Die Vampirschwestern 4 - Herzgeflatter im Duett. Franziska Gehm
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Es war Zeit zum Abheben. Was sie dazu auf keinen Fall brauchte, war eine Achterbahn.
In der Geisterbahn
Ludo, Silvania und Jacob standen wie frisch aus dem Schleudergang geworfen auf dem Jahrmarktsplatz. Ludo hatte eine interessante Föhnfrisur. Silvania sah zu Boden und presste die Lippen aufeinander. Sie war sich noch nicht sicher, was die Hackfleischklöpschen in ihrem Magen vorhatten. Jacob hielt sich so lässig wie möglich an einem Laternenmast fest. Seine Beine waren lang. Und nach der Achterbahnfahrt sehr elastisch. Während des Loopings hatte er die Augen geschlossen und war damit beschäftigt gewesen, sein eigenes Mittagessen (Spiegelei, Spinat und Kartoffeln) unter Kontrolle zu halten. Von Silvanias Geflopse und Gefliege hatte er nichts mitbekommen. Sonst hätte er sich womöglich Gesine Schlotzer angeschlossen und den Jahrmarkt schnurstracks verlassen.
„Da drüben ist sie!“, rief Helene. Sie zeigte auf ein Fahrgeschäft. Es hatte eine Fassade wie eine Schlossruine. Die Türme waren dunkel und die Fenster voller Spinnweben. Aus einem Fenster sah ein Totenkopf und aus einem anderen ein Monster mit spitzen grünen Ohren, irren Glubschaugen und Wangen voller Warzen. „Los, gehen wir!“
Ein paar Minuten später saßen Helene und Daka in der Geisterbahn. Auf den Sitzen vor ihnen saßen Silvania und Jacob. Ludo wartete vor der Geisterbahn. Er hatte erklärt, dass ihm vom Bahnfahren schlecht wird. In Wirklichkeit wollte er nicht in die Geisterbahn, da er so schon genug Geister sah. Auch, wenn ihm das keiner glauben wollte.
Die Geisterbahn ratterte los, in einen tiefen, finsteren Schlund hinein. Aus dem Dunkel kamen furchterregende Geräusche. Eine Holztür knarrte, ein Wolf heulte und eine Hexe lachte. Plötzlich sprang in einer finsteren Kurve ein Monster aus einem Karton. Silvania schrie auf. Jacob zuckte zusammen. Helene beugte sich aus dem Wagen, um besser sehen zu können. Auch Daka musterte das Monster genau. Es war aus Pappe.
Jetzt fuhr die Geisterbahn in einen blutrot beleuchteten Tunnel. An den Wänden krabbelten riesige Würmer und Spinnen. Daka bekam Hunger und tippte einen Wurm an. Er war aus Plastik.
Kurz bevor die Geisterbahn aus dem Tunnel fuhr, flog eine Gestalt vor den Tunnelausgang. Sie breitete den weiten schwarzen Mantel aus und lachte finster. Dabei blitzten zwei lange Eckzähne auf. Die Zähne waren blutverschmiert. Die Augen des Mannes leuchteten rot. Sie schielten etwas. An einer Wange blätterte eine Hautschicht ab. Die Frisur war zerzaust und saß etwas schief. Die Geisterbahn fuhr auf die Vampirpuppe zu. In letzter Sekunde flog der falsche Vampir zur Seite.
Helene zupfte Daka an ihrer Spinnenjacke. „Euer Vater könnte das tausend Mal besser.“
Daka nickte. Ein Vampir mit einer alten Perücke, Silberblick und verfallener Haut. Das war gar kein Vampir. Das war eine Frechheit! Kein Wunder, dass die Menschen so schlecht über Vampire dachten. Wenn es in allen Geisterbahnen so aussah, na dann boi noap! Daka spürte, dass sie etwas zwickte. Es war nicht Helene. Es war kein Pappmonster. Und es war auch nicht die Zahnfeile in ihrer Jackentasche. Was Daka zwickte, war ihr Stolz. Sie war zwar nur ein Halbvampir, aber trotzdem fühlte sie sich von dem zerlotterten, schielenden Pappvampir beleidigt. Für Daka stand fest: Sie musste die Ehre der Vampire retten! Sie stand auf und breitete die Arme aus.
„Was hast du vor?“, fragte Helene. Ihre Augen leuchteten vor Aufregung.
„Zeigen, was ein echter Vampir ist.“ Mit diesen Worten flog Daka los.
