Die Herrin des Clans. Barbara Cartland

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Herrin des Clans - Barbara Cartland страница 5

Die Herrin des Clans - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

Скачать книгу

hatten schon halb gefürchtet, daß niemand da wäre, der ihren Platz einnehmen konnte.

      Seine Existenz war inzwischen begreiflicherweise so gut wie in Vergessenheit geraten. Als Junge hatte er oft seine Ferien im Schloß verbracht, obwohl seine Eltern in Edinburgh gelebt hatten.

      Dafür hatte es einen triftigen Grund gegeben. Seine Mutter war nicht kräftig genug gewesen, um die kalten und rauhen Winter im nördlichen Schottland durchzustehen.

      Jetzt erzählten ihm die alten Frauen von seinen Eskapaden, die er längst vergessen hatte. Sie riefen ihm ins Gedächtnis zurück, wie er seinen ersten Lachs gefangen, sein erstes Moorhuhn geschossen und seinen ersten Hirsch zur Strecke gebracht hatte.

      Allzu schnell für seinen Geschmack erhielt der Herzog eine Einladung zur Gräfinwitwe von Dalbeth, die ihn als Gast in ihrem Hause erwartete.

      Es wäre einfacher gewesen, übers Moor zu reiten, statt nach Dalbeth House zu fahren, das am Rande der Klippen mit Blick auf die Nordsee thronte.

      Das Schloß selbst war vor einem Jahrhundert geräumt worden. Es stand einige Meilen weiter an der Küste, wo die Felsen so stark abgebröckelt waren, daß die Lage ernstlich gefährlich wurde.

      Damals hatte man den Grafen von Dalbeth gewarnt, daß es nur noch eine Frage der Zeit sei, bis die ganze Felswand in sich zusammenbräche und das Schloß mit sich ins Meer risse.

      Er hatte daher für sich und seine Familie ein neues Haus gebaut. Doch das Schloß wehrte sich gegen den Verfall. Es stand immer noch an seinem altgewohnten Platz und diente den heimkehrenden Fischerbooten als Landmarke.

      Dalbeth House war ein eindrucksvolles Gebäude, das inmitten von Gärten lag, die von hohen Mauern umgeben waren.

      Der Herzog fuhr in einer gut gefederten, mit vier Pferden bespannten Kutsche, die sein Onkel natürlich nicht bezahlt hatte. Pünktlich um vier Uhr erreichte er das schmiedeeiserne Tor.

      Dieser Zeitpunkt galt allgemein als passender Ankunftstermin. In seiner Einladung hatte er gelesen, daß er die Gräfinwitwe am ersten Abend treffen sollte. Für den nächsten war eine große Familienfeier geplant.

      Er konnte sich des unangenehmen Gefühls nicht erwehren, daß am zweiten Abend seine Verlobung mit Lady Jane offiziell verkündet werden sollte.

      Im Stillen hatte er gehofft, man würde ihm mehr Zeit lassen, seine zukünftige Braut kennenzulernen. Mit ein bißchen Glück hätten sich vielleicht sogar einige gemeinsame Interessen finden lassen.

      Seit seiner Ankunft in Schottland wurde er ständig angetrieben. So sehr ihm das mißfiel, es blieb ihm nichts Anderes übrig, als sich mit so viel Würde wie nur irgend möglich zu fügen.

      Er saß zurückgelehnt in seiner Kutsche, die auf seinen Wunsch hin offen war, und ließ die Landschaft auf sich einwirken. Sie war noch schöner, als er sie in Erinnerung hatte.

      Über eine lange, kurvenreiche Straße, die mitten durchs Moorland führte, erreichte man ein mit Nadelbäumen bewachsenes Tal. Ein kleiner Fluß schlängelte sich hindurch, in dem er sicherlich eine Anzahl schöner Lachse fangen konnte, falls ihm Zeit genug dazu blieb.

      Kurz darauf gelangten sie zum Meer, das sich bis hin zum fernen blauen Horizont erstreckte.

      Steile Klippen ragten gen Himmel. Hier war die gefährliche Stelle, wo sein Vetter mit seinem Boot gekentert und ertrunken war.

      Die Gräfinwitwe begrüßte den Herzog sofort bei der Ankunft. Zu seiner Überraschung glich sie kein bißchen dem Bild, das er sich von ihr gemacht hatte.

      Sie trug ein schwarzes Kleid, das nur aus Paris stammen konnte. Am meisten verwunderte ihn ihre Welterfahrenheit, die er im schottischen Hochland nicht vermutet hätte.

