Die Herrin des Clans. Barbara Cartland
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„Dessen bin ich mir sehr wohl bewußt“, sagte der Herzog. „Selbst als drei Menschen zwischen mir und dem Titel standen und ich mir nicht vorstellen konnte, jemals Chieftain zu werden, dachte ich bereits über dieses Problem nach. Ich sprach auch häufig mit meinem Vater darüber, als er noch lebte.“
Ein minutenlanges Schweigen herrschte. Der Staatssekretär wie auch der Herzog riefen sich ins Gedächtnis zurück, daß der älteste Sohn seines Onkels beim Kampf in Ägypten gefallen war. Der zweite Sohn war während eines Sturmes ertrunken. Sein Fischerboot war gegen die Felsküste getrieben und zerschmettert worden. Überlebende hatte es keine gegeben.
Schließlich ergriff wieder der Marquis das Wort.
„Ich möchte Ihnen einen Vorschlag unterbreiten, obwohl ich beinahe annehme, daß mir schon jemand zuvorgekommen ist, kaum daß Sie englischen Boden betreten haben“, sagte er in geschäftsmäßigem Ton.
„Gestern Abend bei meinem Eintreffen fand ich eine ganze Reihe von Nachrichten und Botschaften vor“, erwiderte der Herzog. „Schon aus Höflichkeit wollte ich aber zuerst mit Ihnen sprechen.“
„Ich bin Ihnen sehr verbunden. Leider muß ich zugeben, daß ich es als ausgesprochen peinlich empfinde, Sie mit dieser Information zu konfrontieren. Normalerweise sollte sie von einem Mitglied Ihres Clans kommen.“
Die Miene des Herzogs bewölkte sich zusehends.
„Mir wird allmählich klar, daß mir Sir Iain McCaron nicht ohne Grund ein halbes Dutzend Botschaften geschickt hat, er müsse mich sofort nach meiner Ankunft unbedingt sprechen“, erwiderte er nach einer Pause.
Der Marquis stieß ein kurzes Lachen aus.
„Sir Iain dürfte sich in ziemlich langatmigen Erklärungen ergehen. Ich werde Ihnen kurz und bündig mitteilen, worum es sich handelt: Sie müssen heiraten.“
Der Herzog richtete sich auf. Er starrte den Marquis an, als ob er nicht richtig gehört hätte.
„Heiraten?“ rief er entsetzt. „Diesen Rat hätte ich aus Ihrem Munde nicht erwartet. Wenn ich mir ein Schloß nicht leisten kann, dann doch wohl auch sicherlich keine Ehefrau.“
„Das hängt ganz von der Frau ab. Die betreffende Dame, die man Ihnen als zukünftige Herzogin zugedacht hat, ist. . .“
Der Herzog fiel ihm in scharfem Ton ins Wort.
„Von wem zugedacht? Wer hat es gewagt, sich in etwas einzumischen, was ich als etwas sehr Privates und Persönliches betrachte?“
Er holte tief Atem, ehe er fortfuhr.
„Ich brauche mit Sicherheit niemanden, der mir eine Braut aussucht. Das ist eine Angelegenheit, die nur mich ganz allein angeht.“
Ohne die Stimme zu heben, bediente er sich eines stählernen Tones, den die Soldaten unter seinem Kommando sofort als Zeichen größten Zornes erkannt hätten.
Den Marquis schien das nicht zu stören.
„Mein Lieber, ich verstehe Ihre Gefühle durchaus“, versicherte er. „Als schottischer Chieftain müssen Sie sich aber eines immer vor Augen halten. Ihre Leute, für die Sie nicht nur Anführer, sondern auch Vater, guter Hirte und Beschützer sind, müssen Ihnen wichtiger als persönliche Vorurteile oder - wie in diesem Fall - Empfindsamkeiten sein.“
Auf der Stirn des Herzogs bildeten sich ein paar steile Falten.
