Diona und ihr Dalmatiner. Barbara Cartland
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Diona und ihr Dalmatiner - Barbara Cartland страница 3
Diona wußte, daß ihr Vater seinem Bruder und Grantley Hall nahe sein wollte, wo er als Junge so glücklich gewesen war.
Als sein Vater noch lebte und bevor er zur Armee ging, waren Harry und seine Freunde auf Grantley Hall immer willkommen gewesen. Einige Jahre später hatte er eine Frau geheiratet, in die er unsterblich verliebt gewesen war.
Im Jahr des Friedens zwischen England und Frankreich, 1802, war Dionas Vater auf das kleine Gut gezogen, weil er, wie er optimistisch verkündete, eine große Familie gründen wollte. Vielleicht war er enttäuscht gewesen, daß ihre Ehe nur mit einem Kind gesegnet war, und das war auch noch eine Tochter, doch hatte er es Diona niemals fühlen lassen.
Erst nach dem Tod ihres Vaters kam es Diona manchmal in den Sinn, daß er lieber einen Sohn gehabt hätte, der die Baronetswürde hätte übernehmen können. Da ihr Onkel keinen älteren männlichen Erben hatte, würde ihr Cousin Simon eines Tages diesen Rang einnehmen. Für Diona war dies eine logische Abfolge, nur betrübte es sie, daß Simon offensichtlich nicht ganz normal war.
Nein, es hatte keinen Sinn, an Wenn und Aber zu denken. Sie mußte sich dem trostlosen Alltag auf Grantley Hall stellen, auch wenn sie sich verzweifelt fragte, ob sie überhaupt eine Zukunft hatte. Wenn ihr Onkel wieder einmal besonders unfreundlich zu ihr gewesen war, lag Diona nachts wach und überlegte, ob sie sich ihren Lebensunterhalt nicht selbst verdienen konnte. Oder ob sie es wagen dürfte, ihren Verwandten zu schreiben und sie zu bitten, bei ihnen leben zu dürfen.
Diona hatte das Gefühl, er wollte sie nicht bei sich haben, würde sie aber andererseits am Weggehen hindern.
„Ich bin dein Vormund, und du tust, was ich sage.“
Das war einer seiner Lieblingssätze. Offensichtlich wollte er der Tochter seines Bruders nur ihre Abhängigkeit beweisen.
Diona liebte das Landleben, wie es ihre Eltern geliebt hatten, die das aufregende Leben Londons nie vermißten, wenngleich sie dort auch immer wieder ihren gesellschaftlichen Pflichten nachkommen mußten.
Ihre Mutter hatte einmal davon gesprochen, Diona bei Hofe vorzustellen, sie auf Bälle und Empfänge mitzunehmen und sie nach Beendigung ihrer Schulausbildung zur Debütantin zu machen, doch ihr Vater war sechs Monate vor ihrem achtzehnten Geburtstag gestorben. Nun näherte Diona sich schon dem neunzehnten Geburtstag, ohne jemals einen Ball besucht oder London gesehen zu haben.
Als Diona noch ein Kind gewesen war, hatte es in der Grafschaft natürlich Partys gegeben, zu denen ihre Mutter sie mitgenommen hatte. Als Diona jedoch älter wurde, genoß sie es viel mehr, ihrem Vater bei den Pferderennen zuzusehen oder im Winter zu jagen. Dort traf sie jedes Mal eine Menge Leute, auch solche, die dem Landadel angehörten.
Ihr Vater war von den Yeoman-Farmern bewundert worden. Sie nannten Diona die „hübsche kleine Miss Grantley“, zogen vor ihr den Hut und luden sie auf ihren Hof zu frischem Brot ein, das ihre Frauen gebacken hatten, bestrichen mit goldgelber Butter, die aus der Sahne frischer Kuhmilch hergestellt war.
Doch so freundlich die Bauern auch waren, sie waren nicht die Freunde, die ihre Mutter sich für Diona gewünscht hatte.
