Diona und ihr Dalmatiner. Barbara Cartland
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Diona und ihr Dalmatiner - Barbara Cartland страница 5
„Es gibt bestimmt viele Berufe, die eine Frau genauso ausüben kann wie ein Mann“, beharrte Diona. „Ich könnte mich um die Welpen kümmern und die ausgewachsenen Hunde pflegen, wenn sie krank sind. Ich kann die gesunden Hunde dressieren, so wie das jeder Mann auch könnte.“
Lange Zeit herrschte Schweigen, bis Ted langsam meinte: „Ich habe gerade an all die Häuser gedacht, in denen es Hunde und Pferde gibt, und ich habe noch nie gesehen, daß Frauen mit ihnen arbeiten.“
„Es gibt aber keinen Grund, weshalb sie eine Frau nicht anstellen sollten, wenn sie die Gelegenheit dazu haben. Die Bauern haben auch ihre Melkerinnen. Warum soll es dann keine Hundewärterinnen oder Stallmägde geben?“
Ted nahm die Zügel in eine Hand und kratzte sich mit der anderen am Kopf.
„Sie fragen mich das so, aber ich weiß nicht, weshalb es keine geben sollte. Aber ich weiß jedenfalls, daß es sie im Augenblick noch nicht gibt. Jedenfalls habe ich noch keine gesehen.“
„Aber ich könnte mich doch um eine Anstellung bemühen“, meinte Diona mit schwacher Stimme. „Wenn ich kein Glück habe, dann vielleicht, Ted, könnten Sie sich - etwas anderes überlegen, was ich - tun könnte.“
Sie zögerte ein wenig beim Sprechen. Sie hatte unglaublich viel Glück, daß Ted soweit von Hall wegfuhr. Doch sie wollte auf keinen Fall mit ihm zurückkehren, wenn er das Ziel seiner Reise erreicht hatte.
Als ob er ihre Gedanken gelesen hätte, meinte Ted nun: „Wenn Sie meinen Rat wollen, Miss Diona, dann gehen Sie zurück zu Ihrem Onkel und sprechen Sie noch mal mit ihm. Sie kommen sonst nur in Schwierigkeiten.“
„Wenn Sie an Räuber oder Diebe denken, Ted, dann kann ich Ihnen versichern, daß Sirius mich beschützen wird.“
„Vielleicht gibt es Schlimmeres als Räuber und Diebe.“
„Was wäre denn schlimmer?“
Ted wußte keine Antwort darauf, und sie fuhren schweigend weiter, bis Ted sagte: „Es ist schön, Sie bei mir zu haben, Miss Diona, aber ich glaube, es ist nicht gut, daß ich Sie so weit von zu Hause wegbringe.“
„Das erspart mir das Gehen, Ted. Ich laufe weg, und ich beabsichtige nicht, zurückzukehren.“
Wieder brütete Ted schweigend vor sich hin. Mit der Zeit begann Diona Hunger zu verspüren, trotz der Eier, die sie zum Frühstück gegessen hatte.
„Ich wollte eigentlich im ,Grünen Mann’ in Little Ponders End für einen Happen anhalten, aber wenn Sie nicht gesehen werden wollen“, schlug Ted vor, „dann fahre ich am besten einfach weiter.“
„Ich bin auch sehr hungrig“, gestand Diona, „und da ich bis jetzt nur einmal in Little Ponders End war, nämlich als ich zum Jagen ausritt, glaube ich nicht, daß sie mich wiedererkennen würden.“ Sie machte eine Pause, während sie fieberhaft nachdachte, und fügte hinzu: „Wenn ich vielleicht meinen Hut abnehme und ein Tuch um den Kopf binde, dann könnten Sie sagen, ich sei jemand aus dem Dorf, der Sie um Mitnahme gebeten hat.“
„Das ist eine gute Idee, Miss Diona“, fand Ted, „und wenn Sie draußen bleiben, dann bringe ich Ihnen Brot und Käse. Der Wirt hier ist eigentlich nicht neugierig. Er ist ein alter Mann und halb blind.“
Als die Hütten von Little Ponders End in Sicht kamen, öffnete Diona die Bänder ihres Hutes und schob den Hut unter den Sitz. Dann suchte sie aus dem Bündel ein Tuch, das sie mitgenommen hatte, für den Fall, daß ihr kalt würde.
