Einführung in die Fallbesprechung und Fallsupervision. Oliver Konig

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Einführung in die Fallbesprechung und Fallsupervision - Oliver  Konig Carl-Auer Compact

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der Wahl der Ebene wie in ihrer Formulierung häufig Handlungsoptionen bzw. legen sie nahe. Umgekehrt, wenn bestimmte Handlungsoptionen von vorneherein ausgeschlossen werden oder der Verfügungsmacht der handelnden Personen entzogen erscheinen, bleiben diese Bereiche eventuell schon im Verstehensprozess ausgeblendet.

      Bei einer Fallbesprechung, bei der es um eine Wohngruppe mit Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit emotionalen Auffälligkeiten insbesondere autistischer Art ging, wurde ein Mädchen von ca. 15 Jahren mit der Diagnose Asperger-Syndrom vorgestellt, die mit ihrem häufig aggressiven Verhalten die Gruppe stark dominierte. Die Mitarbeiterinnen richteten ihre Aktionen weitgehend darauf aus, alles zu unterlassen, was dieses Mädchen in einen Erregungszustand bringen könnte. Dabei beschlich sie konstant ein schlechtes Gewissen, dass dies auf Kosten der anderen Gruppenmitglieder gehe, die weniger Aufmerksamkeit bekämen bzw. sich unterordnen müssten. Im Verlauf der Informationserhebung wurde deutlich, dass dieses Muster der Dynamik ihrer Herkunftsfamilie folgte, in der die Eltern ebenfalls alles unternommen hatten, um Krisen dieser Art zu verhindern, dort auf Kosten eines Geschwisterkindes. Als dies, auch vor dem Hintergrund eines Paarkonfliktes der Eltern, nicht mehr tragbar erschienen war, erfolgte der Umzug in die Wohngruppe, wo sich schnell das gleiche Verhaltensmuster einspielte. Verstärkt wurde dies durch die damalige Teamsituation, da mehrere Positionen neu besetzt worden waren durch junge und noch wenig berufserfahrene Mitarbeiterinnen. Wie schon in der Familie verstellte nun auch im Team die Erklärung der Verhaltensauffälligkeiten vor dem Hintergrund der Asperger-Diagnose den Blick darauf, dass das Verhalten des Mädchens durch seinen Erfolg massiv belohnt und stabilisiert worden war und sich dies nun in der WG fortsetzte. Auf meine Frage, ob es eine (konzeptionelle) Vorstellung davon gäbe, wann eine Grenze erreicht sei, sodass ein Jugendlicher eventuell nicht mehr in der Einrichtung gehalten werden könne, antworteten die beiden Falleinbringerinnen, darüber könnten sie noch nicht einmal mit ihrer Gruppenleitung sprechen, in der Einrichtung insgesamt sowieso nicht. Vor diesem Hintergrund erschien es ihnen das kleinere Übel, die Auffälligkeiten des Mädchens weiter zu ertragen. Das Wissen, dass das Mädchen die Gruppe aufgrund der Altersstruktur der Gruppe in etwa einem Jahr verlassen würde, erleichterte ihnen dies. Die Einschränkung des Verstehensprozesses vor dem Hintergrund der angenommenen und ausgeschlossenen Handlungsoptionen hatte einen Preis für alle Beteiligten, für das Team, für die anderen Kinder in der Gruppe und für das Mädchen selber, das in seinem Verhaltensmuster weiter bestärkt wurde.

      Je stärker eine Hypothese zum Fall auf eine Handlungsoption hinzuweisen scheint, umso mehr sollte man darauf achten, auch alternative Erklärungen und die mit ihnen jeweils verbundenen Konsequenzen zu bedenken. Werden bestimmte Handlungsebenen ausgeblendet, hier z. B. aus Angst vor der Reaktion der Gruppenleiterin, kann dies massiv den Verstehensprozess behindern. In letzter Konsequenz heißt dies, dass der Verstehensprozess Vorrang vor der Entwicklung von Handlungsoptionen hat. Wird er dem Handlungsdruck geopfert, wäre der Fallbesprechung die Grundlage entzogen. Bleibt die Entwicklung einer Handlungsoption aus, mag dies unbefriedigend sein. Es bedeutet aber keinesfalls, dass die Besprechung erfolglos gewesen ist.

      Fallbesprechungen sind Teil eines prozesshaften Geschehens, mit einem Vorher und einem Nachher. Es kann gerade ein gutes Ergebnis einer Fallbesprechung sein, die Begrenzung der eigenen Handlungsoptionen hinzunehmen und stattdessen mit dem dadurch sich eröffnenden neuen Verständnis in die Praxis zurückzugehen. Es bleibt dann abzuwarten, was sich durch dieses neue Verstehen verändert.

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