Ausgewählte Lustspiele von Ludwig Thoma (Volksstücken und Bauernschwänke). Ludwig Thoma
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Читать онлайн книгу Ausgewählte Lustspiele von Ludwig Thoma (Volksstücken und Bauernschwänke) - Ludwig Thoma страница 27
Personen:
Heinrich Häßler, Regierungsrat Mama Häßler Ida, beider Tochter Josef Bonholzer, Oberaufseher aus Dornstein Babette Bonholzer, seine Frau, Schwester des Regierungsrates Max Schmitt, Kaufmann, Inhaber von Hugo Schmitts sel. Erben
Das Stück spielt in der Wohnung des Regierungsrates in der Kreisstadt Großheubach in Bayern.
Zeit: Gegenwart.
Erste Szene
Das schöne Zimmer bei Regierungsrat Häßler. Die Möbel im Stile der 60er Jahre. Nußbaum. Im Hintergrund, etwas rechts von der Mitte, ein Erker mit Fenstern an allen Seiten. Im Erker steht auf einem Antritt ein kleiner Nähtisch, davor ein Stuhl.
Links vom Erker, vor der Wand, ein geblümtes Sofa, dessen Rücklehne mit gehäkelten Decken geschmückt ist. Auf dem runden, polierten Tisch davor liegt ebenfalls eine Decke mit gehäkelten Spitzen. Die vier Stühle um den Tisch sind mit dem gleichen Stoff wie das Sofa überzogen.
Über dem Sofa hängt an der Wand ein Spiegel in Goldrahmen, links und rechts davon Porträts der Eltern von Frau Häßler; wo sonst Platz ist, hängen an den tapezierten Wänden Heliogravüren von Bodmanns »Märchen«, Thumanns »Parzen« oder ähnliche.
Rechts vom Erker Kommode, darauf eine Uhr unter Sturzglas. An der linken Seitenwand ein schmaler Glasschrank, an der rechten Seitenwand ein hoher Ofen aus bunten sächsischen Kacheln. Ein paar Lehnstühle. Einer in der Nähe des Erkers, daneben ein Rauchtisch. Regulator, Bücherstellage mit Konversationslexikon an der rechten Seitenwand.
Tür links, die zu Wohnräumen, Tür rechts, die in den Gang führt. Ein Fenster an der Hinterwand rechts vom Erker. An diesem, wie an den Erkerfenstern, weiße Mullvorhänge.
Ida nimmt die Schutzdecke von dem letzten Stuhl, der noch damit überzogen ist. Frau Häßler tritt von links ein und stellt ein Körbchen mit Handarbeit auf den Tisch.
Mama memorierend: Ich werde mit einer Handarbeit beschäftigt sein. Heinrich muß im Lehnstuhl sitzen und in der Zeitung lesen… und… Sie besinnt sich etwas. Ida!
Ida: Ja, Mama?
Mama: Du sollst nicht im Zimmer sein, wenn er kommt…
Ida schmollend: Warum?
Mama: Es ist besser. Sonst sieht es so aus, als ob wir alle auf ihn gewartet hätten…
Ida: Aber…
Mama: Nun folg mir doch! Du bleibst in der Küche. Wenn er kommt, schaust du einen Augenblick heraus… Dabei kannst du lächeln und ein bißchen befangen sein. Verstehst du?
Ida: Ja, Mama.
Mama: Und binde dir eine Schürze vor! Das ist häuslich und lieb, und… ja, du mußt ein bißchen echauffiert aussehen, wie vom Herdfeuer.
Ida geht fröhlich auf die Idee ein: Ich werde mir mit dem Frottierschwamm die Backen reiben.
Mama mütterlich beifällig: Das tust du! Überhaupt, benimm dich nur so, wie ich dir sage, dann wird alles gut gehen… Sie ruft laut und etwas unwillig nach links: Heinrich!
Häßler Unwirsch von drinnen: Was denn?!
Mama rufend: Was machst du denn so lang? Es ist höchste Zeit! Zu Ida, die an das Fenster getreten ist: Geh vom Fenster zurück, Ida!
Ida: Ich möchte ihn doch so gerne sehen, wenn er um die Ecke kommt.
Mama ungeduldig: Wozu denn? Er könnte dich auch sehen.
Ida: Dann hätte er vielleicht mehr Courage.
Mama sehr bestimmt: Nein! Er darf nicht glauben, daß er beobachtet wird.
Ida geht zögernd vom Fenster weg: Wenn er aber wirklich um mich anhalten will, Mama?
Mama etwas nervös: Widersprich mir doch nicht immer! Apodiktisch: Jeder Mann schmeichelt sich mit der Idee, daß er vollkommen frei seinen Entschluß faßt. Jeder Mann schmeichelt sich mit der Idee, daß er im letzten Augenblick noch zurück kann. Diese Illusion darf man den Männern nicht rauben. Wenn sich Herr Schmitt beobachtet sieht, könnte er einen Zwang fühlen. Du kannst dich auf meine Erfahrung verlassen. Sie ruft sehr ungeduldig nach links: Aber Heinrich!!
Zweite Szene
Häßler tritt von links ein; er trägt Gehrock und schwarze Binde. Etwas mürrisch: Na also! Was ist denn?
Mama entsetzt: Ja, wie siehst du denn aus?
Häßler: Ich denke, respektabel genug für einen Herrn Schmitt! Was das für ein Getu ist!
Mama: Ich habe dir doch gesagt: