Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten. Sven Elvestad

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Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten - Sven Elvestad

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Und die Sicherheitswachleute kamen allmählich von ihrem Patrouillendienst in den Straßen der Stadt wieder. Niemand hatte den mystischen Mann gesehen. Auch in keiner anderen Weise merkte man seine Anwesenheit in der Stadt. Er war wie in den Erdboden versunken. Der ganze Tag verging.

      Gegen neun Uhr abends finden wir Asbjörn Krag in seinem Privatkontor im Polizeibureau. Er durchblättert die hoffnungslos nichtssagenden Rapporte seiner Untergebenen. Selbst hatte er auch überall herumgeschnüffelt, aber mit ebensowenig Glück wie die andern.

      Plötzlich, wie er so über die Rapporte gebeugt dasitzt, erlischt das elektrische Licht. Der Detektiv glaubt im ersten Augenblick, daß es ein Fehler an der Lampe ist, er schraubt den Glühkörper ab und setzt einen neuen ein. Vergebens! Er brennt nicht. Zugleich hört er draußen auf dem Korridor ein Hin- und Herlaufen. Einer der Diener kommt herein und ruft: Das Licht ist in der ganzen Station ausgegangen.

      Asbjörn Krag tritt ans Fenster und sieht hinaus. Dort unten liegt der Yongmarkt in fast vollständiger Finsternis. Auch die großen funkelnden Bogenlampen sind erloschen. Nur einzelne Lichter aus den Fenstern der Häuser werfen ihren schwachen Schein über den großen Marktplatz. Der Detektiv geht ans Telephon und klingelt.

      »Hallo! Ist da das Elektrizitätswerk?«

      »Jawohl.«

      »Hier ist Detektivabteilung. Ist draußen ein Unglück passiert?«

       »Das Licht ist auf der ganzen Linie ausgegangen,« lautete die Antwort.

      »So! Wo steckt denn der Fehler?«

      »Das wissen wir noch nicht. Unsere Ingenieure arbeiten mit allen Kräften, um ihn zu finden.«

      Krag lautete ab. Eine Stunde verging, ohne daß das Licht wiederkam, und Krag wendete sich wieder an das Werk. Dort begann man offenbar nervös zu werden.

      »Nun, hat man den Fehler noch nicht gefunden?« fragte Krag.

      »Unfaßbar! Aber man arbeitet angestrengt von allen Seiten, um zu entdecken, wie diese Kalamität eintreten konnte.«

      Wieder verging fast eine Stunde. Krag blieb die ganze Zeit in seinem Kontor sitzen und arbeitete bei Stearinkerzen.

      Mit einem Male begann das elektrische Licht wieder zu brennen.

      Aha, dachte der Detektiv, jetzt haben sie endlich den Fehler gefunden.

      Da klingelte das Telephon. Diesmal ist es die Elektrizitätsgesellschaft, die ihn anruft.

      »Hallo! Dort Detektivabteilung?«

      »Ja.«

      »Hier Elektrizitätswerk.«

      »Gratuliere. Jetzt brennt ja das Licht wieder.«

      »Ja, gerade deshalb wollen wir mit Ihnen sprechen.«

      »So. Woran lag also der Fehler?«

      »Das wissen wir nicht. Das Licht kam ebenso plötzlich, als es verschwand – durch fremde Hilfe. Unsere Ingenieure sind ganz ratlos. Können Sie rasch herüberkommen?«

      »Ich komme sofort.«

      Asbjörn Krag nahm seinen Ueberrock und ging. Bei sich selbst dachte er: Da hat wohl der kleine Rotbärtige schon wieder Christiania einen Streich gespielt. Warum –? Ja, das ist die Frage.

      Dieser geniale Ingenieur – was führt er eigentlich im Schilde? Zuerst Telegraph und Eisenbahn, dann Elektrizität? Hier müßte etwas Merkwürdiges dahinterstecken, wenn der Mann nicht ein gefährlicher Geisteskranker war, dessen man sich versichern mußte, bevor etwas Ungeheuerliches sich ereignete. Asbjörn Krag beschleunigte seine Schritte.

