Moonlight Romance Staffel 2 – Romantic Thriller. Scarlet Wilson
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Die junge Frau zuckte zusammen, als ein kalter Hauch über ihren Nacken streifte. Und sie meinte, dass jemand ganz in ihrer Nähe ihren Namen flüsterte.
Das war zuviel für ihre Nerven. Mit einem verzweifelten Aufschrei stürzte sie in ihr Zimmer, knallte die Tür hinter sich zu und verriegelte sie. Um keinen Preis wollte sie in dieser Nacht ihr Zimmer noch einmal verlassen!
*
Am nächsten Morgen war von dem nächtlichen Spuk nichts mehr zu finden. Keine Spuren, kein Schmutz, kein seltsamer Geruch. Es war, als habe Sarah sich das alles nur eingebildet. Obwohl sie genau wusste, was sie gesehen hatte, schwieg sie deshalb und sprach mit niemandem über ihr unheimliches Erlebnis.
Dr. Lancaster erschien pünktlich zum Frühstück und war bester Laune. Dass Sarah ein wenig blass um die Nase war, schrieb er ihrer Trauer um die geliebte Großtante zu. Er ging behutsam auf sie ein und schaffte es auf seine einfühlsame Art, sie ein wenig abzulenken und ihre Laune zu bessern.
Als sie dann zusammen ausritten, hatte Sarah den nächtlichen Zwischenfall fast vergessen. Sie genoss den herrlichen Spätsommertag und es gefiel ihr, wie nett und aufgeräumt ihr Begleiter sich gab. Dick Jones’ finstere Blicke, als sie nach ›Ivy-House‹ zurückkehrten, versetzten ihr aber sogleich wieder einen Dämpfer.
»Sie sollten einen neuen Verwalter einstellen«, riet James Lancaster ihr, als sie zusammen Tee tranken.
Sarah bedachte ihn mit einem irritierten Blick und wollte wissen, wie er auf den Gedanken kam.
»Nun, Sie wissen, dass ich fast zwei Jahre lang täglich hier war. Und mir ist mehr als einmal aufgefallen, wie ungehobelt und unbeherrscht dieser Kerl ist. Er eignet sich überhaupt nicht als Verwalter. Ich glaube, Mrs. Tumbrill hat ihn nur behalten, weil schon sein Vater in ihren Diensten stand. Loyalität ist eine schöne Sache, doch man kann es auch übertreiben, finde ich.«
»Dick hat sich aber nichts zu Schulden kommen lassen«, gab Sarah zu bedenken. »Außerdem möchte ich hier nichts verändern, solange ich nicht mit meinem Bruder geredet habe.«
»Ich verstehe. Wussten Sie, dass Ihr Bruder und dieser Jones oft Zeit zusammen verbrachten? Ich glaube, Sie waren befreundet. Immer wenn David hier war, steckten sie ihre Köpfe zusammen. Und ich kann mir nicht vorstellen, dass dabei etwas Sinnvolles herausgekommen ist.«
»David mochte Dick, das war schon immer so. Aber befreundet waren sie früher eigentlich nicht.«
»Geben nicht zu viel auf das, was dieser Jones sagt. Falls Ihr Bruder sich etwas zu Schulden hat kommen lassen, wird Jones bestimmt seine Finger im Spiel haben.«
Sarah musste noch eine ganze Weile über das nachdenken, was Dr. Lancaster angedeutet hatte. Im Grunde ihres Herzens vertraute sie Dick nach wie vor. Doch sie konnte sich nicht vorstellen, dass der Mediziner sie absichtlich belog. Warum auch? Er konnte doch gar kein Interesse daran haben, sie etwas Falsches glauben zu lassen.
Auch den Sonntag verbrachte Sarah mit James Lancaster.
Wieder verstanden sie sich gut und genossen beide die gemeinsame Zeit. Als der Kollege sich am Abend verabschiedete, deutete Sarah an, dass sie am nächsten Tag nach London zurückkehren wolle.
»Ich glaube, es hat keinen Sinn, wenn ich noch länger hierbleibe«, gab sie zu. »David hat sich bis jetzt nicht bei mir gemeldet. Es hat auch nicht den Anschein, als ob er in absehbarer Zeit nach Harper-Island zurückkehren will. Ich werde hier einfach alles so lassen wie es ist, bis mein Bruder von seiner Reise zurück ist und sich darum kümmern kann.«
Dr. Lancaster schien von dieser Idee sehr angetan zu sein. »Das ist eine gute Entscheidung«, versicherte er. »Ich kann gerne ab und zu hier nach dem Rechten sehen. Und sobald David wieder da ist, gebe ich Ihnen Bescheid.«
»Nett von Ihnen. Aber Sie müssen sich nicht extra die Mühe machen und herkommen. Dick Jones wird sich weiterhin um alles kümmern.« Sie lächelte ein wenig, als sie hinzufügte: »Ich weiß, Sie mögen ihn nicht. Aber er erledigt seinen Job gut. Tante Alice hat ihm auch vertraut. Und sie besaß eine wirklich gute Menschenkenntnis.«
»Wie Sie meinen.« Dr. Lancaster hielt ihre Hand beim Abschied ein wenig länger in seiner und versicherte ihr: »Ich werde Sie vermissen, Sarah. Unsere Gespräche, unsere Ausritte, es war wirklich eine schöne Abwechslung für mich.«
»Wir sehen uns bestimmt wieder. Spätestens, wenn David wieder da ist. Dann komme ich auch noch mal her«, versprach sie.
Der Mediziner sagte dazu nichts, doch seine Miene war so skeptisch, als glaube er nicht an ein Wiedersehen …
Sarah verbrachte wieder eine unruhige Nacht in ›Ivy-House‹, angefüllt mit unheimlichen Traumbildern. Sie war froh, als sie am nächsten Morgen in der Gewissheit aufstehen konnte, Harper-Island noch an diesem Tag zu verlassen. Bevor sie aber in den Zug nach London stieg, wollte sie in Plymouth eine Vermisstenanzeige aufgeben. Obwohl sich hier nach wie vor niemand ernsthafte Sorgen um David zu machen schien, hatte Sarah doch ein schlechtes Gefühl im Magen, wenn sie an ihren Bruder dachte. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass sein Verschwinden freiwillig war. Etwas musste ihm zugestoßen sein, dessen war sie schon beinahe sicher …
Annabell war bekümmert, als sie erfuhr, dass Sarah abreisen wollte. Sie konnte er ihr aber nicht verdenken.
»Was sollst auch noch hier, Kindchen?«, sinnierte die alte Köchin, während Sarah frühstückte. »Wer weiß, wann dein Bruder sich mal wieder bei uns sehen lässt. Und dein Leben, das spielt sich ja nun in London ab. Trotzdem werde ich dich sehr vermissen, kleine Sarah. Entschuldige, dass ich dich so nenne. Aber für mich wirst du immer das Mädchen mit den dicken Zöpfen bleiben …« Sie seufzte schwer.
Die junge Ärztin drückte Annabell herzlich und versprach, sie wieder zu besuchen. Als die ihr dann ein Stubenmädchen schicken wollte, um ihren Koffer zu packen, lehnte sie aber ab.
»Das ist nicht nötig, die paar Sachen packe ich schon selbst ein«, entschied Sarah.
Die Köchin seufzte leise und dachte: Nichts ist mehr so, wie es mal gewesen ist. Wo soll das nur noch hinführen …
Sarah querte die Halle und wollte gerade die Treppe hinauf gehen, als jemand an die Haustür klopfte. Sie stutzte, ging dann, um zu öffnen. Vor ihr stand eine junge Frau, die sie nicht kannte. Sie hatte glänzendes, dunkles Haar, ein ebenmäßiges Gesicht mit großen, haselnussbraunen Augen und einem schön geschwungenen Mund. Ihr Blick irrte allerdings hektisch hin und her, so als habe sie vor etwas Angst oder fühlte sich verfolgt. Sie trug eine karierte Bluse und derbe Hosen, eine Fuchsstute war am Geländer der Treppe festgebunden und wartete brav.
»Miss Sarah? Sind Sie Davids Schwester?«, fragte die Frau leise. Noch immer schaute sie sich unsicher um.
»Ja, ich bin Sarah Blake. Und Sie?«
»Ich muss mit Ihnen reden, es ist vertraulich!« Sie schob sich an Sarah vorbei in die Halle. Und als diese ihr nicht gleich folgte, winkte sie sie herbei und bat eindringlich: »Kommen