Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten. Sven Elvestad

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Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten - Sven Elvestad

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die Weisung, den Kommissionsagenten Bruun zu einem Verhör zu zitieren.

      Der Polizeichef hatte noch nicht lange in seinem Kontor gewartet, als der Kommissionsagent sich einfand. Es war ein kleiner, lebhafter Mann mit etwas fieberhaftem Wesen, beinahe ganz glatzköpfig, einem rotbraunen Bärtchen unter der Nase und zwei wasserblauen Augen.

      Er war sichtlich sehr unruhig, als er vor die Schranke geführt wurde.

      Der Polizeichef notierte seinen Namen und sein Alter. Er war dreißig Jahre alt.

       »Haben Sie etwas von dem Verschwinden des Agenten Jaerven gehört?« fragte der Chef.

      Bruun wurde noch unruhiger.

      »Nein,« antwortete er, »das habe ich nicht.«

      »So? Jaerven ist seit dem Zwölften verschwunden. Das müssen Sie doch gehört haben. Sie haben ja Geschäftsverbindungen mit ihm gehabt.«

      Der Agent nickte.

      »Das habe ich,« erwiderte er, »mehrere Jahre hindurch – – leider,« fügte er dumpf hinzu.

      »Da die Polizei Grund hat, anzunehmen, daß Jaerven tot ist, hat sie seine Papiere beschlagnahmt.«

      Der Polizist zog einen Wechsel aus dem Stoß hervor.

      »Dieses Papier hier«, fuhr er fort, »ist ein Wechsel auf 3000 Kronen, von Ihnen ausgestellt. Der Wechsel ist von Ihrem Onkel, dem Konsul, indossiert. Er war am Elften fällig, dem Tage, bevor Jaerven verschwand. Warum haben Sie den Wechsel nicht eingelöst?«

      »Es ist mir unmöglich gewesen. Ich versuchte, eine Teilzahlung zu leisten, aber davon wollte Jaerven nichts hören. Er wollte alles auf einmal haben. Schließlich ging er darauf ein, mir eine Frist zu gewähren.«

      »Wie lange?«

      »Bis zum Fünfundzwanzigsten.«

      »Das ist erstaunlich. Pflegte Jaerven Fristen zu gewähren?«

      »Nein.«

      »Aber warum war er gerade Ihnen gegenüber so liebenswürdig?«

      Der Kommissionsagent lächelte.

       »Wahrscheinlich war er seines Geldes sicher.«

      »Ja, Ihr Herr Onkel hat ja den Wechsel indossiert.«

      »Nun eben.«

      Es entstand eine kleine Pause.

      Dann fragte der Polizeichef:

      »Aber wenn Sie den ausgezeichneten, geldkräftigen Namen Ihres Onkels auf dem Wechsel hatten, warum wandten Sie sich da nicht an eine Bank, anstatt an einen Wucherer? Hier sitzt ein Bankdirektor! Er würde sicherlich den Wechsel diskontiert haben. Nicht wahr?«

      »Absolut,« erwiderte der Bankdirektor, »auch wenn er auf 300 000 Kronen gelautet hätte.«

      »Das dachte ich mir. Also: Warum gingen Sie zu diesem berüchtigten Wucherer?«

      Der Kommissionsagent war jetzt außerordentlich nervös geworden. Es sah aus, als beschäftigte sich sein Gehirn mit etwas ganz anderem, als diesen inquisitorischen Fragen und Antworten über den Wechsel.

      »Ich ging zu Jaerven,« erklärte er, »weil ich mehrere Jahre hindurch in Geschäftsverbindung mit ihm gestanden bin. Ich wollte ihm ganz gerne Gelegenheit geben, das bißchen Diskonto zu verdienen.«

      Hier lächelte er wieder in seiner sonderbaren, hoffnungslosen Weise.

      »Wie viel?« fragte der Polizeichef.

      Der Agent fuhr sich mit der Hand über die Stirne und seine Augen bekamen einen gequälten Ausdruck.

      »200 Prozent,« sagte er.

      Der Chef erhob sich plötzlich und gab einem anwesenden Bedienten eine Weisung. Der Mann entfernte sich sofort.

       Die Stimme des Polizisten hatte nun einen scharfen und harten Klang.

      »Das kann nicht mit rechten Dingen zugehen,« sagte er; »ich habe Ihren Herrn Onkel holen lassen. Er ist vermutlich jetzt in seinem Kontor, so daß es nicht lange dauern wird, bis er hier sein kann.«

      Der Kommissionsagent hatte sich inzwischen müde und niedergeschlagen auf eine Bank gesetzt.

      »Ich kann mir ja denken, daß Sie schwere Geldsorgen hatten und noch haben,« warf der Polizeichef hin.

      »Ja, das habe ich.«

      »Warum hilft Ihnen Ihr Onkel nicht mehr?«

      Der junge Mann entdeckte sofort die Falle.

      »Das tut er ja,« sagte er. »Ist dieser Wechsel nicht ein Beweis dafür? Er hat sich ja für 3000 Kronen verbürgt.«

      Der Polizeichef unterbrach ihn hart:

      »Wir glauben Ihnen nicht. Der Wechsel muß falsch sein.«

      Im selben Augenblick öffnete sich die Tür. Es war Asbjörn Krag, der hereinkam. Er warf einen raschen Blick um sich, erkannte den jungen Agenten und war sofort über die Situation orientiert.

      Der Polizeichef reichte dem Detektiv den Wechsel.

      »Hier ist das Papier,« sagte er, »glauben Sie, daß es falsch ist?«

      Krag sah es einen Moment an und legte es dann auf den Tisch zurück.

      »Ja,« erwiderte er, »es kann schon sein.«

      Aber der Agent lächelte nur.

       »Wir werden ja sehen,« murmelte er.

      Wieder öffnete sich die Tür.

      Diesmal kam ein alter, graubärtiger Herr herein.

      Es war Konsul Bruun, einer der reichsten Männer der Stadt.

      Er würdigte seinen Neffen keines Blickes, sondern ging gelassen auf den Polizeichef zu.

      »Um was handelt es sich?«

      Der Chef, der sich erhoben und höflich verbeugt hatte, erwiderte, indem er dem Konsul den Wechsel reichte:

      »Wir möchten gerne feststellen, ob Ihre Unterschrift auf diesem Wechsel echt ist.«

      Der Konsul warf einen verdutzten Blick auf den Wechsel und sah dann seinen Neffen an.

      Dieser war ebenfalls aufgestanden.

      »Denke dir nur, Onkel,« sagte er, »man bezichtigt mich, deinen Namen gefälscht zu haben. Denke dir nur, welche Anschuldigung – Schmach und Schande über meine geachtete und im ganzen Lande bekannte Familie zu bringen!«

      Der Konsul machte einen Schritt vorwärts, alles an ihm bebte vor Erregung.

      »Sind noch mehr da? Andere, außer diesem?« fragte er.

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