„Ich möchte, daß du den gleichen Erfolg hast wie ich, als ich Debütantin war“, sagte Mrs. Grantley. „Ich bin nicht eingebildet, wenn ich dir verrate, daß ich sehr verehrt worden bin und daß eine ganze Anzahl von sehr charmanten und reichen jungen Männern meinen Vater gefragt haben, ob sie mir den Hof machen dürften.“
„Heißt das, daß sie dich heiraten wollten, Mama?“
„Ja, aber ich wollte sie nicht heiraten“, hatte ihre Mutter erwidert. „Ich wartete, obwohl ich nicht wußte worauf, bis ich deinen Vater kennenlernte.“
„Und dann?“
„Dann verliebte ich mich in ihn. Er war der schönste und aufregendste Mann, den ich je gesehen hatte.“ Mrs. Grantley hatte geseufzt, bevor sie hinzugefügt hatte: „Ich wünschte, du hättest ihn in seiner Uniform sehen können. Jedes Mädchenherz hat bei seinem Anblick schneller geschlagen.“
„Und hat er sich auch in dich verliebt?“ hatte Diona gefragt.
„Auf den ersten Blick“, hatte ihre Mutter erwidert. „Und ich kann mir nicht vorstellen, daß zwei Menschen glücklicher sein können, als wir es sind.“
Und dieses Glück vermißte Diona jetzt, ein Glück, das wie der Sonnenschein strahlte. Sie konnte sich nicht daran erinnern, daß der Himmel während ihrer Kindheit einmal grau gewesen war und der Regen gegen die Fensterscheiben getrommelt hatte.
Jetzt, als sie, gefolgt von Sirius, in ihr Schlafzimmer lief und die Tür schloß, hatte sie das Gefühl, als müßte sie sich ihren Weg durch schwarzen Nebel kämpfen, der sie zu ersticken drohte.
Sie warf sich auf die Knie und schlang die Arme um Sirius, während ihr die Tränen über die Wangen liefen.
Der Hund fühlte, daß etwas nicht in Ordnung war, und leckte ihre Tränen fort. Diona wußte, daß sie ihn nicht verlieren durfte, denn wenn sie ihn verlor, q dann mußte auch sie sterben, da sie dann nichts mehr hatte, wofür es sich zu leben lohnte.
Als sie Sirius’ warmen Körper eng an den ihren drückte, erwachte in ihr plötzlich etwas Starkes und Entschlossenes, ein Gefühl, das sie noch nie zuvor gekannt hatte.
Sie war so unglücklich gewesen, als sie in das Haus ihres Onkels gekommen war, daß sie das Elend akzeptierte wie ein Kreuz, das sie tragen mußte, da sie keine andere Wahl hatte. Wenn sie für etwas geschimpft worden war, was sie gar nicht getan hatte, dann hatte sie keinen Sinn darin gesehen, sich zu wehren, sondern hatte sich entschuldigt und Besserung versprochen.
Jetzt wußte sie, daß sie kämpfen mußte, nicht nur für sich, sondern auch, um Sirius zu retten.
Sie drückte Sirius noch einmal an sich, woraufhin er erneut über ihr Wange leckte und wedelte, sich dann hinsetzte und sie flehentlich anblickte, als ob er ihr vorschlagen wollte, daß sie mit ihm einen Spaziergang an der frischen Luft machte.
„Genau das werden wir tun, Sirius“, sagte Diona zu ihm. „Wir werden spazieren gehen und nicht zurückkommen. Warum habe ich nicht schon früher daran gedacht!“
Sie stand auf und versperrte die Tür, um nicht überrascht zu werden. Dann breitete sie auf dem Bett ein großes seidenes Tuch aus, das ihrer Mutter gehört hatte, und begann alles auf das Tuch zu legen, was sie für absolut notwendig hielt. Sie wußte, daß sie nicht viel mitnehmen durfte, da die Last sonst zu schwer werden würde. Sie wählte deswegen nur leichte Sachen, darunter zwei Musselinkleider. Und trotzdem wurde das Bündel beträchtlich groß, als sie die Tuchzipfel zusammenknotete.
Sie zögerte nur kurz. Schließlich schlüpfte sie in ihr bestes Kleid sowie in ihr neues Paar Schuhe und setzte den hübschesten Hut auf, der ihrer Mutter gehört hatte.
Sie hatte die Trauerkleidung vor einem Monat abgelegt, da ihr Onkel in einem Wutanfall geäußert hatte, daß er es nicht ausstehen könne, wenn eine„schwarze Krähe“ in seinem Haus herumflatterte. Von dem Geld, das er ihr gegeben hatte, damit sie sich kurz nach ihrem Einzug ins Haus Trauerkleider kaufen konnte, hatte sie noch einen kleinen Betrag übrig, und da sie die Kleider eben nicht lange hatte tragen können, waren sie noch verhältnismäßig neu. Darüber war Diona jetzt froh, denn sie wußte, daß ihre Kleidung noch lange halten mußte.
Diona konnte es allerdings