Die Vampirschwestern 9 - Ein Sommer zum Abhängen. Franziska Gehm

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Die Vampirschwestern 9 - Ein Sommer zum Abhängen - Franziska Gehm Die Vampirschwestern

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gab Websites, die sich über das Thema lustig machten. Websites, die nur Faschingskostüme verkaufen wollten, und Websites, die einzige Ruinen waren und an denen schon seit fünf Jahren nichts mehr geändert worden war. Dann stieß er noch auf äußerst gefährliche Internetseiten, die den Vampir romantisch verklärten und zum Liebesobjekt wandelten. Darüber konnte Dirk van Kombast nur den Kopf schütteln. Welche Frau, die noch ganz bei Verstand war, wollte schon einen sargschläfrigen, bleichen, muffigen Typen mit viel zu langen Eckzähnen küssen? Mal abgesehen von seiner Nachbarin Elvira Tepes, die ihren Verstand offenbar irgendwo in den transsilvanischen Wäldern gelassen hatte.

      Allerdings entdeckte er auch einige hervorragende Seiten, die sich ernsthaft, wissenschaftlich und gründlich mit dem Thema Vampire und anderen finsteren Wesen auseinandersetzten. Am interessantesten fand Dirk van Kombast eine Seite, deren Überschrift „Vom Außerirdischen bis zum Vampir. Über Mischwesen, Nachtgestalten und andere Geschöpfe mit übernatürlichen Fähigkeiten“ lautete. Diese Website bot nicht nur einen exzellenten historischen Abriss über das Aufkommen und die Verbreitung von Vampiren, sondern lud auch zur Diskussion mit anderen Interessierten im Chatroom ein.

      Normalerweise verbrachte Dirk van Kombast seine wertvolle Zeit nicht in Chatrooms, sondern in gut klimatisierten Arztpraxen, beim Yogaworkshop oder im Biosupermarkt (wo er allerdings selten gleichgesinnte Vampirjäger antraf). Wenn er Hilfe bei der Bekämpfung der Vampire finden wollte, so war dieser Chatroom vielleicht genau der richtige Ort.

      Mit ein paar Klicks loggte der Vampirjäger sich ein und war im Chatroom. Zunächst beobachtete er das Treiben dort eine Weile. Er musste vorsichtig sein und wollte sich die Gäste im Chatroom erst einmal ansehen, um sie einschätzen zu können. Schon bald fiel ihm ein Teilnehmer auf, der sich Galo nannte und besonders viel zum Thema Vampire postete. Galos Kommentare waren äußerst klug, zeugten aber auch von einem gewissen Tatendrang – genau die Mischung, die sich Dirk van Kombast von einem Assistenten erhoffte.

      Abermals flogen die schlanken Finger des Vampirjägers über die Tastatur, als er Kontakt zu Galo aufnahm. Galo schien sehr daran interessiert, einen echten Vampir einzufangen, und war hocherfreut, als sich Kombi007 (der Chatname von Dirk van Kombast) als erfahrener Vampirjäger zu erkennen gab. Galo war fest davon überzeugt, die Vampire ohne Weiteres überwältigen und gefangen nehmen zu können, wenn er doch nur mal einen aufspüren würde. Kombi007 meinte, das Aufspüren sei kein Problem, er wüsste genau, wo die Vampire hausten, nur habe er mit dem Einfangen der blutrünstigen Flieger ein Problem.

      Galo und Kombi007 wurde schnell klar, dass sie sich perfekt ergänzten. Sie beschlossen, ab sofort bei der Vampirjagd zusammenzuarbeiten. Sie tauschten ihre Kontaktdaten aus und Galo versprach, sich bald wieder bei Kombi007 zu melden. Kombi007 hatte die Vampire und Galo hatte einen Plan. Schon in den nächsten Tagen würde er zu dem Vampirjäger nach Bindburg kommen, um diesen Plan (einfach, aber todsicher, so Galo) gemeinsam in die Tat umzusetzen. Kombi007 hätte vor Freude am liebsten den ganzen Bildschirm voller Smileys getippt, aber damit hätte er wahrscheinlich keinen professionellen Eindruck als Vampirjäger abgegeben.

      Zwei Stunden später lehnte sich Dirk van Kombast zufrieden zurück, ließ die Hände in den Schoß sinken und sah lächelnd auf den Bildschirm. Er hatte es geschafft. Schneller, als er gedacht hatte. Er hatte einen Assistenten – oder sollte er sagen, einen Partner? Wie auch immer, dieser Galo klang zuverlässig, erfahren und schien genauso fest entschlossen, endlich einen Vampir zwischen die Finger zu bekommen, wie er selbst.

