Die Vampirschwestern 10 - Ein Date mit Bissverständnis. Franziska Gehm
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Die Vampirschwestern 10 - Ein Date mit Bissverständnis - Franziska Gehm страница 7
Silvania und Daka warfen sich einen vielsagenden Blick zu.
Eine Frau in einer rosafarbenen Strickjacke trat mit einem Mops an den Ahornbaum. Sie studierte interessiert das Plakat, während ihr Mops unten am Baumstamm seinem Geschäft nachging.
„Wir müssen auf sie aufpassen“, flüsterte Daka ihrer Schwester zu.
„Was tuschelt ihr denn da?“, fragte Helene und reckte den Hals. Zur Sicherheit überprüfte sie, ob sie ihr Hörgerät eingeschaltet hatte.
„Ach, nichts. Ich habe nur gerade gesagt, dass ich es cool fände, wenn ich mit Krypton Krax auf der Bühne stehen könnte“, erwiderte Daka. „Ich am Schlagzeug und du am Cello, das wär’s doch!“ Daka nickte Silvania zu.
Silvania spitzte nachdenklich die Lippen. Eigentlich wollte sie Jacob zum Konzert einladen und eigentlich ganz dicht neben ihm stehen. Für den sehr unwahrscheinlichen Fall, dass Krypton Krax ein langsames, romantisches Lied spielten. Aber mit einer Band wie Krypton Krax auf der Bühne zu stehen – wann hatte man schon diese Gelegenheit? Und wenn Jacob sie auf einer Bühne am Cello sah und das Publikum ihr zujubelte, das würde sicher Eindruck machen.
„Meinetwegen könnt ihr stehen oder hängen, wo ihr wollt“, sagte Helene. „Ich stehe beim Konzert auf jeden Fall in der ersten Reihe, direkt vor Murdo.“
„Was ist mit Ludo?“, fragte Daka auf einmal.
„Was soll sein mit dem Verräter?“ Helene presste die Lippen aufeinander.
„Wollen wir ihn nicht auch zum Konzert einladen?“, fragte Daka.
„Pah!“, machte Helene. „Schon vergessen? Ludo Schwarzer hat mein Tagebuch geklaut!“
„Und es immer noch nicht zurückgegeben“, fügte Silvania hinzu.
„Meint ihr echt? Ich weiß nicht. Was soll Ludo denn mit deinem Tagebuch?“, fragte Daka.
„Wahrscheinlich macht er gerade Kopien und tapeziert damit sein Zimmer.“ Helene schnaufte.
„Gumox! Ludo kann hellsehen. Was sollte er an deinem Tagebuch spannend finden?“, fragte Daka.
„Immerhin hat er nie abgestritten, dass er es genommen hat. Vielleicht interessiert er sich ja für Helene.“ Silvania zog eine Augenbraue hoch.
„Hä?“, machte Daka und Helene guckte wie „Hä“.
„Na schön. Vielleicht hat er es aus Versehen eingepackt, aus reiner Neugierde – warum auch immer. Er könnte sich langsam mal entschuldigen und es zurückgeben“, fand Silvania.
„Es sei denn, er hat es nie genommen“, sagte Daka. „Dann müssten wir uns langsam mal entschuldigen.“
Einen Moment dachten Silvania und Helene darüber nach.
„Wenn Ludo mein Tagebuch echt nicht genommen hat, dann …“, begann Helene.
„… hat es vielleicht jemand anderes genommen. Irgendjemand, der sich für dein Leben und deine Gedanken interessiert“, sagte Daka.
„Dein Vater?“, fragte Silvania.
„Der würde sich eher mit dem Bohrer ein Loch ins Knie bohren, als etwas von mir zu klauen!“, erwiderte Helene.
„Wer auch immer dein Tagebuch hat – ob es Ludo ist oder ein anderer –, er weiß jetzt alles über dich, deine Gedanken, deine Träume …“, sagte Silvania.
„Und alles über meine Freundinnen“, warf Helene ein.
Silvania und Daka horchten auf.
