Der Bergpfarrer Staffel 8 – Heimatroman. Toni Waidacher
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Christel hatte ihre Einkäufe erledigt und war zur Festwiese zurückgefahren. Als sie an den Nachbarn vorbeifuhr, sah sie aus den Augenwinkeln die beiden Brüder vor ihrem Wohnwagen sitzen. Wann immer es ging, vermied sie es, die Familie Kaiser auf sich aufmerksam zu machen.
Karsten Steiner kam herbeigelaufen, als sie angehalten hatte, und half beim Ausladen. Christel hatte reichlich eingekauft. Am Montag würde das Karussell abgebaut werden, und noch am selben Tag fuhren sie weiter, zur nächsten Veranstaltung. Da war dann keine Zeit mehr, die Vorräte aufzufüllen, und wenn sie angekommen waren, mußte alles Notwendigste vorhanden sein.
»Stell’s nur da ab«, sagte Christel und deutete mit dem Kopf auf den Küchenschrank. »Ich räum’s gleich fort.«
»Das kann ich doch machen«, bot der Bursche an, der gerne noch ein wenig in ihrer Nähe geblieben wäre.
»Bloß net«, lachte das Madl. »Da find’ ich ja nachher nix mehr wieder.«
Karsten grinste. Er stand in der offenen Tür, die Hände in den Hosentaschen.
»Wie schaut’s denn nächsten Monat aus?« erkundigte er sich.
Christel schaute irritiert.
»Was meinst’ denn? Nächsten Monat? Da sind wir, soviel ich weiß, in Unterfranken. Warum fragst’ denn? Wenn du Urlaub haben willst, dann wirst’ wohl noch ein bissel warten müssen. Ich kann ja mal auf dem Kalender nachschau’n, wann sich’s einrichten läßt.«
»Nein, nein«, schüttelte er den Kopf. »Darum geht’s net. Ich mein’ was ganz anderes.«
»So? Was denn?«
Karsten Steiner lächelte.
»Ich red’ von deinem Geburtstag«, erwiderte er. »Der muß doch gefeiert werden.«
Die Tochter seines Chefs winkte ab.
»Na, da werden wir auch gerad Zeit dazu haben«, meinte sie.
»Und ich hab’ gedacht, wir würden vielleicht zusammen ausgehen«, sagte er hoffnungsvoll.
Christel sah ihn an.
»Daraus wird wohl nix...«
Karsten wollte etwas darauf erwidern, doch draußen rief der Chef nach ihm. Christel räumte den Einkauf in die Schränke. Schmunzelnd dachte sie daran, was der junge Bursche ihr gerade gesagt hatte.
Ausgehen! Sie wüßte nicht zu sagen, wann sie jemals ausgegangen war. Gegessen wurde vielleicht mal im Festzelt, wenn das Geschäft gut gewesen war, aber so richtig in einem Lokal? Das war schon Jahre her. Genauso wie sie nur Gelegenheit zum Tanzen hatte, wenn die Schausteller zusammen feierten.
Aber sie wußte auch, daß sich da noch etwas anderes hinter Karstens Worten verbarg...
Christel hielt eine Tüte mit Mehl in der Hand. Sie hatte sich auf die schmale Eckbank gesetzt und starrte darauf.
Und wenn ich ihn doch erhör’?, überlegte sie. Immerhin war Karsten sympathischer, als Wolfgang und Tobias Kaiser zusammen. Mit Schaudern erinnerte sie sich des plumpen Annäherungsversuchs des Älteren. Karsten hingegen sah nicht nur gut aus, er war ein tüchtiger Arbeiter, und Vater und sie hatten Glück gehabt, daß er damals die Stelle bei ihnen angenommen hatte.
Christel Ottinger seufzte auf.
So eine Entscheidung zu treffen war nicht leicht und mußte wohl überlegt werden. Schließlich hing ihre ganze Zukunft davon ab. Aber wenn sie sich für Karsten Steiner entschied, dann hatte sie immerhin einen Mann an ihrer Seite, der etwas von dem Geschäft verstand.
