Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten. Sven Elvestad

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten - Sven Elvestad страница 49

Автор:
Серия:
Издательство:
Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten - Sven Elvestad

Скачать книгу

Alte Geschichten

       V. Kaisa, die Hexe

       VI. Schlaflose Nacht

       VII. Mit der Axt ...

       VIII. Signe und der Fremde

       IX. Der Lotsenälteste bekommt Besuch

       X. Die Toten wachen auf

       XI. Sigvard und Ann-Mari

       XII. Ein Licht hinterm Fenster

       XIII. »Andreas ist gekommen!«

       XIV. Signe sieht den Fremden

       XV. Die Rache

       XVI. Zwei ziehen davon

      I. Das Fährhaus

       Inhaltsverzeichnis

       Es begann spät zu werden, und man erwartete eigentlich nichts mehr von dem Abend. Die Stimmen klangen zerstreut und hatten einen Ton von Müdigkeit, die Gespräche waren jetzt schon mehrere Stunden zwischen den dicken Eichenwänden polternd hin und her gegangen, man hatte sich vielleicht nicht mehr viel zu sagen. Die Gewichte der Schlaguhr surrten, und es schlug elf. Das war viel für diese Leute, deren Tag um fünf Uhr früh in der Dunkelheit begann. Alle lauschten den Schlägen, und nun starrten sie sich gegenseitig prüfend an.

      Der Tabakrauch hing schwer in dem großen Raum. Von der Paraffinlampe an der Decke, die unter einem großen, grünlackierten Blechschirm brannte, rieselte das Licht in die rauchgeschwängerte Luft und bildete Streifen wie der Scheinwerfer auf dem Meere. Bis in die entferntesten Ecken der Stube konnte das Licht nicht dringen, die lagen im Dunkel da, aber man gewahrte undeutlich die Umrisse schweren, altväterischen Hausrats.

      Gerade unter der Lampe stand der Tisch; er wurde der Admiralstisch genannt, denn in längst entschwundenen Tagen hatte er einem alten Seehelden gehört. Es war ein mächtiger Tisch, mehrere Zoll dick, aus einem Stück gezimmert. Rings um die vier Tischbeine ging eine Holzleiste, seit Jahrhunderten von Stiefelsohlen abgescheuert; der Tisch, der durch all die Zeiten so manchen schweren Rausch mit Faustschlägen und Krakeel mitgemacht hatte, ließ sich in seiner Schwere fast nicht von der Stelle rücken. Rings um diesen Tisch saßen die Gäste des Fährhauses an diesem Abend wie an so manchem Abend zuvor, erhitzt vom Trinken, einzelne schon vor Schläfrigkeit einnickend, andere mit fieberhaft glänzenden Augen, andere wieder stumm, in ihrem Rausch still brütend, beobachtend.

      Auf dem Tisch stand eine Anzahl Flaschen und Gläser, es war ein Festabend gewesen, aber von wirklich Festlichem war wenig zu verspüren; die Worte, die nun gesprochen wurden, knorrige, unwillige Worte, die gereizte, feindselige Antworten bekamen, waren Ausläufer eines langen Zwistes, der allmählich verebbt war, aber den man weiterzuspinnen suchte, indem sich der eine an jedes Wort des anderen hängte, es verdrehte und ihm eine böswillige Bedeutung unterlegte.

      Es war etwas Gejagtes, Ungeduldiges über diesem Beisammensein, je weiter die Nacht vorrückte, und es war jedem klar, daß auch dieser Abend zu Ende gehen würde, ohne daß etwas Besonderes sich ereignete, weder etwas Fröhliches noch eine Rauferei – es würde nur jeder mit dieser ewigen Stichelei zwischen Menschen enden, die sich zu gut kannten. Alle hier kannten einander so gut, daß sie sich genierten, als wenn sie einander fremd gewesen wären. Das Gespräch konnte lange Minuten stocken, und in der Stille war es, als säße jeder einzelne da und dächte an seine Nachbarn und wüßte alles von ihnen, alles Böse.

