Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band). Peter Rosegger

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Peter Rosegger: Romane, Erzählungen & Gedichte (Über 570 Titel in einem Band) - Peter  Rosegger

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oder guten Morgen! wie du's brauchst.«

      So viel hatten sie ausgerichtet, die Bauern beim Guldeisner.

      »Verdorben hab' ich's«, sagte der Jakob, als sie aus dem Hause traten, »ich hab' ihn zu scharf getroffen.«

      »Getroffen oder nicht, es ist ein Stierkopf«, antwortete der Rodel.

      Als sie die bezäunte Gasse zwischen Gemüsegarten und Hauswiese hinabgingen, sahen sie ein junges wohluntersetztes Weib, das beschäftigt war, die zum Bleichen über die Wiese hin aufgespannten Leinwandfächer zusammenzurollen.

      »Auch eine Guldeisnerin«, murmelte der Sepp, »Ob er sie mitnehmen wird in sein Herrenschloß?«

      »Ich denk'«, schmunzelte der Rodel, »die laßt er uns da. Daß doch die Gattung nicht ganz ausgeht in Altenmoos.« –

      Sie schritten kopfschüttelnd talwärts. Unten, wo der Weg durch jungen Anwuchs ging, begegnete ihnen der Förster, oder Waldmeister, wie er in der Gegend genannt war. Das war ein großer, stämmiger Mann in Jägertracht und stets mit dem Gewehr auf dem Rücken. Die Gebirgstracht, die er trug, schien aber nicht auf dieser Figur gewachsen zu sein, sie stand nicht ganz zu den manchmal fremdartigen Bewegungen des Mannes. Das Gesicht? Ein schöner roter Vollbart machte alles gut, was etwa die kleinen stechenden Augen und die unförmig lange Nase verdarben. Er war ein Ausländer. Seit wenigen Jahren bei der Herrschaft Rabenberg angestellt, ging er jetzt viel in Angelegenheit des Kampelherrn um, von dem es hieß, daß er auch die Rabenbergischen Waldungen ankaufen wolle.

      »Ob der Guldeisner zu Hause ist!« fragte er die Bauern mit seiner eigentümlich scharfen, dabei etwas näselnden Aussprache.

      »Nein«, antwortete der Rodel, »da geht der Waldmeister umsonst hinauf.«

      »Will ich lieber umkehren«, knurrte der Förster und schlug seitab einen Waldsteig ein.

      »Warum hast du ihn angelogen?« fragte der Jakob seinen Nachbarn.

      »Der wäre jetzt schnurgerad' hinaufgegangen und hätte ihm das Gut abgekauft«, antwortete der Rodel.

      »Mit der Lug' werden wir's nicht hintertreiben«, sagte der Jakob. »Schlecht' Sach' muß man mit gut' Sach' totschlagen. Ich denk' aber, er verkauft nicht, 's ist lauter Trutz, was er sagt.«

      »Und auch Trutz, was er tut. Nachbarn, der Guldeisnerhof ist hin.« So der Rodel.

      Bald darauf trennten sich ihre Wege. Der Reuthofer dachte auf dem seinen noch lange: Nein, der Franz ist gescheit, er tut's nicht.

      Wie der Jackerl aus Anhänglichkeit daheim bleibt

       Inhaltsverzeichnis

      Als der Jakob Steinreuter nach Hause kam in seinen Reuthof, funkelten am Himmel schon etliche Sterne, und über den schwarzen Baumzacken des Nockwaldes ging der Mond auf.

      An der Haustür stand der Jackerl.

      »Geh' hinein!« befahl der Vater.

      »Nein«, antwortete der Knabe.

      »Alsdann bleib' da stehen so lang' du willst.«

      »Nein!« knirschte der Knab'. »Ich will Schottensterz haben, dann geh' ich fort. Ganz fort. Ich bleib' nimmer da!«

      »Warum bist du denn nachher von Sandeben her heimgegangen?«

      »Weil ich's versprochen hab'.«

      »Alsdann muß auch ich mein Versprechen halten«, sagte der Jakob, ergriff mit festem Arm den Jungen und führte ihn in den Moosbarren.

      Der Moosbarren war ein Hintergelaß des Wirtschaftsgebäudes, eine kleine Kammer, in welcher Stallstreumoos getrocknet und aufbewahrt zu werden pflegte. Es hatte zwei kleine glaslose Fenster und eine feste Brettertür, die von außen durch ein Kettlein angehängt werden konnte, so daß sie von innen nicht zu öffnen war. Dieser Barren war im Reuthofe das Zuchthaus.