„Ehe wir weiter diskutieren, möchte ich gern nähere Einzelheiten erfahren, Mylord.“
„Das sollen Sie. Darf ich Sie bitten, mir ruhig zuzuhören, ohne mich zu unterbrechen?“
Sein liebenswürdiger Ton bewirkte, daß der Herzog das Gefühl hatte, ein wenig vorschnell geurteilt zu haben. Trotzdem beharrte er auf seiner Meinung. Wenn der Staatssekretär glaubte, eine Ehe für ihn arrangieren zu können, befand er sich sehr im Irrtum.
Natürlich waren ihm im Laufe seines Lebens eine ganze Anzahl von Frauen begegnet, die sich aller ihnen zur Verfügung stehenden Verführungskünste bedient hatten, um ihn vor den Traualtar zu locken.
Den jungen Mädchen, die nach Indien gekommen waren, um sich einen Ehemann zu angeln, war er sorgsam aus dem Weg gegangen. Stattdessen hatte er seine Zeit entweder mit verheirateten Frauen verbracht, deren Ehemänner sich in dem heißen Klima zu sehr abrackerten, oder mit Witwen, die zu vernünftig erschienen, um einen mittellosen Offizier heiraten zu wollen, mochte er auch noch so attraktiv sein.
Leider war es meistens nicht dabei geblieben. Kaum waren sie sich näher gekommen, hatten sie alle guten Vorsätze und Prinzipien über Bord geworfen. In seinen Armen äußerten sie Heiratswünsche.
„Liebling, wir werden es schon schaffen“, beschworen sie ihn. „Ich besitze ein bißchen eigenes Geld. Wir werden so glücklich sein, daß nichts Anderes zählt.“
Er war klug genug gewesen, den flehenden Augen, die sich so schnell mit Tränen füllten, und den bebenden Lippen, die die seinen suchten, noch ehe er zum Kuß bereit war, zu widerstehen.
Auch wenn die Bewerberinnen um seine Gunst noch so schön und verführerisch gewesen waren, das Regiment, die Männer, die unter ihm dienten, und die geheimen Missionen, mit denen man ihn betraut hatte, hatten sich am Ende stets als interessanter und aufregender erwiesen als jede Frau - zumindest wenn es sich um eine feste Bindung handelte.
Damals hatte er beschlossen, niemals zu heiraten, falls nicht ein Wunder geschähe und er sich eine Ehefrau leisten konnte, was in seinem Fall so gut wie niemals bedeutete.
In Indien fiel es einem durchschnittlichen Offizier schwer genug, seine Kasinorechnungen zu bezahlen, wie sollte er dann auch noch den Unterhalt für eine Frau und Kinder aufbringen?
Er vermutete, daß er aufgrund seiner neuen Stellung in Schottland nicht nur die Verantwortung für seinen Clan, sondern auch eine ganze Menge aufgelaufener Schulden übernehmen mußte. Es war ihm aber nicht in den Sinn gekommen, daß ihm außerdem die Extravaganzen einer jungen Frau aufgebürdet werden sollten, die nicht normal gewesen wäre, wenn sie nicht ab und zu den Wunsch nach einem neuen Kleid verspürt hätte.
Diesen Unsinn gedachte er nicht mitzumachen. Dann war es schon besser, das Schloß so schnell wie möglich zuzusperren, einem seiner Verwandten die Verwaltung der Ländereien zu übertragen und nach Indien zurückzukehren.
Leider mußte das ein Wunschtraum bleiben, weil sein Pflichtgefühl ihm eine solche Handlungsweise verbot.
Da er ahnte, was auf ihn zukam, wappnete er sich innerlich auf die folgende Szene. Er würde einfach erklären, daß eine Ehe für ihn nicht in Betracht kam.
„Wie Sie wissen, grenzt das Land des Macbeth-Clans an das Ihre“, begann der Marquis von Lothian. „Ihre beiden Häuser liegen kaum zehn Meilen voneinander entfernt.“
„Ich erinnere mich an die Macbeths. Den Grafen habe ich allerdings seit mindestens fünfzehn Jahren nicht