Der Herr der Welt. Robert Hugh Benson
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»Oliver Brand verwundet … Mordanschlag eines Katholiken … Entrüstung des Landes … wohlverdientes Schicksal des Mörders.«
Auch war er zufrieden, dass er alles getan hatte, den Mann zu retten. Sogar in jenem Augenblick des plötzlichen und heftigen Schmerzes hatte er um Gerechtigkeit gebeten, aber es war zu spät gewesen. Er hatte es mit angesehen, wie die angsterfüllten Augen aus dem dunkelroten Gesichte traten, das sich zu einem entsetzlichen Grinsen verzerrte, als die rächenden Hände an seinem Halse würgten und rissen. Dann war das Gesicht verschwunden, und man begann mit Fußtritten dort weiter zu arbeiten, wo man es zuletzt gesehen hatte. Ja, Leidenschaft und Treue waren eben doch noch in England zu finden!
Bald darauf erhob sich seine Mutter und verließ wortlos das Zimmer; Mabel setzte sich zu ihm herüber und legte ihre Hand auf seine Knie.
»Bist du zu müde zum Sprechen, mein Lieber?«
Er öffnete seine Augen.
»Gewiss nicht, Liebling. Was gibt es?«
»Was glaubst du, werden die Folgen sein?«
Er richtete sich ein wenig auf und blickte, wie er es gewohnt war, hinaus in die Dunkelheit, hin auf dieses staunenswerte Schauspiel. Allenthalben flammten Lichter, ein Meer von sanftleuchtenden Kugeln schwebte über den Häusern, und darüber wölbte sich das geheimnisvolle, schwere Blau eines Sommerabends.
»Die Folgen?«, sagte er. »Sie können nur gut sein. Es war Zeit, dass einmal etwas geschah. Liebste, du weißt, ich fühlte mich manchmal sehr niedergedrückt. Nun, ich glaube, jetzt werde ich dieses Gefühl nicht mehr haben. Ich konnte mich manchmal der Furcht nicht erwehren, dass wir alle unseren Geist verlieren und dass die alten Tories teilweise recht hatten, wenn sie prophezeiten, was der Kommunismus zur Folge haben werde. Aber jetzt, nach diesem …«
»Nun?«
»Nun, wir haben gezeigt, dass wir sogar unser Blut zu vergießen imstande sind. Es kam auch alles wie gerufen, gerade in der Krisis. Ich will nicht übertreiben; es ist nur eine Schramme, — aber es war so wohl erwogen und — so dramatisch. Der arme Teufel hätte keinen ungeschickteren Moment wählen können. Das Volk wird es nicht vergessen.«
Mabels Augen glänzten vor Vergnügen.
»Du Armer«, sagte sie, »hast du Schmerzen?«
»Nicht besonders, übrigens macht mir das den wenigsten Kummer. Wenn nur diese elende Geschichte mit dem Osten erst vorüber wäre!«
Er fühlte, dass er fieberte und in gereizter Stimmung war, und bemühte sich, dies niederzuzwingen.
»O, meine Liebe«, fuhr er fort, während ihm die Röte ins Gesicht stieg, »wenn sie nicht solch verbohrte Narren wären; sie begreifen nicht, verstehen nicht!«
»Was, Oliver?«
»Sie begreifen nicht, wie erhaben das alles ist: Humanität, Leben, endlich Wahrheit und Untergang der Torheit! Aber habe ich es ihnen nicht hundertmal gesagt?«
Sie blickte ihn mit freudestrahlenden Augen an. Wie gern sah sie ihn so, seine zuversichtlichen, geröteten Züge, die Begeisterung in den blauen Augen, und das Bewusstsein, dass er litt, entflammte ihr Gefühl zur Leidenschaft. Sie beugte sich schnell vorwärts und küsste ihn.
»Liebster, ich bin so stolz auf dich, Oliver.«
Er erwiderte kein Wort, aber sie konnte sehen, was sie so gerne sah, jene innere Übereinstimmung, und so saßen sie schweigend da, während die Nacht sich langsam herabsenkte, und nur das Klappern des Schreibers im Nebenzimmer erinnerte sie daran, dass die Welt noch bestand und sie ihr angehörten.
Plötzlich erwachte Oliver.
»Hast du eben etwas bemerkt, mein Liebling, als ich die Bemerkung über Jesus Christus machte?«
»Sie hielt einen Moment im Stricken inne.«
»Du sahst es also auch … Mabel, glaubst du, dass sie rückfällig wird?«
»O, sie wird alt«, warf diese leicht ein. »Natürlich blickt sie da ein wenig zurück.«
»Aber du meinst doch nicht etwa … Es wäre zu schrecklich.«
Sie schüttelte den Kopf.
»Nein, nein, mein Lieber; du bist erregt und müde. Es ist nur eine kleine Gemütsbewegung … Oliver, ich glaube, ich würde so etwas nicht vor ihr sagen.«
»Aber sie hört es doch jetzt überall.«
»Nein, sie hört es nicht. Bedenke nur, sie geht fast nie aus. Außerdem hasst sie es. Und dann muss man nicht vergessen, dass sie katholisch erzogen wurde.«
Oliver nickte und lehnte sich zurück, indem er träumerisch vor sich hinblickte.
»Ist es nicht erstaunlich, wie lange die Suggestion fortwirkt? Sie kann die Idee nicht los werden, selbst nach fünfzig Jahren noch nicht. Nun, habe ein Auge auf sie, ja? … übrigens …« »Ja?«
»Es sind ein paar weitere Nachrichten aus dem Osten eingelaufen. Man sagt, Felsenburgh habe jetzt die ganze Sache in der Hand, überall ist er, und im Auftrag des Reiches — in Tobolsk, Benares, Yakutsk, — überall, auch in Australien war er.«
Mabel richtete sich rasch auf.
»Gibt uns das nicht gute Hoffnung?«
»Meiner Meinung nach, ja. Es ist kein Zweifel, dass die Sufis gewinnen, aber auf wie lange, ist eine andere Frage. Dazu kommt, dass die Truppen immer noch zusammengezogen sind.«
»Und Europa?«
»Europa rüstet sich in möglichster Eile. Wie ich