Die Chroniken von Narnia - Der König von Narnia (Bd. 2). C. S. Lewis

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Die Chroniken von Narnia - Der König von Narnia (Bd. 2) - C. S.  Lewis Die Chroniken von Narnia

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meinen Sie das?«, rief Lucy, die ganz blass wurde.

      »Du bist das Kind«, sagte Tumnus. »Ich habe Befehl von der Weißen Hexe, sollte ich je im Wald einen Adamssohn oder eine Evastochter sehen, sie zu fangen und ihr zu übergeben. Und du bist die Erste, die ich je getroffen habe. Darum habe ich so getan, als wäre ich dein Freund, und dich zum Tee eingeladen, und die ganze Zeit wollte ich nur abwarten, bis du eingeschlafen bist, und dann gehen und Ihr Bescheid sagen.«

      »Aber das werden Sie doch nicht tun, Herr Tumnus«, sagte Lucy. »Das werden Sie doch nicht, oder? Nein, nein, das dürfen Sie wirklich nicht.«

      »Aber wenn ich es nicht tue«, sagte er und begann wieder zu weinen, »dann findet sie es bestimmt heraus. Und dann lässt sie mir den Schwanz abschneiden und die Hörner absägen und den Bart ausrupfen und sie wird ihren Zauberstab über meine hübschen gespaltenen Hufe schwingen und sie in scheußliche dicke Pferdehufe verwandeln. Und wenn sie ganz besonders wütend ist, dann wird sie mich in Stein verwandeln, und dann muss ich als Faunsstatue in ihrem schrecklichen Haus herumstehen, bis die vier Throne in Cair Paravel besetzt sind – und wer weiß, wann das geschehen wird oder ob es überhaupt jemals geschehen wird.«

      »Das tut mir sehr Leid, Herr Tumnus«, sagte Lucy. »Aber bitte, lassen Sie mich nach Hause gehen.«

      »Natürlich«, sagte der Faun. »Natürlich muss ich das. Das sehe ich jetzt ein. Ich wusste ja nicht, wie Menschen sind, bevor ich dir begegnet bin. Natürlich kann ich dich nicht der Hexe ausliefern; nicht jetzt, wo ich dich kennen gelernt habe. Aber wir müssen sofort aufbrechen. Ich bringe dich zurück zur Laterne. Von dort wirst du doch allein den Weg zurück nach Lerenzima und Claidasch-Rank finden?«

      »Bestimmt«, sagte Lucy.

      »Wir müssen mucksmäuschenstill sein«, sagte Herr Tumnus. »Der Wald wimmelt vor ihren Spionen. Sogar manche Bäume sind auf ihrer Seite.«

      Sie standen beide auf und ließen das Teegeschirr auf dem Tisch stehen, und wieder spannte Herr Tumnus seinen Schirm auf und reichte Lucy seinen Arm, als sie hinaus in den Schnee gingen. Der Rückweg war ganz anders als der Weg zur Höhle des Fauns; so schnell sie konnten, huschten sie durch den Wald ohne ein Wort zu sagen, und Herr Tumnus führte sie immer da entlang, wo es am dunkelsten war. Lucy war erleichtert, als sie die Straßenlaterne wieder erreichten.

      »Weißt du, wie du von hier aus weitergehen musst, Evastochter?«, fragte Tumnus.

      Lucy spähte angestrengt zwischen den Bäumen hindurch und erkannte gerade noch in der Ferne einen winzigen Schimmer, der wie Tageslicht aussah. »Ja«, sagte sie, »ich kann die Schranktür sehen.«

      »Dann geh nach Hause, so schnell du kannst«, sagte der Faun, »und – k-kannst du mir jemals verzeihen, was ich dir antun wollte?«

      »Aber natürlich verzeihe ich Ihnen«, sagte Lucy und schüttelte ihm herzhaft die Hand. »Und ich hoffe sehr, dass Sie meinetwegen nicht fürchterliche Schwierigkeiten bekommen.«

      »Leb wohl, Evastochter«, sagte er. »Dürfte ich vielleicht dein Taschentuch behalten?«

      »Natürlich!«, erwiderte Lucy, und dann rannte sie auf den fernen Lichtschimmer zu, so schnell ihre Beine sie trugen. Und plötzlich spürte sie statt der rauen Zweige, die an ihr entlangstreiften, wieder Mäntel; statt des knirschenden Schnees hatte sie Holzbretter unter den Füßen, und im nächsten Moment sprang sie aus dem Kleiderschrank in dasselbe leere Zimmer, in dem das ganze Abenteuer begonnen hatte. Nachdem sie die Schranktür fest hinter sich verschlossen hatte, sah sie sich keuchend um. Es regnete immer noch und aus dem Gang konnte sie die Stimmen der anderen hören.

