Mami Staffel 3 – Familienroman. Gisela Reutling
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»Wahrscheinlich schon«, sagte Sven ausweichend.
»Aber natürlich fahren wir! Denk nur, wie herrlich das wird! Nur wir beide, niemand sonst… zwei Wochen unter Palmen…« Sie geriet ins Schwärmen. Es würde nicht gerade leicht sein, mit ihr Schluß zu machen, dachte Sven verdrießlich.
»Können wir nicht später darüber reden? Ich bin noch so müde!« sagte er ausweichend.
Nach dem Frühstück legten sie sich im Garten in die warme Junisonne. Sven nippte an einem Fruchtcocktail, schloß die Augen und ließ sich von Bernadette den Rücken mit Sonnenöl einreiben. Er genoß die vollkommene Ruhe. Nur noch ein paar Minuten, dann würde er es ihr sagen. Nur ein paar Minuten…
Bernadette stellte die Tube mit Sonnenöl plötzlich beiseite und stand auf. »Weißt du was? Ich hab Lust, dir was vorzusingen«, rief sie und eilte davon, um ihre Gitarre zu holen. Sven stöhnte auf. Jetzt würde er erst mal nicht mit ihr reden können. Ganz zu schweigen davon, daß Bernadettes Gesang bei aller Liebe kein großes Vergnügen war. Schon kam das junge Mädchen zurück, stimmte die Gitarre und begann lauthals ein
Beatles-Lied zu singen.
Die Vögel in den Bäumen über ihnen flogen erschreckt davon. Sven lag regungslos in seinem Liegestuhl und vergrub den Kopf in den Armen. Der Gesang ging ihm auf die Nerven. Er hatte Lust, Streit mit Bernadette anzufangen. Ja… und war das nicht überhaupt eine gute Idee? Sich auf keine langen Debatten einlassen, sondern einen handfesten Krach vom Zaun brechen? Vielleicht wäre Bernadette so wütend, daß sie sofort das Haus verlassen würde. Eleganter konnte er sie kaum loswerden!
»Meine Güte!« Mit anklagender Miene setzte er sich auf. »Das ist ja nicht auszuhalten. Es klingt grauenhaft!« Sie verstummte und starrte ihn mit offenem Mund an. »Was hast du da gesagt?!«
»Deine Stimme klingt wie ein rostiges Garagentor. Die Beatles würden sich im Grab umdrehen.«
»Du bist ja reizend!« Beleidigt stand sie auf und ging ins Wohnzimmer. Sven sprang auf und eilte ihr hinterher. »Hör mal, ich wollte dich nicht kränken. Du gibst dir ja alle Mühe. Es klappt nur halt nicht so, aber ich habe dich doch trotzdem gern!« Genau wie er erwartet hatte, wurde sie jetzt erst richtig zornig. Zuvor hatte sie noch halb geglaubt, er mache nur einen schlechten Witz. Tränen der Wut traten in ihre grünlichen Augen. »Ach ja? Du hast mich gern, nur meine Stimme nicht, was?«
»Na ja, stumm wärst du mir lieber«, sagte er mit einem kühlen Lächeln. Sie biß sich auf die Lippen. »Sonst hast du immer gesagt, ich sei ein großes Talent!«
»Tja, Liebe macht eben nicht nur blind, sondern manchmal auch taub. Aber nimm mir das nicht übel. Weißt du, mir würde es schon reichen, wenn du hier im Haus nicht singst.«
»Das ist ja wohl die Höhe! Du bist… hach, ich kann gar nicht sagen, wie eklig du bist! Ich verlasse dieses Haus sofort! Keine Sekunde lebe ich länger mit dir unter einem Dach!«
Bernadettes schrille Stimme hatte das Geräusch der sich öffnenden und wieder schließenden Haustür übertönt. Sven spielte seine Rolle weiter. »Schatz, sei doch vernünftig«, sagte er heuchlerisch. »Wenn du mit der Singerei aufhören würdest… schau mal, wir beide haben es doch so schön miteinander.«
»Halt den Mund, du geschmackloser Schuft!« schrie Bernadette mit zornrotem Gesicht. »Ich wollte, ich hätte mich nie mit dir eingelassen!« Sie riß die Tür zur Diele auf – und blieb wie angewurzelt stehen. Vor ihr stand Christine.
