Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten. Sven Elvestad

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Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten - Sven Elvestad

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heißt der junge Mann, der die Perücke gekauft hat?«

      »Es war kein junger Mann.«

      »So war es wohl ein alter?«

      »Nein, es war eine Dame.«

      »Eine Dame!« Krag überlegte einige Minuten, er war überrascht.

      »Kennen Sie sie?«

      »Nein, ich habe sie nie gesehen.«

      »Ein Wort von mir – und ich kann Sie noch heute ins Gefängnis bringen, Johnson.«

      »Ich schwöre. Ich kenne sie nicht. Es war eine feine Dame.«

      »Jung?«

      »Nein, nicht so ganz jung.«

      »Wie sah sie aus?«

       »Wie Damen in den dreißiger Jahren auszusehen pflegen. Schlank, dunkel, mit großen, schönen Augen. Sie hatte eine weiße Federboa um den Hals und stahlblaue Handschuhe in den Händen. Sie hat die Perücke gekauft. Ich habe zwanzig Kronen dafür bekommen.«

      »Und sie hat keine Adresse angegeben?«

      »Nein.«

      »Gut. Ich komme morgen zu Ihnen, um mir nähere Aufklärungen zu verschaffen. Aber Sie müssen meinen Besuch streng geheimhalten.«

      »Kein Wort wird über meine Lippen kommen.«

      »Adieu!«

      Der Detektiv ging. Beim nächsten Standplatz nahm er eine Droschke zum Polizeigebäude zurück. Eine Viertelstunde später fuhr er Müllerstraße Nummer 19 vor.

      Es war nun ganz dunkel geworden.

      Als er aus dem Wagen ausstieg, erwartete ihn der Polizeichef auf der Vortreppe des Gebäudes. Er hatte einen Regenmantel an, denn ein Platzregen ging nieder, und die Straßen waren ganz aufgeweicht und schmutzig.

      Der Polizeichef war sehr ernst.

      »Gut, daß Sie kommen,« sagte er.

      »Ist etwas Neues los?«

      »Ja. Man hat Jaervens Leiche gefunden!«

      Ein leichter Schauer schüttelte den Detektiv.

      »Wo?« fragte er.

      »Oben in einer der Ziegeleien. Wir wollen gleich hinfahren!«

       Krag stieg wieder in den Wagen, diesmal in Gesellschaft des Polizeichefs.

      Unterwegs wurden nicht viele Worte zwischen den beiden gewechselt.

      Krag fragte:

      »Die Leiche ist doch unberührt?«

      »Ja,« erwiderte der Polizeichefs, »die ganze Ziegelei ist abgesperrt.«

      In einer Stunde waren sie vor dem Ziegelwerk angelangt, das ein gutes Stück vor der Stadt lag.

      Von einem der anwesenden Polizisten wurden sie in eines der Trockenhäuser der Ziegelei geleitet.

      In einer Ecke neben einem hohen Ziegelhaufen lag ein Bündel.

      Das war die Leiche des Wucherers Jaerven.

      Der Detektiv sah sich einen Augenblick um.

      »Hier ist er nicht getötet worden,« sagte er in entschiedenem Ton.

      Er ging zur Leiche hin. Nun war er ganz ruhig.

      Der Polizeichef trat ebenfalls näher.

      »Wir sind auf der richtigen Spur,« sagte Asbjörn Krag, »sehen Sie, daß Jaervens Hut und sein grüner Rock fort sind?«

      Der Detektiv entfernte ein Tuch, das über das Gesicht des Toten gebreitet war.

      Der Polizeichef wich zurück, unwillkürlich.

      Der ganze vordere Teil des Kopfes war durch einen fürchterlichen Schlag zertrümmert – vermutlich mit einer Axt. Das rote Haar des Ermordeten war gräßlich mit Blut verklebt.

      »Er hat etwas in seiner linken Hand.«

       »Ich sehe,« gab Krag zurück und entfernte einen Gegenstand, den der Wucherer vermutlich in den letzten Augenblicken seines Lebens krampfhaft umklammert hatte.

      Der Detektiv hielt den Gegenstand gegen das Licht der Blendlaterne.

      Es war ein stahlblauer Damenhandschuh.

      Krag ersuchte, noch mehr Laternen zu bringen.

      Einer der anwesenden Polizisten lief in das Kontor der Ziegelei und holte drei große Paraffinlaternen. Als sie angezündet waren, wurde es in dem Trockenraum sehr hell.

      Krag begann sofort den Boden zu untersuchen, der aus hartgestampftem Lehm bestand. Er kroch aus allen vieren herum, das Gesicht dicht an die Erde gedrückt, und in dieser Stellung war er einem Spürhund nicht unähnlich.

      Seine Untersuchung des Bodens nahm etwa eine Viertelstunde in Anspruch.

      Dann begann er die Leiche zu untersuchen. Der tote Wucherer trug noch seine Uhr, die auf elf stehengeblieben war. Sein Portefeuille lag unberührt in der Tasche und in einem der Fächer lagen ein Hundertkronenschein und einige Fünfkronennoten. Ein Raubmord war also ausgeschlossen.

      Der Polizeichef stand die ganze Zeit regungslos da und beobachtete mit gespanntem Interesse den Detektiv bei seinen Untersuchungen.

      Als Asbjörn Krag fertig war, fragte er:

      »Haben Sie etwas gefunden?«

      Der Detektiv nickte.

       »Sind Sie jetzt fertig?«

      »Ja.«

      »Können wir die Leiche fortschaffen?«

      »Ja.«

      Die zwei Polizeileute verließen den unheimlichen Ort. In der Nähe wartete der Wagen; sie stiegen ein und rollten der Stadt zu, die unter ihnen lag und mit ihren tausend kleinen Lichtpünktchen funkelte.

      Unterwegs fragte der Polizeichef:

      »Ist die Sache verwickelter geworden?«

      »Nein, sie ist einfacher geworden.«

      »Aber dieser Damenhandschuh! Wie erklären Sie sich den? Eine Dame kann doch den Wucherer nicht totgeschlagen haben?«

      »Nein, es war ein Mann. Obendrein ein kräftiger Mann.«

      Der Detektiv antwortete kurz. Er war offenbar intensiv mit seinen Gedanken beschäftigt.

      Nach einiger Zeit fragte der Polizeichef:

      »Es

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