Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten. Sven Elvestad

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Detektiv Asbjörn Krag: Die bekanntesten Krimis und Detektivgeschichten - Sven Elvestad

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in der Wohnung zu untersuchen. Er kam auch in die Garderobe. Da entdeckte er einen Gegenstand, der seine Aufmerksamkeit in ganz besonderem Grade erregte. Er schob ihn rasch unter seinen Kittel, ohne daß die Witwe etwas davon merkte.

      Plötzlich sagte er:

      »Jetzt muß ich aber gehen. Ich muß mir noch Werkzeug holen. Bitte sagen Sie dem Herrn Sekretär, daß das Telephon in einigen Tagen fertig sein wird.«

      VII.

       Das ist Blut, mein Herr

       Inhaltsverzeichnis

      Bevor der Detektiv ging, sah er sich noch einmal ganz genau um und prägte das Aussehen der ganzen Wohnung seinem Gehirn fest und gründlich ein. Das abgesonderte Arbeitszimmer stieß direkt an eine solide Mauer und hinter dieser war ein Treppenaufgang.

      Es konnte in diesem Zimmer viel gelärmt werden, ohne daß irgend jemand etwas davon merkte.

      Krag fragte die Frau:

      »Verfügt der Herr Sekretär noch über andere Zimmer im oberen Stockwerk?«

      Aber die Frau war jetzt durch Krags ewiges Fragen ein wenig mißtrauisch geworden. Sie sagte:

      »Wozu brauchen Sie das zu wissen?«

      »Wegen des Telephons,« erwiderte Krag vollkommen gleichgültig und nickte zum Plafond hinauf. »Wir könnten dann die Telephondrähte durch dieses Zimmer führen.«

      »Ach so,« erwiderte sie; »nein, der Herr Sekretär hat keine anderen Zimmer als diese hier unten. Aber ich selbst habe ein Zimmer im oberen Stockwerk.«

      »Und das liegt vielleicht gerade über Herrn Ströms Arbeitszimmer?«

       »Wie meinen Sie?«

      »Ich frage natürlich nur wegen des Telephons. Ich meine, daß es ganz gut wäre, wenn es so liegen würde, denn dann könnten Sie es hören, wenn das Telephon läutet und der Herr Sekretär selbst nicht zu Hause ist.«

      »Ach so,« erwiderte sie. »Da haben Sie recht. Mein eigenes Zimmer liegt über dem Arbeitszimmer des Herrn Sekretärs, da kann ich es ganz gut hören, wenn geläutet wird.«

      »Sie sind wohl auch immer zu Hause?« fuhr Krag mit sanftem Interesse fort.

      »In der Regel. Beinahe immer.«

      »Aber an einem Abend vor ungefähr vierzehn Tagen waren Sie doch nicht zu Hause,« lächelte Krag gutmütig.

      Die Witwe sah den Detektiv verblüfft an.

      »Ich weiß wirklich nicht, was Sie meinen,« sagte sie.

      »Nein, es klingt wohl auch ganz komisch,« erwiderte Krag sehr ruhig, »aber jetzt will ich es Ihnen erklären,« fügte er mit einem Lächeln hinzu. »Es wird wohl ungefähr vierzehn Tage her sein, da war Sekretär Ström in unserem Kontor und bestellte ein Telephon. Er schien nicht die leiseste Ahnung zu haben, wie wir eigentlich arbeiten, er glaubte vermutlich, das Ganze geht so zu, daß wir einen Apparat ins Zimmer stellen und uns irgendwo aus der Luft einen Draht herabholen. Er sagte nämlich, wir sollten nicht am selben Abend kommen, denn da würden wir niemanden vorfinden. Nicht einmal meine Wirtschafterin, sagte er, denn die kommt erst spät nach Hause. Daher wußte ich, daß Sie an einem Abend vor ungefähr vierzehn Tagen nicht zu Hause gewesen sind.«

      Die Frau lächelte.