Diona wußte wohl, daß es unmöglich gewesen wäre, einen dicken Mantel mitzunehmen. Der einzige Schutz gegen Kälte, falls sie sich nichts Neues leisten konnte, war der Schal, in den sie ihre Sachen eingewickelt hatte.
Das Tuch bestand aus blaßblauer Seide und sah aus der Entfernung nicht sehr teuer aus, wenn es auch ihrer Mutter gehört hatte. Sie band es sich um den Kopf und hoffte, wie eines der Dorfmädchen auszusehen.
Die Dorfwiese war bis auf zwei alte Esel und mehrere Enten auf dem Teich leer. Ted brauchte sein Pferd nicht anzubinden, denn es begann sofort, Gras zu fressen. Gemeinsam marschierten sie zum „Grünen Mann“.
Draußen befand sich wie gewohnt eine Holzbank, auf der später am Nachmittag die alten Männer des Dorfes sitzen würden. Jetzt saß niemand hier, so daß Diona Platz nahm, während Ted das Gasthaus betrat.
Kurze Zeit später kam er mit zwei Tellern zurück, auf denen mehrere große Scheiben Käse und Bauernbrot lagen. Es gab keine Butter, doch als Diona ein Stück des ofenwarmen Brotes abschnitt und es zusammen mit dem Käse aß, schmeckte es ihr ganz vorzüglich. Ted war in das Gasthaus zurückgegangen und kehrte nun mit einem Glas Most und einem Glas Bier zurück. Der Most war für Diona bestimmt, das Bier für ihn selbst.
Um die Aufmerksamkeit der anderen nicht auf sich zu lenken, aßen sie schnell. Dann bezahlte Ted im Gasthaus die verzehrten Speisen und Diona schritt zum Karren zurück und stieg hinauf. Sirius sprang neben ihr hoch, und so warteten die beiden bereits auf Ted, als dieser zurückkam.
Während sie losfuhren, sagte Diona: „Sie müssen mir sagen, wieviel ich Ihnen schulde.“
„Sie waren mein Gast, Miss Diona“, erwiderte Ted, „und wenn Sie weglaufen, dann brauchen Sie ohnehin jeden Penny für sich und Ihren Hund.“
„Aber ich kann doch nicht zulassen, daß Sie für mich zahlen“, protestierte Diona.
„Sie können mir Ihre Zeche zahlen, wenn Sie Ihr erstes Gehalt bekommen“, schlug Ted lächelnd vor. „Ich hoffe, daß Sie nicht lange darauf warten müssen.“
„Das hoffe ich auch“, erwiderte Diona bekümmert.
Sie fuhren weiter, und Diona begann darüber nachzudenken, wie angsteinflößend es war, ins Blaue zu leben, ohne zu wissen, wo man enden wird. Dann sagte sie sich, daß, wie besorgniserregend es auch sein mochte, nichts so schlimm sein konnte wie die Tatsache, daß Heywood, der der Gutsverwalter ihres Onkels und ein Mann war, den sie nie gemocht hatte, Sirius erschoß. Ohne Sirius wäre sie noch einsamer auf der Welt, als sie ohnehin schon war.
Welche Schwierigkeiten auch immer auf uns zukommen, sagte sie sich, Sirius und ich werden nicht nur zusammen sein, sondern ich bin auch ganz sicher, daß Papa uns beschützen wird.
Wenn es etwas gab, was ihr Vater gehaßt hatte, dann war es Grausamkeit jeder Art, und es war stets furchtbar für ihn gewesen, wenn er gezwungen gewesen war, ein Pferd aufgrund seines Alters oder einer Krankheit zu töten. Die Grausamkeit seines Bruders hätte er daher niemals gutgeheißen.
Und doch wurde Diona immer ängstlicher, je weiter sie sich von Hall entfernte. Erst jetzt merkte sie, wie unerfahren und unwissend sie war.
Dank der Beharrlichkeit ihrer Mutter war sie nicht nur von einer pensionierten Gouvernante, die im Dorf wohnte, sehr gut erzogen worden, sondern auch von dem Vikar, der gleichzeitig Lehrer war. Er hatte sie in vielen Fächern unterrichtet, und da er keine eigene Familie gehabt hatte, hatte der Unterricht ihm großen Spaß gemacht.
Diona hatte eine solche Zuneigung zu ihm entwickelt, daß sie ihn oft als ihren Großvater betrachtete, den sie nie gehabt hatte.
Wenn der Vikar noch am Leben gewesen wäre, hätte sie sich nun an ihn wenden und ihn um Hilfe bitten