      »Hier bin ich!«, rief sie. »Ich bin hier! Ich bin wieder da, mir ist nichts passiert.«

       Edmund und der Kleiderschrank

      Lucy rannte aus dem leeren Zimmer hinaus auf den Gang, wo sie die anderen drei traf.

      »Es ist alles in Ordnung«, wiederholte sie, »ich bin wieder da.«

      »Was redest du denn da, Lucy?«, fragte Susan.

      »Nanu«, sagte Lucy erstaunt. »Habt ihr euch denn nicht gefragt, wo ich stecke?«

      »Ach so, du hast dich versteckt, was?«, sagte Peter. »Arme kleine Lu, hat sich versteckt und keiner hat’s gemerkt! Du musst dich schon ein bisschen länger verstecken, wenn du willst, dass die Leute dich suchen kommen.«

      »Aber ich bin doch stundenlang weg gewesen«, sagte Lucy.

      Die anderen starrten sich ratlos an.

      »Plemplem!«, sagte Edmund und tippte sich an die Stirn. »Völlig plemplem.«

      »Was soll das heißen, Lu?«, fragte Peter.

      »Was ich gesagt habe«, antwortete Lucy. »Es war kurz nach dem Frühstück, als ich in den Schrank geklettert bin, und dann war ich stundenlang weg und habe Tee getrunken und alles Mögliche ist passiert.«

      »Sei nicht albern, Lucy«, sagte Susan. »Wir sind gerade eben erst aus diesem Zimmer herausgekommen und da warst du noch dort drinnen.«

      »Sie ist überhaupt nicht albern«, sagte Peter, »sie denkt sich nur zum Spaß eine Geschichte aus, stimmt’s, Lu? Wieso auch nicht?«

      »Nein, Peter, ich denke mir das nicht aus«, sagte sie. »Es ist – es ist ein verzauberter Kleiderschrank. Ein Wald ist da drinnen und es schneit und dort leben ein Faun und eine Hexe und es heißt Narnia. Kommt und schaut es euch an.«

      Die anderen wussten nicht recht, was sie davon halten sollten, doch Lucy war so aufgeregt, dass sie alle mit ihr zurück in das Zimmer gingen. Sie rannte voraus, riss die Tür des Schranks auf und rief: »So! Steigt hinein und schaut es euch selbst an.«

      »Dummerchen«, sagte Susan, als sie ihren Kopf hineinsteckte und die Pelzmäntel auseinander zog, »das ist ein ganz gewöhnlicher Kleiderschrank – schau! Da ist die Rückwand.«

      Dann schauten alle hinein und zogen die Mäntel auseinander; und sie alle – auch Lucy selbst – sahen einen ganz gewöhnlichen Kleiderschrank. Da war kein Wald und kein Schnee; nur die Rückwand des Schranks, mit Haken daran. Peter stieg hinein und klopfte dagegen, um sich zu vergewissern, dass sie massiv war.

      »Netter Streich, Lu«, sagte er, als er wieder herauskam. »Da hast du uns wirklich an der Nase herumgeführt, das muss ich dir lassen. Wir hätten dir beinahe geglaubt.«

      »Aber es war überhaupt kein Streich«, entgegnete Lucy, »wirklich, ehrlich. Gerade eben war noch alles ganz anders. Bestimmt, ich schwöre es.«

      »Komm, Lu«, sagte Peter, »das geht ein bisschen zu weit. Du hast deinen Spaß gehabt. Nun lass es mal gut sein.«

      Lucy lief puterrot an. Sie versuchte etwas zu sagen, obwohl sie gar nicht recht wusste, was sie sagen wollte, und brach in Tränen aus.

      Während der nächsten Tage war sie sehr unglücklich. Sie hätte sich jederzeit ohne Weiteres mit den anderen aussöhnen können, wenn sie sich nur dazu durchgerungen hätte, zu sagen, sie habe sich die ganze Geschichte nur zum Spaß ausgedacht. Aber Lucy war sehr wahrheitsliebend, und sie wusste, dass sie wirklich im Recht war; darum brachte sie den Satz nicht über die Lippen. Die anderen, die glaubten, es sei alles nur eine Lüge

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