*
Sprachlos starrte Christine ihr Kindermädchen an. Nur langsam begriff sie, was sie da eben gehört hatte. So schnell wie möglich war sie aus dem Wald nach Hause gefahren und hatte nur an die bevorstehende Aussprache mit Sven gedacht. Sie hatte sich schuldig gefühlt und geglaubt, sie müßte ihm etwas gestehen – ihre Verwirrung, das seltsame Glück, das sie in Christophs Armen empfunden hatte. Und nun mußte sie hören, daß Sven sie mit dem Kindermädchen betrog. Ungläubig schüttelte sie den Kopf.
»Aber… das kann doch nicht sein«, stammelte sie leise. Bernadette hatte sich inzwischen halbwegs gefaßt. »Ich kündige«, sagte sie laut. »Ich kann mit Herrn Struve nicht länger unter einem Dach zusammenleben!«
Sven kam zögernd in die Diele. »Oh, Christine, Liebes, ist das Picknick schon vorbei?« fragte er betont harmlos. »Bernadette und ich hatten einen kleinen Zwist um ihre, hm, musikalischen Fähigkeiten. Nichts Ernstes.« Er vermied es, Christine in die Augen zu sehen.
»Sonst nichts?« fragte sie tonlos. »Mir war, als hätte ich andere Dinge gehört.«
»Aber nein!« Sven lachte künstlich. »Nein, es ging nur um Musik.« Christine sah ihm ins Gesicht und merkte zu ihrem eigenen Erschrecken, daß sie ihm – dem Mann, den sie vor kurzem noch geliebt hatte – kein einziges Wort glaubte. Sven sah den Zweifel in ihrem Blick und wandte sich rasch entschlossen an Bernadette. »Sagen Sie, wie es war, Fräulein Schuster.«
Das junge Mädchen musterte ihn kalt. Er hatte sie tödlich gekränkt, und dafür wollte sie sich rächen. »Du feiger Lügner«, zischte sie verächtlich. »Ich soll ihr jetzt etwas vormachen, damit du deinen Kopf aus der Schlinge ziehen kannst? Ich soll so tun, als wäre gar nichts zwischen uns gewesen? Ich denke ja nicht daran!« Sie wandte sich an Christine, die totenbleich geworden war. »Dieser Mann hat Sie nach Strich und Faden betrogen. Erinnern Sie sich, wieviel er in letzter Zeit arbeiten mußte? All die Überstunden im Büro? Der arme Mann!« Sie lachte höhnisch. »In Wirklichkeit hat er sich mit mir getroffen. Wir sind tanzen gegangen, waren im Kino, im Restaurant, haben uns amüsiert, während Sie ahnungslos zu Hause gesessen haben!«
»Das ist doch alles Unsinn!« rief Sven dazwischen. Christine sah ihn kaum an. Sie war auf einen Stuhl neben der Garderobe gesunken. »Sprechen Sie weiter«, bat sie leise.
»Er hat sich über Sie lustig gemacht, jawohl! Und in ein paar Wochen wollte er mit mir in die Karibik fahren«, trumpfte Bernadette auf. Sie warf Sven einen haßerfüllten Blick zu. »Es war schon alles gebucht, Flug, Hotel, alles. Aber von mir aus soll er jetzt dahin fahren, wo der Pfeffer wächst. Banause!« Und sie warf den Kopf zurück und schritt hoheitsvoll zur Treppe. »Ich packe jetzt meine Sachen!« sagte sie und stieg hinauf.
»Christine«, bat Sven. »Du wirst doch diesen Unfug nicht glauben?« Aber auch jetzt konnte er ihrem prüfenden Blick nicht standhalten. »Jetzt wird mir manches klar«, sagte sie langsam. »Deine Überstunden… sie waren immer an den Tagen, an denen Bernadette frei hatte.«
»Zufall!« sagte Sven energisch. »Schatz, du wirst mir doch eher glauben als dieser hysterischen Ziege?«
»Und wenn ich deinen Chef anrufe und nach den Überstunden frage?« entgegnete sie. Sie sah den Schreck in seinen Augen und biß sich auf die Lippen. »Ich habe kein Vertrauen mehr zu dir«, stieß sie hervor. Bittere Tränen liefen ihr über die Wangen.
»Christine!« Er wollte den Arm um ihre Schultern legen, aber sie zuckte vor seiner Berührung zurück. »Und was ich gehört habe, als ich hereinkam? Kannst du das etwa erklären?«
Er blickte stumm und schuldbewußt zu Boden.
Christine straffte sich und stand auf. »Ich möchte dich bitten, mein Haus noch heute zu verlassen«, sagte sie so würdevoll, wie sie konnte. Sie ging ins Wohnzimmer und schloß die Tür hinter sich. Sven hatte nicht den Mut, ihr zu folgen. Wie ein