Mami Staffel 3 – Familienroman. Gisela Reutling
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Mami Staffel 3 – Familienroman - Gisela Reutling страница 36
Christine schüttelte den Kopf. »Vielleicht sollte doch die Polizei unser Haus durchsuchen«, meinte sie.
»Haben Sie denn… nun, einen Verdacht? Vielleicht hat jemand das Dokument gestohlen, ein Nachbar oder eine Hausangestellte.«
»Meinem Kindermädchen würde ich einen Diebstahl nicht zutrauen«, sagte Christine. »Und sonst war in letzter Zeit nur mein Onkel im Haus. Und, äh, mein Untermieter.« Sie räusperte sich. Warum mochte sie ihm nicht sagen, wie sie zu Sven stand?
Sie reichte ihm die Hand zum Abschied, und er hielt sie lange in der seinen. »Bis Donnerstag«, sagte er leise. »Ich freue mich darauf!«
*
»Frau Kohse ist nicht zu Hause. Wer ist da?« fragte Sven unfreundlich in den Hörer. Er zog gleichzeitig seinen Mantel über, denn er mußte eilig zur Werbeagentur fahren. »Frau Falkenroth? Geht es um eine Bestellung?«
»Aber nein! Ich wollte Frau Kohse nur noch einmal an heute abend erinnern. Sie sind der Untermieter, nicht wahr? Können Sie ihr ausrichten, daß wir uns schon sehr auf sie freuen? Ganz besonders mein Sohn!« betonte Frau Falkenroth. »Und sie soll unbedingt alle ihre reizenden Kinder mitbringen!«
»Ich richt’s aus«, sagte Sven knapp und hängte stirnrunzelnd ein. Als er gerade ins Auto steigen wollte, kam ihm Christine entgegen. Sie trug eine Tasche mit dem Aufdruck einer exklusiven Boutique.
»Schau mal, ich habe mir ein neues Kleid gekauft. Heute abend bin ich doch bei unseren Nachbarn eingeladen.«
»Ein neues Kleid?« Sven musterte sie ärgerlich. »Ganz schön viel Aufwand für einen nachbarlichen Besuch! Übrigens hat diese Frau Falkenroth eben hier angerufen. Ich soll dir ausrichten, ihr Sohn könne deinen Besuch gar nicht abwarten. Er hätte Sehnsucht nach dir«, fügte er sarkastisch hinzu.
»Das hat sie bestimmt nicht gesagt.« Christine blickte zu Boden. Sie fühlte sich ein wenig schuldig und ärgerte sich darüber. Sven hatte ihr immer vertrauen können. Warum sagte er solche Dinge?
»Übrigens hättest du mich ruhig fragen können, ob ich mitkommen möchte«, fuhr Sven fort.
»Aber du hast doch heute abend eine Sitzung in der Agentur!« sagte Christine erstaunt.
Sven zuckte zusammen. »Ach ja, natürlich. Eine sehr wichtige Sitzung«, sagte er lahm. »Aber die dauert höchstens bis zehn. Danach könnte ich dich und die Kinder doch bei den Falkenroths abholen. Wie wär’s?« Christine gefiel diese Idee aus irgendeinem Grund nicht besonders, aber sie wußte auch kein Argument dagegen. »Also gut«, sagte sie. Sven gab ihr einen Kuß und brauste in seinem Sportwagen davon.
Im Haus kam ihr Bernadette entgegen. »Brauchen Sie mich heute abend?« fragte sie schüchtern. »Ich würde ganz gern mit einer Freundin ins Kino gehen, wenn das möglich wäre.« Christine wunderte sich über Bernadettes unterwürfigen Ton. So kannte sie das junge Mädchen ja gar nicht. Sie sah fast so aus, als hätte sie ein schlechtes Gewissen. Aber Christine dachte nicht weiter darüber nach und gab ihr frei. »Sie müssen mir nur vorher noch helfen, die Kinder nett anzuziehen«, meinte sie.
Um sieben Uhr abends standen die Kinder in ihren schönsten Kleidern am Fuß der Treppe. Julia trug statt des üblichen Pferdeschwanzes die braunen Haare offen und sah in ihrem rotgemusterten Kleidchen und den Lackschuhen fast wie eine kleine Dame aus. Markus’ wilder Haarschopf war durch einen ordentlichen Scheitel gebändigt, und er hatte seinen gestreiften Lieblingspullover durch ein kleines blaues Jackett ersetzt. Florentine war die hübscheste in ihrem weißen Kleid und mit einer silbernen Haarspange im blonden Mozartzopf. Wohlgefällig betrachtete Bernadette die Kinder. Auch sie selbst hatte sich auffällig schick gemacht und duftete intensiv nach ihrem bevorzugten Moschusparfüm.
