Der Herzensbrecher. Barbara Cartland

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Der Herzensbrecher - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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Mitgefühl trieb ihr erneut die Tränen in die Augen. Major Hooper beobachtete sie. Noch nie hatte er ein so ausdrucksvolles Mädchengesicht gesehen.

      „Schade, daß Sie Pegasus nicht selbst vorführen können“, sagte er, wie aus einer Eingebung heraus. „Sie würden in London einen viel besseren Preis für ihn erzielen, wenn Sie ihn selbst reiten - viel mehr, als ich Ihnen anbieten kann.“

      „Das würde ich gern tun - aber wie? Ich kenne mich in London nicht aus.“

      „Was würde Ihre Familie sagen, wenn ich Ihnen das Angebot machte, Sie mitzunehmen?“

      „Ich habe keine Familie. Ned, führe Pegasus noch einmal um den Platz herum. Ich möchte, daß Major Hooper ihn aus der Ferne beobachten kann.“

      Ned nahm die Zügel und führte den Hengst davon. Sobald er außer Hörweite war, sagte Candida: „Ich möchte offen zu Ihnen sein, Sir. Ich muß Neds Lebensabend sichern. Er war einundzwanzig Jahre lang bei meinen Eltern angestellt, und ich kann ihn jetzt nicht ohne einen Penny zurücklassen. Alles, was Sie mir für Pegasus geben, wird Ned ein sorgloses Alter sichern. Ich kann Sie nur bitten, großzügig zu sein.“

      „Und was wird aus Ihnen?“ fragte der Major.

      Sie sah über den Platz zu Pegasus hinüber, der bester Laune war und so tat, als scheute er von einem aufgewirbelten Papier fetzen zurück.

      „Ich werde mir eine Stellung suchen - vielleicht als Gouvernante oder Gesellschaftsdame.“

      Major Hooper schlug sich plötzlich mit der Reitpeitsche gegen die Stiefel, und Candida zuckte bei dem lauten Knall erschrocken zusammen.

      „Ich gebe Ihnen hundert Pfund für Pegasus“, sagte er. „Unter der Bedingung, daß Sie mit mir nach London kommen und den Hengst in meiner Schule vorführen.“

      „Schule?“ wiederholte Candida verwirrt.

      „An meinen Mietstall ist eine Reitschule angeschlossen. Viele Pferde, die ich kaufe, müssen erst noch zugeritten werden, bevor sie sich einen Damensattel auflegen lassen und die Damen durch die Londoner Straßen tragen.“

      „Und ich könnte Ihnen in dieser Schule helfen?“

      „Ja. Und Sie könnten Pegasus den Leuten vorführen, die sich für ihn interessieren.“

      „Das wäre wunderbar. Aber glauben Sie wirklich nicht, daß ich Ihnen lästigfalle?“

      „Ganz gewiß nicht.“

      „Aber - meine Kleider“, stammelte Candida.

      „Dafür werde ich sorgen. Sie können sich darauf verlassen, daß ich Sie in dieser Beziehung nicht im Stich lasse.“

      „Oh, vielen, vielen Dank!“ rief Candida. „Dann kann ich also mit Pegasus zusammenbleiben. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, was das für mich bedeutet.“

      „Oh, das kann ich gut verstehen“, sagte der Major etwas unsicher. „Ich kehre jetzt in die Stadt zurück. Wenn Sie gleich mit mir kämen, wäre alles viel einfacher.“

      „Jetzt sofort? So, wie ich bin?“

      „Ich werde dafür sorgen, daß Sie in London nichts entbehren müssen. Wenn Sie Gepäck haben, kann Ihr Diener es Ihnen nachbringen. Ich werde ihm seine Auslagen zurückerstatten. Außerdem gebe ich ihm jetzt gleich einen Scheck über hundert Pfund, den er bei jeder Bank einlösen kann.“ Er lächelte Candida an. „Darf ich offen sein, Ma’am? Ich hätte nie erwartet, auf einem ländlichen Pferdemarkt einen so wunderbaren Hengst und eine so schöne Besitzerin zu finden.“

      Candida errötete. Dann lächelte sie ihn an, und er dachte erneut, daß er noch nie so bezaubernde Augen gesehen hatte. Da habe ich ein gutes Geschäft gemacht, sagte er sich und sah ihr nach, wie sie quer über den Platz zu Ned lief, um ihm die Neuigkeit zu erzählen.

