Der Herzensbrecher. Barbara Cartland

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Der Herzensbrecher - Barbara Cartland Die zeitlose Romansammlung von Barbara Cartland

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pflegten ihr Haus mit jungen, attraktiven Mädchen zu bevölkern, die nicht von Geburt an der dienenden Klasse angehörten.

      Nein, es war am besten für sie gewesen, Major Hoopers Angebot anzunehmen, und sie war ihm sehr dankbar dafür, daß er ihr die Gelegenheit bot, mit Pegasus beisammen zu sein. Wenigstens für kurze Zeit würde sie den Hengst noch reiten dürfen.

      Kurz nach sechs Uhr erreichten sie die breiten, gepflegten Straßen von St. John’s Wood. Die Kutsche bog in einen großen Torbogen, über dem die Inschrift stand: ,Hooper-Mietstall‘. Sie fuhren durch das Tor in einen quadratischen Stallhof, der an allen Seiten von Pferdeboxen umgeben war. Candida konnte nur einen kurzen Blick auf die Tiere werfen. Sie hatte noch nie so viele schöne Pferde auf einem Fleck gesehen. Sie hatte das Gefühl, daß alle Pferde sie beobachteten, als sie vom Wagen stieg, daß sie sie freudig willkommen hießen. Ohne auf den Major zu warten, ging sie zur nächsten Box und streichelte den Bewohner - einen jungen Rotschimmel. Er ließ sich die Liebkosung sichtlich gern gefallen, und Candida wußte, daß jede Frau ein solches Pferd gern reiten würde, auch wenn sie eine unerfahrene Reiterin war.

      Sie blickte zu den Boxen nach beiden Seiten, sah die langen Reihen von Rotfüchsen, Rappen, Gelb- und Grauschimmeln. Manche hatten einen vornehmen weißen Fleck auf der Stirn. Mit glänzenden Augen wandte sie sich zu Major Hooper um.

      „Und diese herrlichen Pferde gehören alle Ihnen? Kein Wunder, daß Sie eine so distinguierte Kundschaft haben. Sicher haben Sie den besten Mietstall von ganz London.“

      „Vielleicht den bekanntesten“, sagte der Major. Wieder klang seine Stimme etwas unbehaglich, aber das entging Candidas Aufmerksamkeit.

      „Wie lange wird es dauern, bis Pegasus hier eintrifft?“ fragte sie. „Und wo werden Sie ihn unterbringen?“

      „Am anderen Ende des Hofs gibt es zwei oder drei leere Boxen. Aber zuerst einmal müssen wir ein Quartier für Sie finden. Ich werde jetzt zu einer Dame gehen, die sich gern um Sie kümmern wird. Aber zuerst einmal muß ich mit ihr allein sprechen.“

      „Ja, natürlich“, sagte Candida.

      „Sie können sich inzwischen die Reitschule ansehen.“

      Candida folgte dem Major zu einem kleineren Torbogen. Als er das Tor öffnete und sie eintreten ließ, sah sie sich entzückt um. Die Reitschule wurde durch ein Glasdach erhellt. Sie war nach dem Vorbild der Spanischen Hofreitschule von Wien gebaut worden, was Candida allerdings nicht wußte. Erst später erfuhr sie, daß ein älterer Peer die Reitschule hatte bauen lassen, der von der Schönheit und den Reitkünsten seiner Geliebten entzückt gewesen war. Er liebte es, sie zu beobachten, wenn sie mit ihren Pferden alle Gangarten übte. Aber vor allem sah er sie gern nackt reiten, und deshalb war es verständlich, daß er eine private Reitbahn brauchte, in der sie sich produzieren konnte.

      Nach dem Tod des Peers hatte der Major die Reitschule preisgünstig gekauft. Die getäfelten Wände waren noch immer hellblau bemalt, die Sitze mit blauem Brokat bezogen. An den Wänden befanden sich Spiegel, damit man die Pferde aus mehreren Blickwinkeln beobachten konnte.

      „Hier werden Sie mit Pegasus üben“, sagte der Major. „Wie Sie sehen, habe ich auch ein paar Hindernisse aufbauen lassen. Zurzeit habe ich zwei oder drei schöne Pferde, die ich für einen hohen Preis verkaufen könnte. Aber nur, wenn ich den künftigen Eigentümern vorführen werde, daß sie über einen hohen Zaun springen können.“

      „Pegasus kann das“, erwiderte Candida stolz.

      Aber sofort bereute sie ihre Worte. Vielleicht würde nun Pegasus an einen Adeligen verkauft werden, der sich ein gutes Springpferd wünschte.

