Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten. Sven Elvestad
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Читать онлайн книгу Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten - Sven Elvestad страница 47
Ingenieur Barra zuckte zusammen.
»Zum Geier,« rief er. »Was soll das heißen?«
Das Torpedoboot dampfte langsam auf sie zu.
»Auf dem Kommandoturm steht ein Mann in Zivil,« sagte Barra. »Er hat ein Taschentuch in der Hand.«
»Ich bewundere Ihre Augen,« sagte der Detektiv nur. Aber er wußte, daß der Mann in Zivil sein Kollege sein mußte.
Jetzt winkte er mit dem Taschentuch.
»Ausgezeichnet!« rief plötzlich Barra. »Jetzt verstehe ich das Ganze. Das Boot wird nur so dicht an uns vorbeistreichen, daß ein Mann an Bord Ihnen zum Abschied winken kann. Wenn Sie dann zurückwinken, versteht man, daß alles in Ordnung ist. Winken Sie, Mann! Winken Sie! Oder Sie sind des Todes.«
Barra rückte dem Detektiv auf den Leib und hob den Revolver in der Richtung seines Kopfes, aber so, daß man es an Bord des Torpedobootes nicht sehen konnte. Er wiederholte: »Winken Sie! Winken Sie zurück, hören Sie?«
Krag wollte in die Tasche nach seinem Taschentuch greifen, aber Barra hielt ihn zurück.
»Nein,« rief er, und warf ihm sein eigenes Taschentuch zu. »Hände aus der Tasche! Nehmen Sie dieses. So winken Sie doch jetzt, zum Teufel!«
Krag war ganz ruhig. Er fühlte, daß der Augenblick der Entscheidung nahte.
Jetzt konnte er, wenn er wollte, die Hand ausstrecken und den Ingenieur erreichen.
»Warten Sie noch einen kleinen Augenblick,« sagte er zu Barra, »warten Sie, bis das Torpedoboot dicht an uns vorbeistreicht!«
Ein paar stumme Sekunden vergingen.
Nun strich das Torpedoboot in der Entfernung einer halben Kabellänge vorbei. An der Steuerkurbel stand der Polizist und winkte langsam mit seinem weißen Taschentuch.
»Nun!« rief Barra. »Jetzt oder nie!« Der Detektiv sah, daß seine Augen vor Erregung ganz blutunterlaufen waren.
»Jawohl,« sagte der Detektiv, »ich winke ja schon.«
Im selben Augenblick streckte er den Arm aus. Aber nicht, um zu winken. Blitzschnell schlang er seine beiden langen Arme um den Rotbärtigen, dessen Schuß im selben Augenblick losging.
»Hallo!« rief Krag. »Sie haben nicht getroffen, diesmal war ich Ihnen zu schnell.« Er hielt ihn mit seinen Riesenkräften fest an sich gedrückt und sorgte dafür, daß Barras Körper zwischen ihm und dem anderen Banditen war. Dieser beschützte ihn so wie ein Schild.
Aber der Steuermann trachtete, auf die andere Seite hinüberzukommen. Er hatte den Revolver schußbereit in der Hand, Krag wußte, daß es im nächsten Augenblick um ihn geschehen sein mußte. Aber da faßte er einen blitzschnellen Entschluß. Eine heftige Kraftanstrengung und er schleuderte sich selbst und den Ingenieur über das Geländer ins Meer hinaus!
»Teufel!« rief der Bandit an Bord und flog mit ausgestrecktem Revolver zum Geländer hin. Seine Augen leuchteten mit fanatischem Glanz. Wenn er doch den Polizisten treffen könnte!
Dort unten im Wasser lagen die beiden und rangen miteinander – der Detektiv und der Rotbärtige, und die Wellen spritzten rings um sie auf.
Aber an Bord des Torpedoboots war man auf den Sachverhalt aufmerksam geworden.
Einige kurze, scharfe Kommandorufe ertönten, und ein kleines Segeltuchboot wurde ins Wasser gelassen, mit drei stämmigen Matrosen bemannt.
Binnen wenigen Minuten waren sie an der Stelle, wo der Polizist und der Ingenieur in den Wellen lagen und auf Leben und Tod miteinander kämpften.
Asbjörn Krag schien sehr angegriffen, seine Kräfte waren fast erschöpft. Ingenieur Barra hatte immer wieder versucht, ihn mit in die Tiefe zu ziehen.
Nun ist das Rettungsboot ganz in der Nähe.
Im selben Augenblick stößt Krag den Kopf des Ingenieurs weg, so daß der Rotbärtige mit einem heiseren Schrei sinkt.
Doch da ist die Rettung schon da. Eine kräftige Faust packt Krag im Nacken und zieht ihn in das Segeltuchboot. Er wird auf den Boden des Bootes gelegt, wo er sofort ohnmächtig zusammensinkt. Aber vorher hat er noch Gelegenheit zu rufen:
»Rettet den andern! Rettet Barra!«
Die Matrosen ruderten eine Weile umher, und wirklich! Dort tauchte der Ingenieur auf. Sein Rücken krümmte sich über dem Meeresspiegel, während der Kopf unter Wasser blieb.
Man packte ihn sofort an den Kleidern und zog ihn an Bord.
Einer der Seeleute – es war ein Unteroffizier – legte das Ohr an seine Brust:
»Er lebt noch,« sagte er. »Das Herz schlägt. Soweit keine Gefahr.«
Sie legten ihn so, daß der Mund nach unten gekehrt war, eine Menge Seewasser lief heraus.
Dann wurde zu dem Torpedoboot zurückgerudert.
In dem Augenblick, in dem man Krag über das Geländer auf das Verdeck hob, kam er zum Bewußtsein.
Er rief dem Admiral, der herbeieilte und seine Hände ergriff, zu: »Passen Sie auf den Fredrikshavner auf.«
Im selben Augenblick ertönte ein Schuß von dort.
»Der Schurke!« rief der Admiral. »Er hat die Schiffsseite getroffen.«
»Die Kugel war mir zugedacht,« murmelte der Detektiv. Er war furchtbar blaß. Gleich darauf wurde er wieder ohnmächtig.
Man brachte trockene Kleider, und einige Minuten später lagen der Polizist und der Rotbärtige in der Kajüte des Chefs, der letztere mit entsprechenden Eisen um die Handgelenke versehen.
Auf Krags Weisung wurde dann das Fredrikshavner Dampfschiff mit Marinesoldaten bemannt, und man fuhr zuerst nach Langesund, von wo Krag den glücklichen Ausfall der Sache sowohl dem Chef des Sicherheitsbureaus, wie den interessierten Banken telegraphierte.
Als dies glücklich geordnet war, wurde sofort Kurs auf Christiania genommen.
XI.
Diplomatisch
Wir befinden uns in der Polizeistation in Christiania, in dem Kontor des Chefs des Sicherheitsbureaus.
Der Chef geht nervös auf und ab, setzt sich dann nieder, um in einigen Papieren zu wühlen, springt wieder aus, stellt sich an das Fenster und sieht auf den Marktplatz hinaus, wo das Morgenleben pulsiert.
Er sieht auf die Uhr.
Es ist halb neun.
Einen Augenblick darauf klingelt er.
Ein junger Detektiv in Zivil kommt