Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten. Sven Elvestad

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Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten - Sven Elvestad

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Beherrschung wiedererlangt.

      »Wollen wir uns nicht setzen?« fragte er gleichmütig. »Ich vermute, daß Sie mit mir unterhandeln wollen, und da ist es unleugbar behaglicher, zu sitzen, als zu stehen.«

      Der Rotbärtige machte eine Handbewegung.

       »Bitte,« sagte er. »Nehmen Sie auf dem Sofa Platz. Ich selbst ziehe es vor, zu stehen.«

      »Ich liebe es,« fuhr Krag fort, indem er Platz nahm, »ich liebe es, meine starken, türkischen Zigaretten zu rauchen, wenn ich in eine peinliche und nervenanspannende Situation gerate. Gestatten Sie, daß –«

      »Nein,« unterbrach der Rotbärtige rasch.

      Krag sah, daß ein Gegenstand in seiner Hand aufblitzte. Es war ein Revolver.

      »Warum nicht?«

      »Weil«, erwiderte der Ingenieur und lächelte in seiner unheimlichen Weise, »ich nicht wünsche, daß Sie auch nur einen einzigen Augenblick Ihre Hand in die Tasche stecken.«

      »Was wollen Sie denn eigentlich von mir?«

      »Das werden Sie sogleich erfahren. Ich hatte zuerst gedacht, mich vor Ihnen zu verbergen. Aber als ich entdeckte, daß Sie allein an Bord gekommen sind, überlegte ich es mir sofort. Sie haben eine Dummheit gemacht, Herr Detektiv.«

      »Kaum! Ich wollte nur nicht noch andere irgendwelchen teuflischen Anschlägen von Ihrer Seite aussetzen. Ich konnte mir ja denken, daß Sie, wenn Sie sahen, daß alles aus ist, sowohl sich selber, wie uns andere in einer Weise aus der Welt befördern würden, die eines großen Verbrechers würdig ist.«

      »Wirklich, – dachten Sie das? Ich gestehe, daß ich einen Augenblick dieselbe Idee hatte, aber ich habe sie wieder aufgegeben.«

      »Sie ergeben sich also? Damit tun Sie sehr klug.«

       »Ich ergebe mich nie. Da will ich lieber untergehen und Sie mitreißen.«

      »Sie vergessen, daß Sie in meiner Macht sind,« erwiderte Krag. »Ich habe die zwei Torpedoboote, die hier vor uns kreuzen, vollständig zu meiner Verfügung.«

      Der Rotbärtige lachte laut.

      »Ja, eben diese zwei Torpedoboote genieren mich. Die müssen wir loswerden.«

      »Da wäre ich aber neugierig.«

      »Sie müssen mir dazu helfen.«

      »Wollen Sie schon wieder versuchen, mich zu bestechen?«

      »Durchaus nicht. Ich will Sie zwingen.«

      »Damit werden Sie noch weniger Glück haben.«

      »Ja, dann müssen Sie sterben!«

      »Das wird auch Ihnen das Leben kosten.«

      »Sagen Sie das nicht! Ich habe vielleicht noch mehr Auswege, als Sie ahnen.«

      Krag überlegte einen Augenblick.

      Unterdessen hatte Ingenieur Barra seinen Revolver gehoben.

      Der Polizist sah an dem bösen Blick seiner Augen, daß er es ernst meinte.

      »Was wollen Sie, daß ich tue?« fragte er.

      »Schreiben! Dann werde ich Ihnen etwas erzählen.«

      Er gab dem Kapitän einen Wink, und dieser schaffte Tinte, Feder und Papier herbei.

      »Wem soll ich schreiben?«

      »Dem Chef der Torpedoboote, dem Admiral. Ich sehe, daß das eine die Admiralsflagge führt. Sie sollen die Torpedoboote ersuchen, sich wegzubegeben.«

      »Das tun sie ja doch nicht.«

      Krag erhob noch allerlei Einwürfe, nur um Zeit zu gewinnen. Sein Gehirn arbeitete intensiv, um einen Ausweg zu finden.