Sie stellte die Mehlpackung in den Schrank und schloß die Tür. Dann stand sie auf und schaute auf die Uhr. Beinahe schon Zeit, das Mittagessen vorzubereiten.
Schnell waren die Kartoffeln geschält und der Salat gewaschen. Das Fischfilet, das sie gekauft hatte, brauchte nicht sehr lange. Erst kurz bevor die Kartoffeln gar waren, kam es in die Pfanne. Christel stellte die Flamme kleiner, als es in dem Topf kochte und stieg aus dem Wohnwagen.
Als sie die Tür hinter sich schloß, sah sie Karsten Steiner. Er saß am Kassenhäuschen des Karussells, einen Farbeimer in der Hand, und besserte ein paar Stellen aus, die Wenzel Ottinger entdeckt hatte.
Christel schaute auf den muskulösen Oberkörper, die sehnigen Arme, und stellte sich plötzlich vor, wie es wohl wäre, ihn zu berühren...
Doch dann wandte sie sich schnell wieder ab und ging zum Wohnwagen der beiden Männer, um dort für Ordnung zu sorgen.
Aber ihr Herz klopfte immer noch schnell, wenn sie an den jungen Burschen dachte, von dem sie längst wußte, daß er sie liebte.
*
Christian Ruland spazierte den Waldweg entlang. Vom Forsthaus waren sie noch einen guten Kilometer entfernt, aber Nero sprang schon weit voraus, als wüßte er, daß es nicht mehr lange dauerte, bis sie zu Hause waren.
Der Förster vom Ainringer Wald war am frühen Morgen aufgebrochen. Zusammen mit einem Holz-einkäufer hatte er die Bäume ausgesucht, die gefällt werden sollten. Gleich am nächsten Montag würden sich die Waldarbeiter daran machen. Jetzt freute sich der Forstbeamte auf das Mittagessen, das er bald zusammen mit seiner Familie einnehmen würde.
Und am Nachmittag müssen wir wohl mit dem Florian zur Kirch-weih, überlegte er, während er seinen Blick schweifen ließ.
Der Bub war ihr größtes Glück, und er war seiner Frau dankbar dafür, ihm den Sohn geboren zu haben. Dabei hatte es recht schwer angefangen, bis aus dem jungen Förster und der hübschen Frau ein Paar geworden war. Maria Breithammer, wie sie vor ihrer Hochzeit hieß, war die Tochter eines alten kauzigen Kerls. In einer Hütte im Wald war sie aufgewachsen, und ihr Vater saß mehr wegen Wilderei im Gefäng-nis, als daß er zu Hause gewe-
sen wäre. Erst die letzte Haftstrafe war ihm eine Lehre gewesen und Josef Breithammer gelobte Besserung.
Als dann erneut im Ainringer Wald gewildert wurde, geriet er jedoch wieder unter Verdacht. Christian Ruland, der die Stelle als Förster gerade erst angetreten hatte, machte die Bekanntschaft der Tochter und verliebte sich in sie. Trotz aller widrigen Umstände wurde aus ihnen ein Paar, und dank der Hilfe Sebastian Trenkers konnte die Unschuld des alten Breithammer bewiesen werden. Seither lebte die Familie, samt Schwiegervater, in dem Forsthaus, und der kleine Florian krönte ihr Glück
Christian wurde aus seinen Gedanken gerissen, als Nero, ein paar Meter vor ihm, laut bellte. Der Jagdhund wühlte unter einem Busch und kratzte mit den Pfoten im Waldboden.
»Was gibt’s denn da?« rief der Förster und beeilte sich, an die Stelle zu kommen.
Nero schaute ihn kurz an, winselte und scharrte weiter. Schließlich schnappte er zu und zog etwas aus dem Boden.
»Brav, mein Guter«, sagte Christian und nahm das Tier zur Sei-
te.
Dann beugte er sich hinunter und betrachtete genauer, was sein Hund ausgegraben hatte. Es handelte sich unverkennbar um