Ausgewählte Lustspiele von Ludwig Thoma (Volksstücken und Bauernschwänke). Ludwig Thoma
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Читать онлайн книгу Ausgewählte Lustspiele von Ludwig Thoma (Volksstücken und Bauernschwänke) - Ludwig Thoma страница 28
Mama: Ja, man könnte wirklich glauben, daß ein Vater Verständnis hätte für die Situation! Du wirst die Joppe anziehen.
Häßler: So? Trägt man die in der Situation? Das hättest du ja auch vorher…
Mama eilt mit dem Gehrock links ab: Häßler setzt sich seufzend auf einen Stuhl.
Dritte Szene
Häßler: Ida, tu mir den einzigen Gefallen und sieh, daß du mit dem jungen Herrn Schmitt heut ins reine kommst!
Ida: Mach nur du deine Sache gut, Papa!
Häßler. Sache gut! Du mußt auch mit solchen Redensarten kommen!
Ida: Weißt du…
Häßler: Es ist sonderbar, um nicht mehr zu sagen, wie mir da gewissermaßen eine Rolle eingedrillt wird.
Ida: Das wollen wir doch gar nicht!
Häßler: So? Aber jeder Satz wird mir förmlich vorgesprochen. Und dabei ist die Angelegenheit so einfach wie nur möglich. Ein gutsituierter junger Herr will die Tochter eines höheren Beamten heiraten. Schön! Warum nicht?
Ida: Aber das ist es gerade mit den höheren Beamten!
Häßler: Was ist?
Ida: Mama fürchtet, daß du ihm zu sehr imponierst, und daß er sich dann nicht traut, weil er Kaufmann ist…
Häßler: Hm… Am Ende dürft ihr mir doch zutrauen, daß ich den rechten Ton finde…
Mama tritt von links ein mit einer Hausjoppe.
Vierte Szene
Mama: So, das ziehst du jetzt an… Sie hilft ihm die Joppe anziehen. Es ist merkwürdig, daß du selber nie das Richtige triffst. Ein Gehrock ist doch immer feierlich, und Feierlichkeit läßt keine familiäre Stimmung aufkommen.
Häßler: Sehe ich dir jetzt jovial genug aus?
Mama: Setz dich nur in den Lehnstuhl und lies in der Zeitung!
Häßler: Jawohl… Er setzt sich und fragt etwas ironisch: Wie heißt mein Stichwort?
Mama: Sag nicht Stichwort! Die Sache ist zu ernst für Witze…
Häßler nimmt die Zeitung: Wenn ich schon eine Rolle spielen soll, muß ich sie auch können. Also… nicht wahr… wenn er kommt, habe ich aufzuspringen?
Mama nervös: Aber nein!
Ida: Du sollst doch ganz vertieft sein!
Mama zu Ida: Sprich mir nicht drein! Zu Häßler: Du bist vertieft in deine Zeitung. Dann sage ich vorwurfsvoll: Heinrich! Du blickst auf und bist überrascht, daß Besuch da ist, stehst auf und hältst ihm lächelnd die Hand entgegen… oder nein… beide Hände… so… Sie macht es ihm vor.
Häßler ironisch: Und lächle fortwährend?
Mama spitz: Allerdings. Vielleicht begreifst du, daß es sein muß. Nervös zu Ida: Was stehst du noch herum? Zieh endlich deine Schürze an und geh auf deinen Posten!
Ida geht: Ja, Mama. Unter der Tür. Wann darf ich hereinkommen?
Mama: Genau zehn Minuten, nachdem er eingetreten ist Dann bleiben wir einige Zeit alle im Zimmer und ungeduldig na ja, ich hab dir’s doch schon oft genug gesagt!
Ida: Ja, Mama Ab.
Fünfte Szene
Mama seufzt: Ach Gott… wenn nur das schon in Richtigkeit wäre!
Häßler: Das kommt auf euch an…
Mama gereizt: Was kommt an?
Häßler: Wenn ihr die Sache ordentlich arrangiert habt, warum soll’s denn nicht gehen?
Mama: Wie kann man so etwas Frivoles nur sagen? Arrangieren! Wir… du auch, nicht wahr… haben geduldet, daß er Ida die Cour machte.
Häßler im amtlichen Ton: Ja… und?
Mama: Und? Jetzt wird es sein, wie es immer ist. Wir müssen eben hoffen, daß er ernste Absichten hat.
Häßler: Soo?
Mama: Wir nehmen das an, und haben natürlich Grund dafür. Und weil er gestern beim Kränzchen Ida gefragt hat, ob er uns heute besuchen dürfe… na ja…
Häßler ganz amtlich: Nur weiter, wenn ich bitten darf…
Mama: Aus dem Ton… und allem… nicht?… weiß Ida, daß er sich heute erklären will.
Häßler streitbar: Das heißt: sie glaubt es; sie nimmt es an. Und wir schweben einstweilen in Ungewißheit. Wir haben ganz einfach abzuwarten, ob man unserer Tochter das Schnupftuch zuwirft…
Mama: Also… sei so gut…
Häßler: Ist es anders? Ist es ein Atom anders?… Ich kann dir nur sagen, wenn ich Mutter wäre, dann wäre ich heute nicht im ungewissen…
Mama energisch: Sprich nicht so daher und sieh nicht so rechthaberisch aus! Kein Mensch will dein Schwiegersohn werden, wenn du so aussiehst.
Häßler sinkt in den Lehnstuhl zurück: Ja so!
Mama: Es hängt alles davon ab, daß Herr Schmitt bei uns warm wird.
Häßler: Kann er doch meinetwegen werden.
Mama: Das ist sehr die Frage.