Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke. Rainer Maria Rilke

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Gesammelte Gedichte von Rainer Maria Rilke - Rainer Maria  Rilke

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nie Gesagte.

       Ich will meine frömmsten Gefühle befrein.

       Was noch keiner zu wollen wagte,

       wird mir einmal unwillkürlich sein.

      Ist das vermessen, mein Gott, vergib.

       Aber ich will dir damit nur sagen:

       Meine beste Kraft soll sein wie ein Trieb,

       so ohne Zürnen und ohne Zagen;

       so haben dich ja die Kinder lieb.

      Mit diesem Hinfluten, mit diesem Münden

       in breiten Armen ins offene Meer,

       mit dieser wachsenden Wiederkehr

       will ich dich bekennen, will ich dich verkünden

       wie keiner vorher.

      Und ist das Hoffahrt, so laß mich hoffährtig sein

       für mein Gebet,

       das so ernst und allein

       vor deiner wolkigen Stirne steht.

      Ich bin auf der Welt zu allein und doch nicht allein genug,

       um jede Stunde zu weihn.

       Ich bin auf der Welt zu gering und doch nicht klein genug,

       um vor dir zu sein wie ein Ding,

       dunkel und klug.

       Ich will meinen Willen und will meinen Willen begleiten

       die Wege zur Tat;

       und will in stillen, irgendwie zögernden Zeiten,

       wenn etwas naht,

       unter den Wissenden sein

       oder allein.

      Ich will dich immer spiegeln in ganzer Gestalt,

       und will niemals blind sein oder zu alt

       um dein schweres schwankendes Bild zu halten.

       Ich will mich entfalten.

       Nirgends will ich gebogen bleiben,

       denn dort bin ich gelogen, wo ich gebogen bin.

       Und ich will meinen Sinn

       wahr vor dir. Ich will mich beschreiben

       wie ein Bild das ich sah,

       lange und nah,

       wie ein Wort, das ich begriff,

       wie meinen täglichen Krug,

       wie meiner Mutter Gesicht,

       wie ein Schiff,

       das mich trug

       durch den tödlichsten Sturm.

      Du siehst, ich will viel.

       Vielleicht will ich Alles:

       das Dunkel jedes unendlichen Falles

       und jedes Steigens lichtzitterndes Spiel.

      Es leben so viele und wollen nichts,

       und sind durch ihres leichten Gerichts

       glatte Gefühle gefürstet.

      Aber du freust dich jedes Gesichts,

       das dient und dürstet.

      Du freust dich Aller, die dich gebrauchen

       wie ein Gerät.

      Noch bist du nicht kalt, und es ist nicht zu spät,

       in deine werdenden Tiefen zu tauchen,

       wo sich das Leben ruhig verrät.

      Wir bauen an dir mit zitternden Händen

       und wir türmen Atom auf Atom.

       Aber wer kann dich vollenden,

       du Dom.

      Was ist Rom ?

       Es zerfällt.

       Was ist die Welt?

       Sie wird zerschlagen

       eh deine Türme Kuppeln tragen,

       eh aus Meilen von Mosaik

       deine strahlende Stirne stieg.

      Aber manchmal im Traum

       kann ich deinen Raum

       überschaun,

       tief vom Beginne

       bis zu des Daches goldenem Grate.

      Und ich seh: meine Sinne

       bilden und baun

       die letzten Zierate.

      Daraus, daß Einer dich einmal gewollt hat,

       weiß ich, daß wir dich wollen dürfen.

       Wenn wir auch alle Tiefen verwürfen:

       wenn ein Gebirge Gold hat

       und keiner mehr es ergraben mag,

       trägt es einmal der Fluß zutag,

       der in die Stille der Steine greift,

       der vollen.

      Auch wenn wir nicht wollen:

       Gott reift.

      Wer seines Lebens viele Widersinne

       versöhnt und dankbar in ein Sinnbild faßt,

       der drängt

       die Lärmenden aus dem Palast,

       wird anders festlich, und du bist der Gast,

       den er an sanften Abenden empfängt.

      Du bist der Zweite seiner Einsamkeit,

       die ruhige Mitte seinen Monologen;

       und jeder Kreis, um dich gezogen,

       spannt ihm den Zirkel aus der Zeit.

      Was irren meine Hände in den Pinseln ?

       Wenn ich dich male, Gott, du merkst es kaum.

      Ich

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