      Und da drinnen lag der wilde Jackerl nun wieder auf dem Mooshaufen, wo er schon recht oft gelegen war. Die Tür von innen aufzubrechen, zu einer Fensterluke hinauszukriechen, ein Fletzbrett zu heben, um unterhalb hinauszukommen, diese unfruchtbaren Versuche waren längst aufgegeben worden. Jetzt lag er rücklings auf dem Moos, ließ den Mond auf sein Gesicht scheinen und war ganz ruhig. Es war ihm ja nichts Neues, im Kriege mit seinem Vater zu unterliegen, und er fand es eigentlich auch in Ordnung so. Er hielt den Vater im ganzen für einen braven Mann, dem man nun eben einmal zu gehorchen hätte, aus dem dummen Grunde, weil man der Schwächere ist. Der Jackerl will aber nicht gehorchen, solchen just am wenigsten, die es scharf von ihm verlangen. Schlecht genug, daß es fast allemal was Vernünftiges ist, was der Vater begehrt. Das jedoch ist nichts Vernünftiges, für alle Ewigkeit im Altenmooser Winkel sitzen zu bleiben, und die Welt ist so weit und ist so schön und hat so viel Sach'! Wir – der Jackerl – sind nun einmal zwölf Jahre alt. Leichter lauft der Mensch sein Lebtag nie, als in diesem Alter, und wenn er da nicht davonlauft, wann soll er's denn tun? – Einstweilen möchten wir einen Schottensterz haben.

      »Jackerl!« rief draußen in der Nacht jemand, es war die Stimme der Schwester Angerl, »da greif' an, wenn du hungrig bist!« Sie hielt ein Stück Brot zur Fensterluke herein. »So greif' an, Jackerl!«

      »Nein!« knirschte der Junge.

      Das Dirndl hielt immer noch geduldig hinein, weil aber der Jackerl fürchtete, daß sie die Hand doch zurückziehen könnte, nahm er seinen Filzhut und hieb ihn fest auf die Hand los. Das Brot fiel in der Kammer zu Boden, das Schwesterl draußen ging schluchzend davon. Der Jackerl hob das Stück Brot auf, als er jedoch ihr Weinen hörte, schleuderte er es wieder in den Winkel. »Ich will dich nicht. Sie soll still sein. Ich mag sie nicht weinen hören, ich mag nicht!« So wimmerte er zornig. Ein gutes Wort wollte er ihr nachrufen, aber statt dessen schrie er zur Luke hinaus: »Du Tretsch, du dumme Tretsch!« und schlug mit den Fäusten auf die Wand los und ächzte vor Wut.

      Durch die Wandfugen strich kühle Luft. Der Knabe grub sich in das Moos bis an den Hals und schlief ein.

      Am nächsten Morgen kam seine Mutter zur Tür und rief: »Bist schon wach, Jackerl?«

      Er war freilich schon wach, gab aber keine Antwort. Mit einem Tone, der voller Güte war, sagte draußen die Mutter: »Kind, die Suppe steht auf dem Tisch, und du mußt was Warmes essen. Der Vater laßt dir sagen, wenn du brav bist, so darfst du kommen, wenn du aber trutzig wärst, so sollt' ich nicht aufmachen. Ich bitte dich, mein liebes Kind, tu' mir das Leid nicht an, sei wieder ordentlich und folgsam wie deine Geschwister, wir haben dich ja lieb und alles ist wieder gut. Geh', komm her, sei gescheit!«

      Kein Lebenszeichen im Barren. Jetzt kam ihr die Angst, es möchte dem Knaben etwas widerfahren sein. Sie ging um die Ecke und schaute zur Luke hinein. Dort im Winkel stand er, strampfte jetzt den Boden und rief: »Nein! Nein!«

      »So kann ich dir nicht helfen«, sagte das Weib, »der Trutz ist noch immer stärker wie du, den müssen wir so lange aushungern, bis du ihn unterkriegst. Bleib' drinnen.« Sie ging davon.

      Der Junge fügte sich ins Unvermeidliche. Er sann auf Zeitvertreib. Auf dem Rücken lag er im Moos und hub an, allerlei Liedchen zu trällern, wie er sie von den Knechten gehört hatte. »Hi, ho! hi ho!« begann er und:

      »Tulli

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