      Außerdem fand er die Art und Weise, wie sie geschminkt war, ungewöhnlich. Unwillkürlich fielen ihm die Worte des Marquis ein, daß der Graf in den letzten Jahren seines Lebens nicht glücklich gewesen war.

      Die Gräfinwitwe redete überschwenglich auf ihn ein, während sie ihn in einen eleganten Salon führte. Der Raum hatte eine hohe Decke und große Fenster mit Aussicht aufs Meer.

      Im Gegensatz zu seinem eigenen Schloß machte hier alles einen neuen, luxuriösen und vor allem kostspieligen Eindruck.

      Es gab eine Überfülle an Blumen, Seidenkissen und Kristall-Leuchtern. Allein das Teeservice, das sofort nach seiner Ankunft hereingebracht wurde, war ein kleines Vermögen wert.

      Er und seine Gastgeberin blieben beim Tee allein. Sie plauderte ununterbrochen, wobei sie ihn immer wieder aufforderte, den Kuchen, die frischen Brötchen und die unzähligen anderen Delikatessen zu probieren. Ihr Benehmen ließ keinen Zweifel in ihm aufkommen, daß er ihr mehr als willkommen war.

      „Es war sehr schlimm hier während der langen Krankheit Ihres Onkels“, sagte sie. „Natürlich haben wir auch noch andere Nachbarn. Doch da unsere Ländereien unmittelbar aneinandergrenzen, lag mir diese Freundschaft immer besonders am Herzen. Und jetzt werden all meine Träume wahr.“

      Mit einem bezaubernden Lächeln fuhr sie fort: „Die liebe Jane ist natürlich ein bißchen schüchtern. Sie sieht dem ersten Zusammentreffen mit Ihnen etwas ängstlich entgegen. Was mich betrifft, so bin ich sicher, daß Sie ihr freundlich begegnen werden. Sie verstehen bestimmt, daß sie, nachdem sie solange in Italien lebte, einen Teil unserer Hochlandgebräuche vergessen hat. Es gibt vieles, was sie noch lernen muß.“

      Dem Herzog wurde schwer ums Herz. Etwas Ähnliches hatte er befürchtet. Umso größer war seine Überraschung, als er vor dem Dinner der jungen Gräfin vorgestellt wurde.

      Er wirkte in Abendkleidung noch eleganter und imponierender als sonst. Von seiner Taille hing der Sporran des Chieftains herunter, der seinem Onkel gehört hatte.

      Die Gräfinwitwe, funkelnd im Glanz unzähliger Brillanten, trug eine Robe, die selbst bei einem Hofball aufgefallen wäre. Sie war von schwarzer Farbe, hatte aber nichts Trauermäßiges an sich.

      Colonel Macbeth, den der Herzog schon in London getroffen hatte, betrat an ihrer Seite den Salon. Sie wurden von einem älteren Verwandten mit dem Titel Macbeth of Macbeth begleitet.

      Wie nicht anders zu erwarten, wurde Champagner serviert. Der Herzog schalt sich innerlich einen verdammten Narren, weil er vor lauter Nervosität das erste Glas in einem Zug leerte.

      Während es neu gefüllt wurde, öffnete sich die Tür und die junge Gräfin betrat den Raum. Im ersten Augenblick glaubte er, einen weiteren Gast vor sich zu haben. Doch dann dämmerte es ihm. In seinem vom Champagner umnebelten Gehirn dachte er, einer Halluzination zu erliegen.

      Lady Jane war das hübscheste Mädchen, dem er je begegnet war. Der Herzog hatte sich eine völlig falsche Vorstellung von ihr gemacht, zumal sie in keiner Weise schottisch wirkte. Ihr blondes Haar war nach der neuesten Mode frisiert, und sie trug ein Kleid, das an Eleganz und Kostbarkeit dem ihrer Stiefmutter in nichts nachstand.

      Dem Herzog als Frauenkenner entging nicht, daß ihre Augenwimpern künstlich nachgedunkelt waren. Ihre Lippen wirkten zu rot, um natürlich, und ihre Haut zu weiß, um nicht gepudert zu sein. Wenn so etwas inzwischen in Schottland möglich war, mußten sich die Verhältnisse seit seiner Jugendzeit sehr gewandelt haben.

      Die Gräfinwitwe legte den Arm liebevoll um die Schultern ihrer Stieftochter.

      „Das

Скачать книгу