte sie sich an den Ausblick gewöhnt. An diesem dunstigen Sommerabend aber empfand sie nichts. Ihr Herz war voller Traurigkeit und sie fühlte sich schrecklich einsam. Dabei kehrte sie in Gedanken nach Harper-Island zurück und in eine Vergangenheit,