Die Vampirschwestern 10 - Ein Date mit Bissverständnis. Franziska Gehm
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Silvania und Daka Tepes stiegen gerade aus der Straßenbahn. Daka war so gut gelaunt, dass sie sich gleich mal über den Fahrradweg auf den Fußweg flopste. Sie hatte wunderbar geschlafen, obwohl es Nacht gewesen war. Lag wohl daran, dass sie vom Konzert von Krypton Krax geträumt hatte. Im Traum hatte sie mit ihrer Lieblingsband auf der Bühne gestanden. Wie ein Wirbelwind hatte sie am Schlagzeug gesessen und danach mit Murdo ihr verschwitztes T-Shirt getauscht. Sie hatte seinen Schweiß im Traum förmlich riechen können. Zensatoi futzi!
„Daka! Bist du total guguplum?“ Silvania zog ihre Schwester am Arm, nachdem sie über den Radweg auf den Fußweg gehüpft war. „Du kannst doch nicht einfach mitten am Tag mitten in der Stadt vor allen Leuten herumflopsen. Hast du die sieben radikalen Regeln schon vergessen, die Mama aufgestellt hat?“
„Würde ich gerne. Geht aber kaum. Mama wiederholt sie ja ständig. Fliegen und Flopsen tagsüber verboten, keine lebenden Mahlzeiten, immer fett Sonnencreme drauf und so weiter – weiß ich doch alles.“ Daka verzog den Mund.
„Dann halt dich daran!“
„Och, reicht doch, wenn du dich dran hältst.“ Daka schielte grinsend zu Silvania.
Die versuchte, ein ernstes Gesicht zu machen. Auch Silvania hatte ausgesprochen gute Laune. In ihrem 800-Seiten-Liebesroman, den sie gestern nach dem Hammer-Horror-Videoabend noch bis nach Mitternacht zu Ende gelesen hatte, war alles gut ausgegangen. Die Heldin des Buchs hatte ihre große Liebe gefunden und es wurde groß geheiratet. Genauso stellte sich Silvania ihr Liebesleben auch vor. Und immer wenn es am schönsten war (total verliebt auf der Hochzeit), würde es aufhören, wie in all ihren Romanen, und eine neue Liebe würde beginnen.
Silvania wollte sich verlieben und heiraten, verlieben und heiraten, ihr ganzes Leben lang. Was nach der Hochzeit kam, interessierte sie nicht sonderlich.
Die Zwillinge hingen ihren sonnigen Gedanken nach – Silvania dachte an die große Liebe und Daka an den großen Auftritt mit Krypton Krax. So gut gelaunt kamen die Vampirschwestern selten zur Schule. Wenn sie jetzt noch vor der ersten Stunde Helene trafen, würde der Tag perfekt beginnen.
An der Wand neben dem Haupteingang der Gotthold-Ephraim-Lessing-Schule lehnte jemand, der alles andere als gut gelaunt war. Helene hatte die Arme verschränkt und stemmte sich mit einem angewinkelten Bein von der Wand ab. Wie immer hatte ihr Vater sie zur Schule gefahren, bevor er seine Zahnarztpraxis öffnete. Wie immer viel zu früh. Schon seit zehn Minuten stand sie am oberen Ende der breiten Steintreppe und wartete auf ihre Freundinnen – wenn sie das überhaupt noch waren.
Schon von Weitem sah Helene die Vampirschwestern aus der Straßenbahn steigen. Daka schien es heute besonders eilig zu haben, in die Schule zu kommen, denn sie flopste sich auf den Fußweg. Jetzt gingen die Schwestern die Treppe zum Schultor hinauf. Silvania trug ein violettes Kleid mit schwarzer Spitze an den Ärmeln und am Kragen. Ihr Hut, der schräg auf ihrem Kopf saß, erinnerte an eine Schildkröte.
Daka hatte eine kurze Hose mit Fransen an, an denen lauter kleine Spinnen baumelten. Sie hoben sich deutlich von der knallroten Strumpfhose ab. Auf Dakas T-Shirt stand „Boi Noap!“. Helene wusste, dass das „Gute Nacht!“ hieß. Schade eigentlich, dass es die Lehrer nicht verstehen würden.
