Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger

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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band) - Peter  Rosegger

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und Knechten auf gutem Fuße zu leben, aber die Leute wollten es auch auf guter Hand, und als sie sahen, daß er mehr nahm, als seine Vorfahren genommen hatten, murrten sie und wurden trotzig. Und dieser Trotz weckte den seinen; nun wollte er mit Strenge und Gewalt die Einigkeit und den Frieden zwischen sich und seinen Pfarrkindern herstellen. Denn er sehnte sich nach dem Frieden und nach einem fröhlichen Leben in Gemeinsamkeit mit den Leuten, aber in seiner Klosterzelle hatte er nicht Menschenkenntniß genug gelernt, um so ans Ziel zu kommen. Die Spannung war in der Gemeinde so groß geworden, daß er außerordentliche Mittel ergriff. Trotzdem streckte er sich nun behaglich unter seiner Decke und dachte an Wohlleben, das auch andere Herren führten draußen im Lande. Er konnte recht gesellig sein mit Leuten, die zu ihm standen in Spiel und Waidmannslust; die priesterlichen Handlungen gingen so nebenher. Ob er sie zu Recht erfüllte! Er fragte nicht danach, hatte man ihn doch ohne seinen Willen in die Kutte gesteckt! Die Rechenschaft, welche er von seiner Gemeinde hohenorts abzulegen hatte, dachte er sich nicht strenge, maßen er die Steuern und Abgaben mit genauerer Gewissenhaftigkeit dahin ablieferte, als es seine Vorfahren je zu thun vermochten. So rechnete er auf ein langes, kurzweiliges Leben im Thale der Trach.

      Derlei mochte der Herr Franciscus an diesem Morgen gedacht haben, da pochte unten an der Thüre des Pfarrhofes plötzlich der Hammer. Der Herr blieb liegen, wie er lag, aber die klangvolle Stimme einer Frau fragte zum Fenster hinab, was es gebe? Es würde doch nicht schon wieder das heidnische Wesen angehen!

      »Das nicht,« rief Einer von unten hinauf, »aber der kleine Baumhackel will versterben, und der Herr möge um des großen Gottes Willen alsogleich mitkommen.«

      Bald darauf stand der Herr selbst am Fenster und that die Frage, was nur dem jungen Mann zugestoßen sei?

      »Vermeinen, das Schlagl wird ihn troffen haben, er liegt ganz dahin; es reckt ihn schon der Tod, würdiger Herr.«

      »So kann ich auch nichts machen. Ich will den Versterbenden ins Meßopfer schließen. Geh’ nur wieder heim.«

      »Wollt’ aber doch die Barmherzigkeit haben. Wir wissen es all’, ‘s ist ihm so viel um einen Geistlichen, und keine Ordnung ist, kein Testament, um und um nichts. Wissen uns gar nicht zu helfen, und wenn uns der gute Herr auch will verlassen ...«

      Da hat sich der Herr sauren Gesichts wegfertig gemacht, und das Glöcklein, welches den Allewigen in Brotgestalt begleitet, hat mählich dahingeklungen am Ufer der rauschenden Trach. Es war nicht zu verwundern, daß an den Häusern, an welchen der Priester vorüberkam, so wenig Leute knieten, denn es war noch früh am Morgen; und es war auch kein Wunder, daß im Innern der Häuser schon alle Betten leer standen, denn es war schon lange nach Mitternacht.

      »Licht Sonnenwenden ist da!

       – – – – – – – – – – – – – – –

       Feuer und Licht hat Gott gemacht.

       Erwacht! Erwacht!«

      Der Ruf war längst verklungen und die Leute waren davon und hinangestiegen gegen die Wildwiesen. Allerlei Volk. Da ein vierschrötiger Bursche, der wich dem Kirchhof aus, denn seine alte Base, die wollte er nicht wecken, sie mag sich ausruhen, und der Pathe auch selbander; hingegen was Lebendiges will der Nantel mitnehmen. Und an einen Hause, an welchem er vorüber kam, klopfte er am Fenster der seitwärtigen Wand: »Sonnwenden ist da! Licht ist die Sonnen. Geh’, trink vom lebendigen Bronnen!« So viel von dem alten Spruche war in seinem Kopf verblieben.