»Mann, hast du hohe Schuhe an!« rief Markus aus. »Wo gehst du denn hin?«
»Ins Kino«, gab sie kurz zurück. Julia schüttelte verwundert die langen braunen Haare zurück. »Komisch. Mama macht sich nie so fein, wenn sie ins Kino geht.«
»Die Menschen sind halt verschieden«, bemerkte Bernadette spitz. In diesem Moment kam Christine in ihrem neuen Kostüm die Treppe hinunter. Die drei Kinder staunten ihre Mutter mit offenem Mund an. »Bist du schön, Mama!« rief Florentine hingerissen aus. Bernadette biß sich auf die Lippen, denn im stillen mußte sie zugeben, daß sie Christine nicht das Wasser reichen konnte. Das schlichte blaßblaue Kostüm saß wie angegossen und betonte die makellose Figur der Trägerin. Der schmale Rock endete knapp über dem Knie, so daß die wohlgeformten Beine zu sehen waren. Das Haar hatte Christine zu einer eleganten Grace-Kelly-Frisur hochgesteckt. Bernadette war sich bewußt, daß das viel vornehmer wirkte als ihre unordentlich hochgetürmte Löwenmähne. Gut, daß Sven sie beide nicht nebeneinander sehen konnte, dachte sie. Aber dann verzog sie ihr Gesicht zu
einem schadenfrohen Lächeln. Schließlich wollte Sven doch mit ihr verreisen und nicht mit Christine! Heute wollten sie die Einzelheiten der Karibik-Reise besprechen. Und das, während Christine sich mit einem Professor und seiner alten Mutter langweilen würde!
Christine hatte keine Ahnung von diesen Gedanken und lächelte das Kindermädchen freundlich an. »Vielen Dank, jetzt komme ich allein zurecht. In welchen Film wollen Sie denn gehen?«
Das hatte Bernadette sich nicht vorher zurechtgelegt. »Wir treffen uns erst mal in einem Café und wollen uns dann überlegen, welchen Film wir angucken«, stotterte sie verlegen. Christine sah auf die Uhr. »Oh, dann müssen Sie sich aber beeilen! Die Filme fangen alle um acht Uhr an. Soll ich Sie vielleicht noch schnell ins Zentrum fahren?« bot sie hilfsbereit an.
»Danke, nein, das ist wirklich nicht nötig!« Bernadette lief rot an und verabschiedete sich eilig. Ihre hohen Absätze klackten, während sie die Straße hinabstöckelte. Sie bog um eine Ecke und sah den Sportwagen, der in einer Parklücke hielt.
»Tut mir leid, ich konnte nicht eher kommen«, keuchte Bernadette atemlos und gab Sven einen zärtlichen Kuß auf die Wange. »Ich mußte stundenlang die Gören herausputzen.«
»So«, sagte er mißmutig. »Welch ein Aufwand. Hat sich Christine denn auch schick gemacht?«
»Doch, sie hat sich durchaus bemüht«, sagte Bernadette von oben herab und tat so, als sei das Wort »schick« ganz unpassend für Christine.
»Was hat sie denn angezogen?« bohrte Sven weiter und machte ein unzufriedenes Gesicht, als Bernadette es ihm widerwillig berichtete. »Aber das ist doch
ganz egal!« fügte sie hinzu. »Fahr schon los, ich will tanzen! Schau mal, wie findest du eigentlich
meine neuen Strümpfe?« Und
sie präsentierte ihre schlanken,
in Netzstrümpfen steckenden Beine.
»Super«, sagte Sven und tätschelte mit einer Hand ihr Knie. Aber Bernadette sah ihm an, daß er mit seinen Gedanken ganz woanders war.
*
»Noch etwas Fleisch? Ein paar Kartoffeln?« Frau Falkenroth war rührend um die Kinder bemüht. Sie suchte für sie die leckersten Bissen aus, schnitt ihnen das Fleisch vor und hatte zum Nachtisch sogar einen Kinderpunsch gebraut. Kurz, sie sorgte für sie, als wären sie wirklich ihre Enkel. Offenbar war Frau Falkenroth vernarrt in Kinder, überlegte Christine. Sicher wünschte sie sich nichts sehnlicher, als daß ihr Sohn heiraten würde!
Kaum