Helenes Nacht war alles andere als gut gewesen. Und daran waren die Vampirschwestern schuld. Allerhöchstwahrscheinlich jedenfalls. Helene kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, presste die Lippen aufeinander und fixierte die beiden wie ein Scharfschütze sein Opfer. Silvania und Daka stiegen mit federleichten Schritten die Treppe hinauf und quasselten dabei. Sollten sie ein schlechtes Gewissen haben, sah man es ihnen nicht an. Schöne beste Freundinnen hatte Helene sich da ausgesucht!
„Hoi boi, Helene!“, rief Daka und nahm die letzten beiden Stufen mit einem Satz. Sie gab Helene eine Kopfnuss, wie es in Bistrien üblich war und es sich auch zwischen den Freundinnen eingebürgert hatte.
Silvania klopfte von der anderen Seite auf Helenes Kopf und lächelte. „Boi Motra, Inimajuschka!“
„Lasst das!“ Helene wedelte mit den Armen, als wollte sie Fliegen verscheuchen. „Und eure Inimajuschka könnt ihr euch zwischen die dreckigen Fußzehen stecken.“
„Oho, oho.“ Daka wackelte in ihren Schnürschuhen mit den Zehen, zwischen denen immer etwas transsilvanische Heimaterde klemmte.
„Was ist los?“, fragte Silvania. „Schlechte Laune?“
„Grottenmordsmuffenschlechte Laune“, erwiderte Helene.
„Das klingt ernst“, fand Silvania.
„Krypton Krax sind unterwegs nach Bindburg, du wirst deinen Murdo bald wiedersehen und hast schlechte Laune? Wie geht das denn?“, wunderte sich Daka.
„Ach, hört doch auf mit dem blöden Verstellen.“ Helene stemmte die Hände in die Hüften. „Gebt es wenigstens zu!“
Silvania und Daka sahen sich fragend an.
„Zieht jetzt bloß keine Unschuldsshow ab von wegen, ihr wisst nicht, wovon ich rede.“ Helenes Stimme quietschte wie Kreide an der Tafel.
„Wir wissen echt nicht, wovon du redest“, sagte Silvania.
Helene schüttelte enttäuscht den Kopf. „Ihr macht es nur noch schlimmer. Einfach so zu tun, als wäre alles in Ordnung. Das ist echt das Letzte. Wenn ihr wenigstens selbst zugeben würdet, dass ihr es genommen habt. Dazu wart ihr mutig und fies genug. Aber jetzt habt ihr nicht einmal die Eier in der Hose, es mir zu sagen.“
„Welche Eier in der Hose?“, fragte Daka.
„Und was denn genommen?“, fragte Silvania.
„Worum geht es überhaupt?“ Daka sah Helene ratlos an.
„Als wüsstet ihr das nicht, ihr scheinheiligen Zwitterwesen!“ Helene warf den Vampirschwestern einen finsteren Blick zu.
„Also mir reicht’s langsam“, sagte Silvania.
„Liebe macht echt blöd“, fand Daka.
„Selber blöd.“ Helene schnaufte.
Silvania verdrehte die Augen. „Moment, wenn wir schon streiten, möchte ich wenigstens wissen, worüber. Also, du denkst, wir haben irgendetwas von dir genommen, richtig?“
Helene sah die Vampirschwestern mit gesenktem Kinn an und nickte.
„Was denn? Dein Hörgerät? Deinen Kugelschreiber? Dein Pausenbrot?“, fuhr Silvania fort.
Helene musterte die Vampirschwestern misstrauisch. „Wisst ihr echt nicht, wovon ich rede?“
„NEIN!“, rief Daka. „Mann, das ist ja heute zum Eckzähneausreißen mit dir.“
„Aber es ist verschwunden“, fuhr Helene fort.
„WAS???“, riefen Silvania und Daka. Einige der vorbeieilenden Schüler drehten sich nach ihnen um.
„Ihr habt wirklich nicht den allerleisesten Schimmer?“, fragte Helene.
„Nein. Weil wir, was auch immer verschwunden ist, nicht genommen haben.“ Silvania legte ihre Hand auf Helenes Schulter. „Also, was ist weg?“
Helene sah Silvania und Daka einen Moment an. Dann