      Wer drinnen war, der ließ sich nicht so lange bitten, als der Herr im Pfarrhofe. Er kam bald heraus, und es war eine Maid, die ganz kecklich den Arm des Burschen erfaßte und mit ihm hinanstieg.

      »Hast wohl Feuer bei Dir?« fragte er.

      »Verspar’ Dein Spotten sauber auf ein andermal und gieb Achtung, daß ich Dir nicht zu heiß komm’!«

      »Mußt erst sehen, welches von uns heißer brennt. Nun sag’ ich Dir eins, wenn ich nicht zwei sag’: Haben wir Beid’ das Feuer selber bei uns, was sollen wir uns denn plagen und hinaufsteigen auf die Wildwiesen! Setzen wir uns wo hin und halten Sonnwenden im Kraut!«

      »Du, Nantel,« antwortete sie, »mit so heiligen Sachen treibst kein Gespött mehr! Mußt wissen, ich bin nicht allein.«

      Er starrte sie an und über seine Wangen ging eine blasse Farbe.

      »Nicht – nicht allein wärst. Josa?«

      »Schon gestern spät Abends Stund bin ich auf dem Friedhof gewesen und habe meine Mutter geweckt.«

      »Deine Mutter,« atmete der Nantel auf, »so, so, Deine Mutter selig. Ist schon recht, Josa, weil nur das! Ist schon recht.«

      Sie kamen glücklich hinauf. –

      Einen anderen Fußsteig schritten zwei Gäuche hinan.

      »Jetzt probir’ ich’s aber doch,« flüsterte der Eine, »und probiren thu’ ich’s.«

      »Wird nichts nutzen,« meinte der Andere.

      »Mir hat’s der klein’ Baumhackel für gewiß gesagt, ganz für gewiß. Und ich glaub’s auch.«

      »Gieb her, Lass’ lesen noch einmal.«

      Sie hielten ein arg zerfahrenes Blatt Papier in den Händen und lasen: »Approbirtes Mittel, daß die Leut nicht munter werden. Nimm Jungfernhaar als zum Tocht und Fetten von einer Kreuzotter als zum Auswendigen; dieselbe Kerzen alsdann am besten mit Sonnwendfeuer anzünden, wird der brennenden Kerzen wegen in einem Haus, so Du das thust, weder Mann noch Weiblein aufwachen.«

      »Möglich kann’s sein,« sagte nun auch Jener, der anfangs gezweifelt hatte.

      »Der Baumhackel soll’s wundershalber an seinen Hausleuten probirt haben.«

      »Was Du sagst!«

      »Wisse, Roderich, Baumhackel’s Leut’ fressen so viel gern, und hat sich der Baumhackel vornächst schon um den Pfingstsonntag kümmert, wo sie wieder allerhand gut’ Sach’ haben wollen und mit nichts zufrieden sind.«

      »Wenn sie mit nichts zufrieden sind, so sind das ja recht bescheidene Leut’!«

      »Du verstehst mich nicht, Roderich, sie sind nämlich mit nichts nicht zufrieden, heißt das, mit Etwas nicht zufrieden, wie man sagt, halt: mit nichts etwas zufrieden.«

      »Strapazier’ Dich nicht, Uli, Du meinst, es gäbe nichts, womit sie zufrieden wären.«

      »Oder vielmehr, es gibt alles, womit sie nicht zufrieden sind. Wenn man Dir einmal nicht mehr recht reden kann, so geh’ Deiner Weg allein.«

      »Also weiter, sie waren nicht zufrieden.«

      »Und sind es nicht, und der Baumhackel hat’s gewußt, sie werden es auch am Pfingstsonntag nicht sein. Was thut er?«

      »Den Stecken nimmt er und verjagt sie.«

      »Laff! Wozu hätt’ er denn hernach die Kerzen mit dem Kreuzotterschmalz und dem Jungfernhaar? In der Pfingstnacht, wie er vermeint, daß Alle schlafen, zündet er sie an und läßt sie brennen über den ganzen Tag und bis in die nächste Nacht hinein. Kein Ratz ist Dir munter worden und das ganze Essen ist verspart geblieben.«

      »Das ist viel!«

      »Das

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