      Dirk van Kombast stand auf, ging zum Fenster und blinzelte durch die Sonne hinüber zum Nachbarhaus. „Die bissigen Jahre sind vorbei, meine Lieben!“

      Problem mit Eiscreme

      Elvira ächzte, als sie den Kasten Wasser in die kleine Vorratsecke in der Küche hievte. Normalerweise würde Mihai den Kasten mit einem Finger aus dem Auto und in die Küche tragen und dabei ein transsilvanisches Heimatlied pfeifen. Doch im Moment pfiff ihr Mann nur auf dem letzten Loch und konnte sich kaum selbst auf den Beinen halten. Hätte auch nur ein Zwiebelring an seinem Finger gehangen, wäre er vermutlich umgekippt.

      Zum Glück lag er schon, und zwar seit Stunden, in seinem Sarg im Keller. Elvira nahm eine Großpackung Blutorangeneiscreme aus dem Kühlbeutel, holte drei Löffel aus dem Schubfach, ging damit die Kellertreppe hinunter und öffnete die Kellertür. „Wird dem Vampir zu heiß, isst er auch Blutorangeneis!“, verkündete sie mit gespielter Fröhlichkeit, als sie den Keller betrat.

      Daka, die an der Decke hing, schielte zu ihrer Mutter, als wäre das der schlechteste Spruch des Jahrhunderts.

      Silvania, die neben einer Kerze in der Ecke saß, sah erst gar nicht von ihrem Buch auf. Eis war nicht halb so prickelnd wie die Kussszene in ihrem Roman.

      Mihai lag im Sarg und rührte sich nicht.

      Elvira trat lächelnd an den Sarg und klapperte mit den drei Löffeln. „Aufgewacht, Vampir meiner Träume! Es gibt BLUTorangeneis. Schmilzt auf der Zunge, kühlt von innen und weckt neue Lebensgeister.“

      Der schlappe Schnauzbart von Herrn Tepes zuckte kurz, die Nase kräuselte sich. Dann riss der Vampir die Augen auf.

      Unwillkürlich wich Elvira ein Stück zurück. Mihais Augen, die sonst schwarzbraun und weich wie Pflaumenmus schimmerten, glühten feuerrot, als wäre er von einem Dämon befallen. Mihai Tepes schnaufte und starrte seine Frau an wie einen fremden Eindringling, den er jeden Moment aussaugen wollte.

      „Ähm … Mahlzeit, Mihai. Etwas Eiscreme für dich?“, fragte Elvira mit bebender Stimme. Die drei Löffel klapperten in ihrer zitternden Hand.

      Plötzlich richtete sich Herr Tepes auf, fegte mit einer kräftigen Armbewegung die Großpackung Blutorangeneis von Elviras Handfläche und donnerte: „Ich brauche kein EIS, ich brauche BLUT!“

      Elvira stieß einen kurzen Schrei aus, dann stand sie drei Sekunden wie versteinert im Keller und sah in die unbekannten glühenden Augen ihres Mannes.

      Daka rutschte beim Gebrüll ihres Vaters beinahe zum zweiten Mal von der Leine, hielt sich im letzten Moment aber mit einer Hand fest und zog sich wieder hoch.

      Silvania hatte vor Schreck ihren Liebesroman zugeschlagen, ohne ein Lesezeichen einzulegen. Entsetzt blickte sie zum Sarg. Stritten sich ihre Eltern etwa?

      „Schon verstanden. Blut statt Eiscreme“, sagte Elvira leise. Beklommen beobachtete sie, wie ihr Mann langsam zurück in den Sarg sank. Was war nur mit ihm geschehen? Was machte die Hitze mit ihm? Verwandelte er sich jetzt in ein blutrünstiges Monster? Musste sie ihn wegsperren, schlimmer noch, musste sie vor ihrem eigenen Mann Angst haben? Die feuerroten Augen waren ihr fremd und jagten ihr einen Schauer über den Rücken. Zwar war Mihai immer ein leidenschaftlicher Vampir gewesen, aber nie aufbrausend. Es kam selten vor, dass er brüllte, und wenn, dann höchstens vor Begeisterung bei einem Rennzeckenrennen und nicht, weil er ein Problem mit Eiscreme hatte.

      Mihais dünne, blasse Hand erschien am Sargrand und tastete nach Elvira. „Es tut mir leid, moi Miloba. Das wollte ich nicht.“ Seine Stimme klang matt und seine Augen hatten wieder ihre ursprüngliche Farbe angenommen. „Ich … weiß auch nicht, was mit mir los ist. Seit Tagen habe ich mich nicht mehr richtig vollgesaugt, von Frischblut ganz zu schweigen. Dann noch die Hitze und der Schlafmangel … Das treibt mich alles noch in den Wahnsinn.“

      Elvira betrachtete ihren Mann einen Augenblick nachdenklich. Dann nahm sie Mihais Hand und drückte sie. Ganz vorsichtig.

      In dem Moment klingelte es oben an der Haustür. Elvira zog die Hand zurück. Fast schien sie erleichtert, dass das Klingeln sie aus der Situation erlöste. „Ich schaue später noch mal nach euch.“ Frau

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