      »Sie sind aber eine Plaudertasche,« sagte sie. »Uebrigens haben Sie recht mit dem, was Sie sagen. Ich erinnere mich ganz gut, daß ich an einem Abend vor ungefähr vierzehn Tagen fort war. Ich war sogar ganz drüben in Sandviken. Der Herr Sekretär bat mich, ihm dort etwas zu besorgen. Aber jetzt dürfen Sie mich nichts mehr fragen, sonst glaube ich wirklich, Sie wollen mich ausholen.«

      Krag steckte seine Werkzeuge in den Leibgurt.

      »Nein, nein,« sagte er, »ich frage Sie nicht mehr, wenn Sie es nicht wollen. Entschuldigen Sie nur, wenn ich Sie belästigt habe; aber ich bin nun einmal eine Plaudertasche, wie Sie eben sagten.«

      Als der Detektiv ging, begleitete ihn die Wirtschafterin zur Tür.

      »Bekommen wir das Telephon bald?« fragte sie.

      Krag überlegte:

      »In drei Tagen,« antwortete er, »vielleicht etwas früher. Möglicherweise schon in zwei. Guten Tag!« Und er eilte nach Hause in seine Privatwohnung.

      Hier trennte er sich von dem kleinen Gegenstand, den er in der Garderobe des Sekretärs gefunden hatte. Es war ein abgetragener großer, breitkrempiger Hut.

      »Es sollte mich nicht wundern,« murmelte der Detektiv, »wenn dies sich als die Kopfbedeckung des ermordeten Jaerven herausstellen würde. Nun, wir werden ja sehen, wir werden sehen.«

      Während er sich umkleidete, überdachte er, was er bei seinem Besuch im Hause des Sekretärs Ström erreicht hatte.

      Er zweifelte nun nicht mehr daran, den Mörder oder den einen Mörder vor sich zu haben. Aber das Motiv der Handlung war ihm noch unklar. Sollte der »kleine Blaue« am Ende doch ein Wechsel sein?

      Er hatte also durch seine geschickten und eingehenden Fragen folgendes herausgebracht:

      1. daß der Mord sehr leicht in dem Arbeitszimmer des Sekretärs begangen worden sein konnte, ohne daß der Lärm die Nachbarn beunruhigte. Dazu lag das Zimmer Jaervens zu isoliert.

      2. daß der Sekretär an einem Abend vor ungefähr vierzehn Tagen allein zu sein gewünscht hatte, und darum der kleine Ausflug der Wirtschafterin nach Sandviken arrangiert worden war. Es würde nicht schwierig sein, in Erfahrung zu bringen, wann dieser Ausflug unternommen worden war, an welchem Tage. Zeigte es sich, daß es derselbe Tag war, an dem der Mord begangen wurde, so war dieser Umstand unleugbar ein sehr wichtiges Indizium.

      Aber dazu kam noch der Teppich. Es war ein Teppich fortgeschafft worden. Warum? Es war von höchster Wichtigkeit, diesen Teppich zu untersuchen.

      Im Laufe einer halben Stunde hatte der Detektiv seine Umkleidung beendet. Er war jetzt zu einem ganz tadellos angezogenen, etwas älteren Gentleman geworden. Graugesprenkelter Backenbart und Brillen. Er konnte für einen Universitätsprofessor, Lehrer oder dergleichen gehalten werden. Als er fertig war, warf er einen zufriedenen Blick in den Spiegel.

       Unten auf der Straße fand er einen Wagen und bat den Kutscher, nach Grünerlökken zu fahren. Die Wirtschafterin des Sekretärs hatte ja erzählt, daß der Teppich von einem Kaufmann Syver Syversen gekauft worden war. Krag wußte, wo er wohnte. Es konnte nicht mehr als einen Kaufmann dieses Namens in Christiania geben.

      Der Detektiv sah auf die Uhr. Eile tat not. Er hatte noch eine Umkleidung vorzunehmen und einen Besuch abzustatten, bis er den endgültigen, den entscheidenden Schritt tun konnte: Sekretär Ströms Verhaftung. Vor allem durfte der Sekretär nichts von den Untersuchungen ahnen, die Krag vornahm. Man denke, wenn er seine Wirtschafterin träfe und sie anfinge, von dem Mann mit dem Telephonapparat zu erzählen! Ein so schlauer Mann wie Ström mußte ja das Ganze augenblicklich durchschauen.

      Der Detektiv wurde

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