      »Schreiben Sie nur, wie ich Ihnen diktiere,« rief Barm.

      Krag kam plötzlich eine Idee, und er brachte die Feder ans Papier und schrieb nach dem Diktat des rotbärtigen Ingenieurs. Aber Krag, der ein Meister darin war, seine Handschrift zu verstellen, schrieb vollkommen anders, als er zu schreiben pflegte.

      Der Brief lautete so:

      Lieber Admiral!

      Der geraubte Schatz ist per Automobil südwärts über den Smaalensweg gebracht. Halten Sie ihn von der Skjebergsbucht aus an der Station Berg auf. Senden Sie das andere Torpedoboot nach Arendal, wohin Barra, als er sich verfolgt wußte, per Motorboot geflüchtet ist. Ich fahre mit der »Anna« weiter nach Fredrikshavn, um die übrigen Mitglieder der Bande zu arretieren.

      Krag.

      Ingenieur Barra nahm das Papier und las es durch.

      »Sie haben eine hübsche und natürliche Handschrift,« sagte er. »Wollen Sie nur noch so liebenswürdig sein, das Datum hinzuzufügen. Das gehört zu jedem ordentlichen Schreiben. Aber vorher will ich mich revanchieren, damit Sie auch sehen, daß für den Augenblick nicht mit mir zu spaßen ist. Ich will Ihnen etwas aus meiner Geschichte erzählen, damit Sie nicht weiter glauben, daß Sie es mit einem gewöhnlichen Golddieb und Mörder zu tun haben.«

      Krag verbeugte sich mit einem spöttischen Lächeln, dadurch gewann er ja Zeit. Zeit, die einzige Hoffnung, um einen möglichen Plan zu durchdenken, wie er sich mit heiler Haut aus der Affäre ziehen sollte.

      »Ah,« rief Barra heftiger, als Krag ihn je gesehen hatte, »was versteht solch ein kalter Schnüffler wie Sie von Menschen meiner Art, meiner Ideen eines Fortschrittes für die Menschheit? Welche Rolle spielen für einen großen Feldherrn ein paar elende Menschenleben und die sogenannten Werte des Augenblicks! Wo wir das Zehntausendsache erreichen können! Für alle Menschen!«

      »Gestatten Sie mir doch zu bemerken,« versuchte Krag einzuschalten.

      »Unterbrechen Sie mich nicht!« rief Barra. »Ich habe mit größeren Polizisten, als Sie es sind, zu tun gehabt, mit dem ganzen französischen sogenannten Rechtsbewußtsein bin ich infolge meiner edel anarchistischen Anschauungen, die die Revolte um der Zukunft willen anstreben, in Konflikt gekommen. Ich bin da auch Eures sogenannten Mordes und ähnlicher Verbrechen angeklagt gewesen, aber begnadigt worden, weil ich auf dem Gebiete der Kanonentechnik meinem Vaterlande Dienste erwiesen hatte, die vielleicht mehr wert waren als Tausende von Menschenleben! Aber ich mußte mich gleichzeitig verpflichten, in Frankreich zu wohnen und die Polizei jede Woche von mir hören zu lassen. Man fürchtete, daß ich meine Erfindungen verkaufen könnte, verstehen Sie! Aber ich mußte weiter. Ich hatte eine neue – epochemachende – Erfindung zu machen, die mich viele Jahre meines Lebens hauptsächlich beschäftigt hatte. Ich will die Kraftquellen des Sonnenlichtes beherrschen, wie der Müller den Strom seines Mühlbaches! Ich flüchtete darum trotz Ehrenwort und Versprechungen aus Frankreich. Ich brauchte ein Laboratorium auf einem hohen Felsen, und ich fand das, was mir paßte, endlich hier in Norwegen. Ueber die Grundprinzipien meiner Erfindung kam ich hier ins reine, und ich sah die Zukunft in einem Glorienschein, als Sie zum erstenmal meinen Weg kreuzten. Bedauerlicherweise – denn jetzt handelte es sich um die andere Seite der Sache: in diesem fernen Felsenlande Geld zu schaffen! Sie kennen meinen Witz mit den Telegraphendrähten.

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