      Unten im Elektrizitätswerk waren wieder geordnete Verhältnisse eingetreten. Aber es mußte wohl eine tüchtige Verwirrung geherrscht haben, solange die Stadt in Finsternis lag und der Ingenieurstab des ganzen Werkes in ununterbrochener Tätigkeit war, um den Fehler herauszufinden.

      Der Chef führte Krag in den Dynamoraum, wo es so summte und sprühte und dröhnte, daß man sein eigenes Wort nicht verstehen konnte.

      »Haben Sie irgendeine Vermutung, wie die Störung entstanden sein kann?« fragte Krag.

      »Nein,« lautete die Antwort des Chefs. »Die Sache ist uns noch ganz unbegreiflich. Aber persönlich habe ich die Vermutung, daß das Ganze in der einen oder anderen Absicht arrangiert sein muß, einer mir ganz unerklärlichen Absicht, nebenbei.«

       »Wer sollte der Urheber sein?«

      »Das ahne ich nicht.«

      »Kann es einer von Ihren Leuten sein?«

      »Kann – ja. Aber ich glaube es nicht,« erwiderte der Chef bestimmt. »Gleichzeitig muß ich noch gestehen, daß, wenn es arrangiert ist, es von einem Mann herrührt, der sehr gut mit elektrischen Apparaten vertraut ist, aber namentlich mit denen des hiesigen Werkes. Darum hielt ich es für das Richtigste, Sie gleich zu bitten, herzukommen.«

      Krag nickte zustimmend und fragte, wie die Sache denn wieder in Ordnung gekommen war.

      »Das ist beinahe das Wunderlichste von allem. Unsere eigenen Ingenieure vermochten nichts, obwohl sie wie die Besessenen arbeiteten. Da tauchte plötzlich ein Monteur von einer hiesigen großen Firma auf, die ihn uns gesandt hatte. Er trat sehr selbstsicher aus und bat um verschiedene Aufklärungen. Wir gaben sie ihm, dann zog er sich Gummihandschuhe an, ging in den Dynamoraum, und einige Augenblicke später war alles in Ordnung.«

      »Wie heißt dieser Monteur?« fragte Krag gespannt.

      »Ja, wie hieß doch der Mann?« rief der Chef und wandte sich an seine Untergebenen. Aber niemand wußte es oder kannte ihn.

      »Wie sah er aus?« fragte der Detektiv.

      »Ein kleiner, nicht mehr junger Mensch,« erklärte der Chef, »in der gewöhnlichen blauen Tracht der Monteure. Mit blauer Brille.«

      »Und rotem Bart?« fragte Krag eifrig.

       »Ganz richtig,« erwiderte der Chef. »Wie können Sie das wissen?«

      Krag besann sich rasch und erwiderte, daß er zufällig einen Monteur dieses Aussehens kenne. »Ein sehr tüchtiger Bursche,« fügte er hinzu.

      »Zweifellos.«

      »Und im übrigen ist niemand Unbefugtes im Laufe des Tages im Elektrizitätswerk gewesen?« fragte Krag weiter.

      »Niemand außer dem Monteur,« erwiderte der Chef bestimmt. »Und den betrachten wir eigentlich auch nicht als einen Unbefugten. Er ist uns von einer Firma geschickt, mit der wir viel zu tun haben. Ich habe ihn übrigens noch nie gesehen, und ich kann mir nicht denken ...«

      »Natürlich nicht,« unterbrach Krag seinen Gedankengang. »Wissen Sie, in welcher Weise er das Licht wieder in Ordnung gebracht hat?«

      »Nein, dafür gab er uns heute keine Erklärung. Er verschwand, bevor wir noch recht mit ihm reden konnten, in all dem Aufruhr, der in der Dunkelheit geherrscht hatte.«

      Asbjörn Krag erbat sich noch einige Mitteilungen und

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