Ausgewählte Lustspiele von Ludwig Thoma (Volksstücken und Bauernschwänke). Ludwig Thoma
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Das ist Ihnen ja auch teilweise gelungen. Freilich vermochten Sie nicht, uns überzeugend zu beweisen, wie das Individium im Konflikte seiner Eigenart mit Zeit und Welt zerrieben wird.
Dazu fehlte Ihnen die Intensität des Erlebens und die sprungbereite Leidenschaft, und in diesem Sinne könnte man Sie selbst eine tragische Natur nennen.
Immerhin ist Ihre Begabung originell und verdient in unserer Zeit ihres heroischen Triebes willen Beachtung…
Milbe halblaut: Famos! Ganz famos!
Schimonsky: Es ist einiges von mir. Aber ganz ausgezeichnet!
Moritz fährt unbeirrt weiter: Wenn Sie auch nicht Ihre Gestalten, oder ich will schonend sagen, nicht jede Ihrer Gestalten mit dem Geheimnis innerer Notwendigkeit ausgestattet haben, so sehe ich doch in dem Gesamtwirken Ihrer nach Produktion lechzenden Natur eine Erweiterung des poetischen Horizontes.
Wir – die Jugend – die wir unser Ich gefunden haben, und uns dessen bewußt sind, und die wir eine größere Zeit herbeiführen werden, betrachten Sie als eine Etappe auf unserem Wege. In diesem Sinne zollen wir Ihnen Anerkennung, und in diesem Sinne reiche ich Ihnen die Hand.
Er geht auf den Dichter zu und reicht ihm freundlich lässig die Hand. Alle Damen umringen Moritz und reden auf ihn ein. Auch die Herren beeilen sich, einen Kreis um den talentvollen Jüngling zu bilden.
In möglichst rascher Folge:
Frau Mengold Moritz umarmend: Nein! Der goldige Junge! Wie du gesprochen hast!
Frau Lückemann: Wo hast du das her?
Frau Schultze: Es ist unerhört! Eine solche Sicherheit im Urteil.
Frau Milbe: Und die Worte! Wie konntest du die Worte finden?
Milbe legt ihm die Hand auf die Schulter: Ich sehe in dir den kommenden Literaturhistoriker.
Schimonsky: Die Hauptbedingung dazu ist da. Aus Fremdem Eigenes zu machen…
Feuerstein: Es ist verblüffend.
Schultze: Ich melde mich heute schon als Verleger.
Frau Milbe nimmt einen Lorbeerkranz, der für den Dichter bestimmt war und auf einem Tischchen lag, und setzt ihn Moritz aufs Haupt: Und ich mich als Muse.
Die andern Damen rücken ihm den Kranz zurecht und jubeln.
Frau Schultze: Nun siehst du aus wie ein Sieger.
Frau Lückemann: Nach dem ersten Turnier.
Frau Mengold: Mein goldiger Junge!
Während dieser Szene steht der Dichter verlassen abseits auf der rechten Seite. Meyer hat Zinnkraut nach links gezogen und spricht gestikulierend auf ihn ein.
Dreizehnte Szene
Betty erscheint unter der Tür. Meyer gibt ihr ein Zeichen, worauf sie sogleich wieder abgeht.
Vierzehnte Szene
Meyer patscht in die Hände und ruft: Herrschaften! Ich bitte! Es wird photographiert!
Alle Damen patschen freudig in die Hände und rufen: Ach ja, photographieren! In die Woche! Bitte! bitte! bitte!
Meyer: Nur Ruhe! Gruppieren Sie sich ums Sofa!
Fünfzehnte Szene
Schimonsky, Schultze und Feuerstein holen eilig Stühle herbei, die sie links und rechts neben das Sofa stellen. Dabei legen sie die Kränze, welche an den Stühlen lehnten, achtlos auf den Boden. Die Damen eilen mit lauten Rufen zum Sofa hin.
Frau Schultze: Es müssen aber unbedingt unsere Namen unter das Bild kommen.
Frau Lückemann: Sonst weiß man ja gar nichts.
Frau Mengold: Feuerstein! Das müssen Sie besorgen.
Feuerstein der schon mit dem Stuhl herbeigeeilt ist: Keine Angst! Wird alles gemacht.
Der Photograph ist mit seinem Apparat eingetreten und hat sich links aufgestellt. Frau Mengold, Frau Schultze, Frau Milbe haben sich auf das Sofa gesetzt. Schimonsky, Feuerstein, Schultze haben sich auf die Stühle gestellt, Moritz hat sich vor das Sofa auf den Boden gesetzt, die Füße übereinander geschlagen. Milbe, Frau Lückemann, Zinnkraut haben sich vor den Stühlen gruppiert. Man sieht allen an, daß sie große Übung in Bildung von Gruppen haben. Es muß sehr rasch gehen.
Meyer nimmt den Dichter bei der Hand: Kommen Sie! Er führt den Dichter zum Sofa, das aber von den drei Damen besetzt ist. Das geht nicht. Der Dichter muß in die Mitte zwischen zwei Damen.
Frau Schultze steht etwas zögernd auf, und Meyer nötigt den Dichter, zwischen Frau Milbe und Frau Mengold Platz zu nehmen. Frau Schultze steht nun etwas seitwärts vom Sofa vor dem Stuhl, auf dem Feuerstein steht.
Meyer zu Zinnkraut: Kommen Sie zu mir, Zinnkraut!
Er stellt sich mit Zinnkraut vor das Sofa, sodaß man von dem Dichter nichts mehr sieht. Frau Milbe und Frau Mengold beugen sich weit genug zur Seite, daß sie gesehen werden können.
Meyer patscht in die Hände: Fertig!
Der Photograph der den Apparat gerichtet hat, kommt unterm Tuch hervor und ruft: Ich sehe den Dichter nicht.
Meyer: Macht nichts! – – Fertig!
Der Photograph läßt das Blitzlicht aufflammen. – – Pfumm! – Vorhang
Die kleinen Verwandten: Lustspiel in einem Aufzug
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