      Das waren Augenblicke von einer gewissermaßen unterseeischen Stille. Die Gesichter der Männer waren nur undeutlich von dem Schein der Öllampe beleuchtet, der Tabaksrauch trieb in langsamen Schwaden dahin und verschleierte ihre Züge. Die um den Tisch saßen, waren fast lauter ältere Leute, so um die Fünfzig herum, wettergebräunte, scharfmarkierte Gesichter, wie sie für die Seeleute und die Küstenbevölkerung charakteristisch sind, eine Art Hornhaut über den Backenknochen, harte rauhe Fäuste mit gleichsam ewig steifgefrorenen Fingern, Haar und Bart farblos und struppig, dabei trocken wie Stroh.

      Auf einer Bank an der Längswand saß einiges junges Volk, plaudernd, die Arme auf den Knien und den Oberkörper auf die Arme geduckt. Einer von ihnen, ein Junge von neunzehn Jahren, hatte jenes unwahrscheinlich helle Haar, das man unter den blauäugigen Menschen in den Schären finden kann, ganz weiß, schaumweiß, nordisch und alt im Norden wie das Abenteuer. Das war Sigvard, der Ruderknecht der Fähre.

      Wenn an dem großen Tisch mit lauter Stimme noch zu trinken verlangt wurde, trat eine helle Gestalt über die Schwelle. Die Tür in den Flur stand offen, und dort draußen konnte man beim Schein einer vernebelten Stallaterne die breite Treppe mit dem aus dicken Planken ausgeschnittenen, geteerten Geländer sehen. In dem geräumigen Gang waren auch Bierfässer aufgestellt, und von den Wandbrettern funkelte es dunkel von staubigen Flaschen und alten Kupfergefäßen.

      Das alte Fährhaus hatte ein schwermütiges Gepräge des Alters von Jahrhunderten, es lag schon seit Menschenaltern so ohne jegliche Veränderungen da; es war bis in die innersten Winkel von einem sonderbaren herben Geruch durchsäuert, einem scharfen Gemisch von schmutzigem Flußwasser, Bierdunst und Teer.

      Eine ganze Welt für sich, abgeschieden und eigenartig, war dieses dunkle alte Haus. Wenn alles geschlossen war, drang kein Laut von draußen durch die dicken Planken; aber wenn die Doppeltür nach dem Flußufer geöffnet wurde, hörte man das Tosen des Flusses, der vorbeiströmte – des großen Flusses, der sich hier in das Meer stürzte, ein Tosen, das mit den Jahreszeiten wechselte, je nachdem die Wassermenge größer oder geringer war, aber nie sein eintöniges Rauschen verlor.

       Aus dem Flur in die Stube kam die helle Gestalt, ein junges Mädchen mit einer blauen Schürze, die den ganzen Körper umspannte, die Arme voll Bierkrüge, die sie einen nach dem andern auf den Tisch vor die Gäste hinstellte. Das war Ann-Mari. Es war ein gewinnender Ausdruck in ihrem Gesicht, die Ahnung eines Lächelns, doch von jenem stillen bewußten Ernst unterdrückt, den ganz junge und unterjochte Wesen in der Gegenwart Älterer annehmen, und der ein Geheimnis zu bedeuten scheint, mag es nun kindliches Wissen um ein verborgenes Glück sein, religiöse Ergriffenheit oder eine heimliche Liebe – die Strenge dieses Ernstes ist immer von der leuchtenden Unschuld der Jugend gleichsam durchsichtig. Wenn sie hereinkam, hob der Weißblonde drüben auf der Bank immer den Kopf, aber sie ging wieder, ohne hinzusehen. Sie hielt sich draußen im Flur auf, aber sie war nicht allein dort, von Zeit zu Zeit glitt eine andere Gestalt in dem Laternenschein vor, wie ein großer krummer Schatten anzusehen.

      Die Männer tranken einander in der Weise zu, daß sie die Krüge fest auf die Tischplatte stießen und wieder aufhoben. Einer von ihnen trank bis zur Neige

Скачать книгу