Die Chroniken von Narnia - Der König von Narnia (Bd. 2). C. S. Lewis

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Die Chroniken von Narnia - Der König von Narnia (Bd. 2) - C. S.  Lewis Die Chroniken von Narnia

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der einen Richtung und zwei in der anderen.

      »Hör schon auf zu meckern, Ed«, sagte Susan. »Ich wette, in einer Stunde oder so klart es auf. Und bis dahin wird es uns bestimmt nicht langweilig. Wir haben doch ein Radio und jede Menge Bücher.«

      »Ohne mich«, sagte Peter. »Ich werde erst einmal das Haus erkunden.«

      Damit waren alle einverstanden und so begannen ihre Abenteuer. Es war ein Haus, das nie ein Ende zu nehmen schien, und es steckte voller Überraschungen. Die ersten paar Türen, die sie öffneten, führten erwartungsgemäß nur in unbenutzte Zimmer; doch bald kamen sie in einen lang gestreckten Raum voller Gemälde und dort fanden sie eine Ritterrüstung. Danach kam eine Kammer, die ganz mit grünem Stoff verhangen war und in deren Ecke eine Harfe stand; dann ging es drei Stufen hinab und fünf Stufen hinauf und weiter in eine Art kleine Diele im Obergeschoss, wo eine Tür hinaus auf einen Balkon führte; und dann kam eine ganze Reihe von Zimmern, von denen immer eins ins nächste führte und deren Wände über und über mit Büchern bedeckt waren – die meisten waren sehr alt und einige noch größer als die Bibel in einer Kirche. Kurz darauf schauten sie in ein Zimmer, das ganz leer war, bis auf einen großen Kleiderschrank mit einem Spiegel in der Tür. Sonst befand sich überhaupt nichts in dem Zimmer, außer einer toten Schmeißfliege auf der Fensterbank.

      »Hier ist nichts!«, sagte Peter und alle marschierten wieder hinaus – alle außer Lucy. Sie blieb zurück, weil sie sich dachte, es wäre doch lohnend, einmal die Tür des Kleiderschranks zu probieren, obwohl sie fast sicher war, dass sie verschlossen sein würde. Doch zu ihrer Überraschung ließ sie sich ganz leicht öffnen und zwei Mottenkugeln kullerten heraus.

      Als sie hineinschaute, sah sie mehrere Mäntel dort hängen – größtenteils lange Pelzmäntel. Lucy liebte Pelze über alles – wie sie dufteten und wie weich sie sich anfühlten. Sofort stieg sie in den Kleiderschrank zwischen die Mäntel und kuschelte ihr Gesicht hinein, wobei sie natürlich die Tür offen ließ, denn sie wusste, es ist eine große Dummheit, sich in einem Kleiderschrank einzuschließen. Bald ging sie noch ein Stück weiter hinein und stellte fest, dass hinter der ersten Reihe Mäntel noch eine zweite hing. Hier hinten war es fast völlig dunkel, sodass sie die Arme nach vorn ausstreckte, um nicht mit dem Kopf gegen die Rückwand des Schranks zu stoßen. Sie machte noch einen Schritt tiefer hinein – dann zwei oder drei Schritte – immerzu in der Erwartung, die Holzwand an den Fingerspitzen zu spüren. Aber sie spürte nichts dergleichen.

      »Das muss ja ein riesiger Kleiderschrank sein!«, dachte Lucy, ging noch weiter hinein und schob die weichen Falten der Mäntel zur Seite, um sich Platz zu schaffen. Dann bemerkte sie, dass unter ihren Füßen etwas knirschte. »Ob hier noch mehr Mottenkugeln herumliegen?«, dachte sie und bückte sich, um mit der Hand danach zu tasten. Doch statt des harten, glatten Holzbodens des Kleiderschranks fühlte sie etwas, das weich und pulverig war und sehr, sehr kalt. »Das ist aber komisch«, sagte sie und ging noch einen oder zwei Schritte weiter.

      Im nächsten Moment merkte sie, dass nicht mehr weiches Fell an ihrem Gesicht und ihren Händen entlangstreifte, sondern etwas Hartes, Raues, Stacheliges. »Nanu, das fühlt sich ja an wie Zweige von Bäumen!«, rief Lucy aus. Und dann sah sie vor sich ein Licht scheinen; nicht nur ein paar Zoll weit entfernt, wo die Rückwand des Schranks hätte sein müssen, sondern ein ganzes Stück weit voraus. Etwas Kaltes und Weiches fiel auf sie herab. Einen Moment später stellte sie fest, dass es Nacht war und sie mitten in einem Wald stand, mit Schnee unter den Füßen und Schneeflocken, die durch die Luft herabrieselten.