      Als hätte er ihre Gedanken gelesen, sagte der Major beruhigend: „Keine Angst, vorläufig will ich Pegasus noch nicht verkaufen.“

      „Oh, vielen Dank. Er ist das einzige, was ich noch habe auf der Welt. Ich kann Ihnen gar nicht sagen, wie ich mich gefühlt habe, als ich heute auf den Pferdemarkt geritten bin, um ihn zu verkaufen. Um mich von ihm zu trennen ...“

      „Das verstehe ich. Aber jetzt gehen Sie bitte auf die Galerie hinauf. Ich will nicht, daß man Sie hier sieht. Wenn es auch unwahrscheinlich ist, daß um diese Zeit jemand in die Reitschule kommt. Und Sie dürfen auch mit niemandem sprechen.“

      „Natürlich nicht“, sagte Candida ein wenig verwundert.

      Er sah ihr nach, wie sie die Treppe zur Galerie hinaufstieg. Dann verließ er die Reitschule und schloß mit Nachdruck die Tür hinter sich. Sie ging zum Ende der Galerie und setzte sich auf einen der brokatbezogenen Stühle. Es fiel immer noch ein wenig Sonnenschein durch das Glasdach, als sie die Hindernisse abschätzte und sich vorstellte, wie sie mit Pegasus darüber springen würde.

      Sie war so in ihre Gedanken versunken, daß sie erschrocken zusammenzuckte, als sie erkannte, daß die Tür geöffnet worden war. Aber jetzt sah sie eine Frau, die auf einem ziemlich lebhaften Rotfuchs saß und die Zügel fest umklammerte. Sie unterhielt sich mit einem Mann, der neben dem Pferd stand.

      „Ich werde jetzt springen“, hörte Candida die junge Frau sagen. „Dann können Sie sich selbst Ihr Urteil bilden.“

      „Ich glaube Ihnen alles, was Sie sagen, Lais, aber der Preis stört mich.“

      Candida erinnerte sich, daß der Major sie gebeten hatte, sich nicht blicken zu lassen, und so sank sie tiefer in den Sitz zurück. Aber sie beobachtete neugierig die Reiterin. Die junge Frau war sehr schön. Candida war überzeugt, noch nie eine so attraktive Frau gesehen zu haben. Sie hatte hohe Wangenknochen und dunkle, schrägstehende Augen. Auf dem schwarzen Knoten saß ein Hut mit grünem Schleier, der hinter ihr her flatterte, als sie durch die Reitschule sprengte. Der grüne Samtrock bauschte sich und enthüllte einen koketten engen Stiefel mit hohem Absatz, an dem eine scharfe Spore befestigt war.

      Als der Rotfuchs an das erste Hindernis herankam, gab die Reiterin ihm die Peitsche mit dem Silbergriff. Sie schlug unnötig hart und grausam zu, wie Candida fand. Aber es bestand kein Zweifel daran, daß die Frau reiten konnte. Scheinbar mühelos übersprang der Rotfuchs ein Hindernis nach dem anderen.

      „Bravo!“ rief der Zuschauer. „Wenn jemand den Titel einer ,schönen Zureiterin’ verdient, dann sind Sie es.“

      „Danke, Mylord“, erwiderte Lais mit spöttischem Lächeln. „Wollen Sie nun ,Königsfisch’ für mich kaufen?“

      „Sie wissen verdammt genau, daß ich das tun werde. Wenn Hooper auch einen Wucherpreis für das Pferd verlangt.“

      „Aber nicht doch ... Können Sie mich aus dem Sattel heben?“

      Ein Reitknecht erschien aus dem Dunkel einer Ecke und übernahm die Zügel. Lais streckte dem jungen Herrn die Arme entgegen, und er hob sie aus dem Sattel. Im gleichen Augenblick stockte Candidas Atem. Die Flanke des Pferdes war rot vor Blut. Die Reiterin mußte dem Rotfuchs bei jedem Sprung hart die Sporen gegeben haben. Wie kann sie nur so grausam sein, fragte sich Candida. Sie würde es nicht ertragen, wenn jemand ihren geliebten Pegasus so behandelte.

      Der Herr hielt Lais noch immer in den Armen, als der Reitknecht längst mit dem Rotfuchs verschwunden war.

      „Kleine Hexe! Sie verführen mich wie immer dazu, mehr Geld auszugeben, als ich eigentlich vorhatte.“

      „Bin ich das nicht wert?“ fragte Lais.

      „Sie wissen, daß Sie es wert sind“, erwiderte er mit heiserer Stimme.

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