Moonlight Romance Staffel 2 – Romantic Thriller. Scarlet Wilson
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»Nein, ich bleibe ein paar Tage. Ich möchte auf David warten. Und ich werde den Nachlass regeln. Tante Alice hat mich schon vor Jahren über alles informiert.«
Dr. Lancaster lächelte bemüht. »So, nun, dann bleibt mir ja hier nichts mehr zu tun. Sollten Sie aber meine Hilfe oder meinen Rat benötigen, zögern Sie bitte nicht und rufen Sie mich an. Ich bin immer für Sie da.«
»Das ist nett von Ihnen.« Sarah nahm die Visitenkarte, die er ihr reichte.
Schon wenig später verabschiedete James Lancaster sich. Sarah begleitete ihn noch hinaus, dann ging sie auf ihr Zimmer, denn sie spürte nun die Müdigkeit eines langen Tages voller Eindrücke. Sie duschte und legte sich in ihr altes Bett, das sich sogleich wieder vertraut anfühlte. Kaum war sie eingeschlafen, begannen aber die Albträume. Und diesmal war es schlimmer als jemals zuvor …
Sarah hetzte im Traum über das Moor. Ein unheimlicher Verfolger war ihr dicht auf den Fersen. Todesangst trieb sie an, denn sie wusste, dass es aus war, wenn er sie erreichte. Er würde keine Gnade kennen und niemand würde ihre Todesschreie hören. Dann trat sie plötzlich ins Leere. Ihr rechtes Bein versank in einem Moorloch. Ein Ruck ging durch ihren schlanken Körper, als sie bis zur Hüfte im Morast unterging. Sie wollte schreien, doch der Schock, den der eiskalte Schlamm ihr versetzte, war lähmend. Schwer atmend versuchte sie, sich zu befreien. Sie grabschte nach einem nahen, niedrigen Busch, aber das spröde Holz brach. Durch die hektische Bewegung wurde Sarah nur tiefer ins Moor gedrückt. Nun stand ihr der Morast bereits bis zu den Schultern. Sie schluchzte verzweifelt auf. Tränen liefen über ihre Wangen, Verzweiflung und Todesangst in nie gekanntem Ausmaß schüttelten sie.
Hatte sie aber geglaubt, das Schlimmste zu durchleiden, was möglich war, sie wurde eines weitaus Schlechteren belehrt.
Im nächsten Moment klang ein Ruf an ihr Ohr. Wie das leise Echo einer Stimme, die sie gut kannte.
»Sarah!« Sie verwehte über dem vom Mond beschienenen Moorland, wiederholte sich aber gleich darauf wieder. »Sarah, komm zu mir! Ich warte auf dich!«
»David?« Sie rief nach ihrem Bruder, denn sie war fast sicher, dass er sie suchte, dass seine Stimme ihren Namen gerufen hatte. Kam David, um ihr zu helfen? Plötzlich stieg neue Hoffnung in ihr auf und vertrieb für einen Moment die tiefschwarze Qual.
»David, ich bin hier! Bitte, hilf mir!« Sie lauschte angestrengt und im nächsten Moment meinte Sarah, Schritte zu hören. Tatsächlich, da kam jemand! Es musste ihr Bruder sein, er würde sie retten! Fast euphorisch schrie sie seinen Namen. Doch was ihr antwortete, war nur die Stille. Sie war weiterhin allein, da war niemand, der ihr helfen, sie retten konnte.
Und dann geschah etwas, das Sarah an ihrem Verstand zweifeln ließ. Sie steckte nun bis zum Kinn im Morast. Es war nur noch eine Frage von Minuten, bis sie endgültig im Moor versank. Sie hatte es aufgegeben, sich gegen ihr grausames Schicksal zu wehren, denn durch jede Bewegung sackte sie nur schneller hinab.
Dann spürte sie plötzlich, wie sich eine Hand um ihren Fußknöchel legte. Sie packte entschlossen zu, war hart und unbarmherzig wie eine eiserne Klaue. Sarah öffnete den Mund weit, sie kam aber nicht einmal mehr dazu, einen Schrei auszustoßen, denn im nächsten Moment zog die Hand sie hinab.
Genau in diesem Augenblick erwachte Sarah. Sie riss die Augen weit auf, setzte sich im Bett auf und starrte in die wattige Düsternis der späten Nacht. Für den Bruchteil einer Sekunde meinte sie, David sitze auf der Bettkante und schaue sie an. Doch als sie das Licht anknipste, war sie allein.