      Lucy fürchtete sich ein wenig, doch gleichzeitig war sie ganz kribbelig vor Neugier und Aufregung. Sie schaute sich über die Schulter um und dort, zwischen den dunklen Baumstämmen, sah sie immer noch die offene Tür des Kleiderschranks und sogar einen Schimmer von dem leeren Zimmer, aus dem sie gekommen war. (Natürlich hatte sie die Tür offen gelassen, denn sie wusste, es ist eine große Dummheit, sich in einem Kleiderschrank einzuschließen.) Dort schien immer noch Tag zu sein. »Ich kann jederzeit zurück, wenn etwas schief geht«, dachte Lucy. Also setzte sie sich, knirsch-knirsch, über den Schnee in Bewegung und ging durch den Wald auf das andere Licht zu. Nach etwa zehn Minuten hatte sie es erreicht und stellte fest, dass es sich um eine Straßenlaterne handelte. Während sie noch dort stand und sich den Kopf zerbrach, wie eine Straßenlaterne hier mitten in den Wald kam und was sie als Nächstes tun solle, hörte sie trippelnde Schritte auf sich zukommen. Und schon bald darauf trat ein äußerst seltsames Wesen zwischen den Bäumen hervor in den Lichtkreis der Laterne.

      Es war nur wenig größer als Lucy selbst und hielt über seinen Kopf einen Schirm, der ganz weiß war vom Schnee. Von der Hüfte aufwärts sah es aus wie ein Mensch, doch seine Beine waren geformt wie die von Ziegen (das Haar darauf war glänzend schwarz) und statt normaler Füße hatte es Ziegenhufe. Einen Schwanz hatte es auch, doch das bemerkte Lucy zuerst gar nicht, weil es ihn säuberlich über den Arm gelegt trug, mit dem es den Schirm hielt, damit er nicht so durch den Schnee schleifte. Um den Hals trug es einen roten Wollschal und auch seine Haut sah ziemlich rötlich aus. Es hatte ein fremdartiges, aber freundliches kleines Gesicht, umrahmt von einem kurzen Spitzbart und lockigen Haaren, und aus diesen Haaren ragten zwei Hörner hervor, auf jeder Seite seiner Stirn eines. Mit einer Hand hielt es, wie gesagt, den Schirm; im anderen Arm trug es mehrere, in braunes Papier gehüllte Päckchen. Mit den Päckchen und all dem Schnee ringsum sah es fast so aus, als hätte es gerade seine Weihnachtseinkäufe gemacht. Es war ein Faun. Und als er Lucy sah, bekam er solch einen Schrecken, dass er all seine Päckchen fallen ließ.

      »Ach du meine Güte!«, rief der Faun.

       Was Lucy dort entdeckte

      »Guten Abend«, sagte Lucy. Doch der Faun war so beschäftigt damit, seine Pakete aufzulesen, dass er zuerst keine Antwort gab. Als er fertig war, machte er eine artige Verbeugung.

      »Guten Abend, guten Abend«, sagte der Faun. »Entschuldigung – ich möchte nicht neugierig sein, aber gehe ich recht in der Annahme, dass du eine Evastochter bist?«

      »Mein Name ist Lucy«, sagte sie, da sie ihn nicht ganz verstand.

      »Aber bist du – verzeih mir – bist du das, was man ein Mädchen nennt?«, fragte der Faun.

      »Natürlich bin ich ein Mädchen«, sagte Lucy.

      »Dann bist du also tatsächlich ein Mensch?«

      »Natürlich bin ich ein Mensch«, sagte Lucy, immer noch ein wenig verwirrt.

      »Freilich, freilich«, sagte der Faun. »Wie dumm von mir! Aber ich habe nun einmal noch nie einen Adamssohn oder eine Evastochter gesehen. Ich bin entzückt. Um nicht zu sagen –«, und hier unterbrach er sich, als hätte er beinahe etwas gesagt, das er nicht sagen wollte, und sich gerade noch rechtzeitig besonnen. »Entzückt, entzückt«, fuhr er fort. »Gestatte, dass ich mich vorstelle. Mein Name ist Tumnus.«

      »Es freut mich sehr, Sie kennen zu lernen, Herr Tumnus«, erwiderte Lucy.

      »Und darf ich fragen, o Lucy Evastochter«, fuhr Herr Tumnus fort, »wie du nach Narnia gekommen bist?«

      »Narnia? Was ist denn das?«, fragte Lucy.

      »Dies ist das Land Narnia«, erklärte der Faun, »in dem wir uns jetzt befinden; alles, was zwischen der Laterne und dem großen Schloss Cair Paravel am Östlichen Meer liegt. Und du – bist du aus den wilden Wäldern des Westens gekommen?«

      »Ich – ich bin durch den Kleiderschrank in dem leeren Zimmer hierher gelangt«, sagte Lucy.

      »Ah!«, erwiderte Herr Tumnus mit bekümmerter Stimme. »Hätte ich mir nur mehr

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