Die Geisterbahn fuhr in eine lange Kurve, in der links und rechts Drachenköpfe aufleuchteten. Helene reckte den Hals nach Daka. Hoffentlich hatte sie sich nicht verflogen. Auf einmal schoss eine kleine dunkle Gestalt wie ein Pfeil auf die Geisterbahn zu. „Onu, zoi, trosch!“, rief sie. Daka hatte die Kapuze bis zur Nasenspitze gezogen, ihre Zähne leuchteten. Sie raste nur wenige Millimeter über die Köpfe der Geisterbahnpassagiere hinweg und stieß einen bestialischen Schrei aus. Helene bekam eine Gänsehaut. „Cool“, hauchte sie.
Jacob standen die rotblonden Haare auf den Armen zu Berge. Die fliegende Pappfigur hatte seinen Kopf gestreift. Für eine Pappfigur konnte sie sehr gut fliegen. Und für eine Pappfigur war sie irgendwie … unpappig. Sie sah sehr lebendig aus. Sie erinnerte Jacob an jemanden. Nur an wen? Seine pferdeverrückte Cousine aus Wales? Hm. An die Hauptdarstellerin im Krimi vom letzten Sonntag? Hm. Oder an die Figur auf Level vier in Toms Computerspiel?
Jacob blieb keine Zeit, weiter darüber nachzudenken. Dieses Mal kam die Gestalt von hinten über die Köpfe der Geisterbahnpassagiere gesaust. Dabei rief sie: „Krötz jobju suchoi murja!“ (Das war Vampwanisch und ein schlimmer Schimpfausdruck, wie man ihn nur in einer Geisterbahn rufen kann, in der ihn keiner versteht.) Jacob kniff die Augen zusammen und sah der fliegenden Gestalt hinterher. Er glaubte, lilafarbene Gummistiefel zu erkennen. Auf einmal wusste er, an wen ihn die Gestalt erinnerte. „Die sah aus wie Daka!“, sagte er zu Silvania.
Silvania stieß einen schrillen Lacher aus. Dann wurde sie stocksteif. „Daka?“ Mit einem Ruck drehte sich Silvania um. Dakas Platz war leer. Silvania sah Helene fragend an. Die zuckte mit den Schultern und verzog die Mundwinkel zu einem schiefen Grinsen.
„Daka, du hast einen Doppelgä…“, begann Jacob, der sich gerade zu Daka umdrehen wollte.
„Guck mal da!“, rief Silvania schnell. Sie zeigte auf eine riesengroße grüne Spinne, die sich von der Decke abseilte.
Jacob nickte. Eine Spinne. Sehr schön. Er wollte sich wieder zu Daka umdrehen.
„Was heißt ,Spinne‘ eigentlich auf Englisch?“, fragte Silvania schnell.
„Spider“, erwiderte Jacob und hielt in der Bewegung inne.
„Verstehe. Wie bei Spiderman.“
„Genau. Und weißt du, was ‚Batman‘ heißt?“, fragte Jacob.
„Ähm … klar. Bettenmann.“ Silvania lächelte.
„Nein. ‚Bat‘ heißt nicht ‚Bett‘. ‚Bed‘ heißt ‚Bett‘.“ Jacob hatte sich jetzt ganz seiner Nachhilfeschülerin zugewandt.
Silvania runzelte die Stirn. „Ich dachte immer, ‚bad‘ heißt ‚böse‘.“
„Ja. ‚Bad‘ heißt ,böse‘. Aber ‚bed‘ heißt ‚Bett‘ und ‚bat‘ heißt …“
„Fledermaus“, kam eine Stimme von hinten.
Silvania und Jacob fuhren herum. Daka saß auf ihrem Platz und lächelte sie an. Sie sah unschuldig aus. Und leicht zerzaust. Silvania warf ihrer Schwester einen drohenden Blick zu. Er sah ganz schön „bad“ aus.
Zoff Schwester!
Ludo sah, wie seine Freunde aus der Geisterbahn kamen. Silvania taumelte. Jacob schwankte. Helene schlenderte und Daka hüpfte. „Wie waren die Geister?“, fragte er.
Daka winkte ab. „Alle aus Pappe.“
„Bis auf diesen einen kleinen Vampir oder was das sein sollte. Der sah richtig echt aus“, sagte Jacob.
„Ja, der war cool“, meinte Helene. Sie warf Daka einen verschwörerischen Blick zu.
„Ich fand den überhaupt nicht cool“, warf Silvania ein. „Der kleine Vampir war eindeutig ZU VIEL.“ Silvania sah ihre