„Na ja. Schließlich steht alles über euch in meinem Tagebuch. Dass ihr Halbvampire seid, dass euer Papa ein echter Vampir ist, dass ihr fliegen und flopsen könnt, all das.“
Silvania und Daka sahen sich an. „Fumpfs!“
Haushaltstag
Mit spitzen Fingern streute Dirk van Kombast etwas Kresse auf sein Frischkäseschnittchen. Dabei summte er einen Schlager aus der Zeit, als seine Mutter noch jung und er selbst noch nicht einmal in Planung gewesen war. Der rechte große Zeh wippte im himmelblauen Puschelhausschuh im Takt.
Dirk van Kombast, der gut aussehende Pharmavertreter, war außer Dienst. Heute würde er keine Ärzte und Ärztinnen mit seinem Besuch beglücken, sondern nur sich selbst. Er trug einen bequemen, aber dennoch tadellos sitzenden Hausanzug einer feinen britischen Modemarke. Der Nachbar der Familie Tepes und selbst ernannte Vampirjäger hatte seinen Haushaltstag. Er würde ihn in vollen Zügen genießen.
Er goss sich einen Vitalkost-Karotte-Drink ein, stellte ihn zusammen mit dem Kresse-Frischkäseschnittchen auf ein Tablett und lief damit leichtfüßig ins Wohnzimmer. Dann setzte er sich im Lotussitz, wie er ihn bei Ayala im Yogaworkshop gelernt hatte, auf seine brombeerfarbene Ledercouch. Er nahm einen Schluck vom Vitalkostdrink und seufzte zufrieden.
Vor ihm auf dem kleinen Glastisch lag die Lektüre, der er sich gleich widmen wollte. Genau genommen hatte er allein dazu einen Haushaltstag eingelegt.
Normalerweise las Dirk van Kombast Gesundheitszeitschriften oder Fachliteratur zum Thema Vampire und vor allem Vampirjagd. Beim letzten Vampirologenkongress in den USA hatte er sich mit einem Stapel hochwissenschaftlicher Bücher eingedeckt. Heute aber hatte er eine ganz andere literarische Gattung vor sich liegen. Es war ein kleines dunkelblaues Buch, ungefähr A5-Format. Zwischen den Seiten, die sich vom vielen Blättern schon etwas wellten, lugte ein glänzendes Lesebändchen hervor.
Dirk van Kombast stellte das Glas ab, verschränkte die Finger und streckte die Arme mit nach außen gedrehten Handflächen von sich, dass es leise knackte. Dann hielt er die Hände einen Moment über das dunkelblaue Buch und wackelte mit den Fingern. Wie ein Zauberer, bevor er das Tuch über einem geheimnisvollen Gegenstand lüftete. Schließlich nahm er das Buch in die Hand, behutsam, als würde sich zwischen den Buchdeckeln hochexplosiver Stoff befinden. Was, zumindest im übertragenen Sinne, auch so war.
Der Vampirjäger klappte das Buch auf. „Tagebuch von Helene Steinbrück“, las er genüsslich. „Wer das hier liest, ohne mich gefragt zu haben, ist doof und auf ewig mein Feind. Kein Erbarmen.“
Dirk van Kombast grinste. Der Feind eines dreizehnjährigen Mädchens zu sein, das mit den Vampiren von nebenan befreundet war, damit konnte er ohne Probleme leben. Außerdem war er schon lange Helene Steinbrücks Feind. Seit er sie damals in den transsilvanischen Wäldern vor einem Vampirbiss bewahrt und sie ihn zum Dank der transsilvanischen Polizei übergeben hatte. Mehrere Tage hatte er damals in einer kleinen, feuchten und kalten Gefängniszelle gesessen. Zusätzlich hatte man ihm noch ein Einreiseverbot für Transsilvanien erteilt. Nicht dass er vorgehabt hätte, im Land der fliegenden Blutsauger den nächsten Urlaub zu verbringen.
Bereits gestern Abend hatte Dirk van Kombast vor dem Einschlafen in seinem Wasserbett ein wenig im Tagebuch geblättert. Wie bei einer dreizehnjährigen Göre zu erwarten gewesen war, stand jede Menge alberner Kram darin. Ärger in der Schule – der Lehrer ist blöd, ungerecht und stinkt – oder Ärger mit dem Papi – muss erst Hausaufgaben machen, darf den Horrorfilm nicht gucken,