*
Am nächsten Tag schien die Sonne von einem tiefblauen Himmel. Sarah stand zeitig auf, den Albtraum der vergangenen Nacht verdrängte sie, auch wenn die schrecklichen Bilder und Empfindungen ihr noch nachgingen. Sie konnte nicht begreifen, woher diese kamen. Aus ihrem Unterbewusstsein vielleicht? Die junge Ärztin hatte sich immer für einen ausgeglichenen und realistischen Menschen gehalten. Woher also sonst? Sarah fand keine logische Erklärung. Das schlechte Gefühl in ihrer Magengegend aber wollte nicht weichen und sorgte dafür, dass sie beim Frühstück kaum etwas herunterbrachte.
Die junge Ärztin ging in die Küche, um zu frühstücken. Allein im Esszimmer zu sitzen, erschien ihr einfach zu bedrückend. Annabell trieb ihre Küchenmädchen an, sich zu beeilen. Sie setzte sich kurz zu Sarah und erklärte: »Wir wollen nach der Beerdigung einen kleinen Imbiss reichen, das ist ja so Tradition. Und wenn man sie nicht ständig auf Trab hält, wird das alles nie rechtzeitig fertig. Dumme Gänse.« Sie warf den beiden einen unwirschen Blick zu, als sie verhalten kicherten. »Kein Anstand, wissen nicht, was sich gehört, so was …«
»Sei nicht zu streng zu ihnen, Annabell«, bat Sarah begütigend. »Sie meinen es bestimmt nicht böse, sie haben nur nicht nachgedacht.«
»Ja, das tun sie nie«, knurrte die alte Köchin und seufzte. »Ach, Kindchen, es ist ein schwarzer Tag heut. Harper-Island verliert so viel mit der Missis. Nichts wird mehr so sein wie früher, gar nichts.«
Sarah nickte nur, ihr war es ebenso schwer um Herz. Das änderte sich den ganzen Tag über nicht. Die Beerdigung erschien der jungen Ärztin wie ein schlechter Traum. Dr. Lancaster gab sich ihr gegenüber sehr nett und fürsorglich, aber nie aufdringlich. Sie war ihm dankbar, denn allein hätte sie dieses traurige Ereignis kaum durchstehen können. Und ihr Bruder zog es ja vor, gar nicht erst zu erscheinen.
Nach dem Leichenschmaus verabschiedete der Landarzt sich bald. Sarah begleitete ihn noch zum Bootssteg und dankte ihm.
»Nicht der Rede wert«, wiegelte er bescheiden ab. »Sie sehen sehr mitgenommen aus. Ruhen Sie sich aus. Wenn ich morgen meine Hausbesuche hinter mich gebracht habe, schaue ich nach Ihnen. Natürlich nur, wenn es Ihnen recht ist.«
»Ich würde mich freuen, nochmals danke für alles.« Sie wandte sich ab, als er sein Boot Richtung Festland lenkte. Es war mittlerweile dunkel geworden, eine frische Brise wehte vom Kanal her und ließ Sarah frösteln.
Rasch machte sie sich auf den Rückweg zum Haus. Als ihr unvermittelt jemand den Weg vertrat, schrak sie heftig zusammen. Erst auf den zweiten Blick erkannte sie Dick Jones.
»Ich bringe Sie zum Haus«, erklärte er brummig. »In der Dunkelheit verläuft man sich hier leicht.«
Sie sagte nichts, folgte ihm nur. Sarah war froh, dass sie den Weg nach ›Ivy-House‹ nicht allein zurücklegen musste, obwohl sie sich eine freundlichere Begleitung gewünscht hätte.
»Dr. Lancaster kommt jetzt wohl nicht mehr her«, sagte Dick nach einer Weile unvermittelt.
Sarah warf ihm einen überraschten Blick zu. »Wie kommen Sie auf den Gedanken, Dick? Er ist doch dem Haus und seinen Bewohnern nach wie vor verbunden.«
Der Verwalter lachte kurz auf, es klang fast wie ein Bellen.
»Sind Sie anderer Meinung?«
Er hob die breiten Schultern und knurrte: »Ist doch egal.«
»Nun warten Sie mal, Dick. Wir kennen uns doch schon lange. Als ich mit meinem Bruder zu dem Tumbrills kam, da lebten Sie mit ihrem Vater im Verwalterhaus. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Sie waren sozusagen mein Kleinmädchenschwarm. Leider haben Sie mich nie beachtet. Aber jetzt sind wir beide erwachsen und sollten uns auch so verhalten. Wenn Sie mir also etwas zu sagen haben, tun Sie es bitte. Sie wissen, ich war lange nicht hier und kenne die momentanen Verhältnisse in ›Ivy-House‹ nicht so gut wie Sie. Also