      Nicht einmal das abgetragene, geflickte Kleid konnte ihre Anmut verbergen.

      Major Hooper war kein sehr gefühlsbetonter Mann. Aber in diesem Augenblick seufzte er tief auf und sagte leise vor sich hin: „Sie ist sehr schön, und sie wird dafür bezahlen, die arme Kleine ...“

      Als Candida neben Major Hooper in dem gelbschwarzen Wagen saß, der sie nach London brachte, hatte sie das Gefühl, als würde sich vor ihr eine neue Welt öffnen. Zwei Grauschimmel zogen die mit glänzendem Messing beschlagene Kutsche.

      Neugierig sah sie aus dem Fenster, beobachtete die eleganten Wagen, die ihnen entgegenkamen, die Reiter, die auf schlanken, gut gepflegten Pferden saßen. Sie fragte sich, ob Pegasus mit solchen Pferden mithalten können würde. Aber diese Frage war leicht zu beantworten. Pegasus war ein unvergleichliches Pferd.

      „Wir kommen leider nicht an Geschäften vorbei“, sagte Major Hooper.

      „Gibt es denn nur im Zentrum von London Geschäfte?“

      „Zumindest nur die Läden, für die Sie sich interessieren werden. Ich wohne an der Parkseite von St. John’s Wood - derzeit eine sehr elegante Wohngegend.“

      Er beobachtete sie bei diesen Worten scharf, aber sie zeigte sich nicht sonderlich beeindruckt.

      „Dann ist die Lage für Ihren Mietstall dort sehr günstig?“ fragte sie unschuldig.

      „Meine Kunden wohnen alle ganz in der Nähe.“

      „Wie angenehm“, antwortete Candida.

      Aber ihre Aufmerksamkeit galt mehr einem jungen Reiter, der seinen Hut verwegen schief aufgesetzt hatte und mit einem scheuenden Schimmel kämpfte, als dem Gespräch.

      Pegasus wurde von einem der Reitknechte des Majors nach London geritten. Hooper hatte auf dem Pferdemarkt von Potters Bar noch drei weitere Pferde gekauft, aber Candida wußte, daß sich der erste Reitknecht ihres Hengstes angenommen hatte. Es war ein ergreifender Augenblick gewesen, als sie sich von Ned verabschiedet hatte. Er war so überwältigt gewesen, so dankbar für die große Summe, die sie ihm übergab, daß er nur unzusammenhängende Worte gestammelt hatte.

      „Du wirst dir jetzt das Häuschen im Dorf mieten können, das dir schon immer so sehr gefallen hat“, hatte Candida gesagt. „Und du wirst sicher kleine Gelegenheitsarbeiten finden, mit denen du dein Einkommen aufbessern kannst.“

      „Um mich habe ich keine Angst, Miss Candida“, sagte er, als er sich von der freudigen Überraschung erholt hatte. „Aber um Sie mache ich mir Sorgen.“

      „Ich schaffe es schon“, hatte sie mit gespielter Zuversicht gesagt, den alten Ned aber nicht täuschen können.

      „Glauben Sie auch wirklich, daß Sie das Richtige tun?“ fragte er so leise, daß der Major ihn nicht hören konnte.

      „Ganz bestimmt. Es ist die einzige Möglichkeit, mit Pegasus zusammenzubleiben, und Major Hooper scheint ein sehr netter Mann zu sein.“

      Sie wußte nicht, ob sie den Major tatsächlich nett fand. Sie wußte überhaupt nicht, was sie eigentlich von ihm zu halten hatte. Jedenfalls machte er einen aufrichtigen, rücksichtsvollen Eindruck. Und was für eine Alternative hatte sie, wenn sie nicht mit ihm kam? Sie bezweifelte, ob sie mit ihrer schäbigen Kleidung und ohne Referenzen

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