Mami Staffel 7 – Familienroman. Lisa Simon
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Nein, das wollte Nicole natürlich nicht, aber bevor sie den Mund aufmachen konnte, verließ Rainer mit hastigen Schritten die Küche. Ni-
cole ging hinterher und sah, daß er seine Jacke anzog und im Begriff war, die Wohnung zu verlassen. An der Tür drehte er sich nochmals um.
»Denke an die Worte, die ich dir gesagt habe. Laß das Kind wegmachen, dann können wir wieder zusammensein. Ich will mit der Sache nichts zu tun haben.« Dann klappte die Tür zu, und Nicole war allein.
Sie lehnte sich gegen den Türpfosten und ließ ihren Tränen freien Lauf. Sie fühlte sich so einsam und verlassen. Warum benahm sich Rainer so herzlos?
Nicole ärgerte sich plötzlich über sich selbst. Warum hatte sie ihm nicht gesagt, daß auch sie dieses Kind nicht haben wollte? Rainer mußte ja denken, daß sie ganz verrückt danach war, Mutter zu werden, dabei hatte sie doch noch soviel vor in ihrem Leben…
*
Gleich am nächsten Tag suchte Nicole wieder die Praxis von Dr. Lorenz auf. Der Mediziner war erstaunt, die hübsche Frau schon wieder zu sehen, er hatte ihr doch
gesagt, daß sie erst in vier Wochen zur Vorsorgeuntersuchung kommen brauchte.
Nicole druckste ein wenig herum, bevor sie auf den Punkt kam. Sie kam sich direkt schäbig vor, machte dem Arzt aber klar, daß sie als alleinstehende Frau nicht in der Lage wäre, für ein Kind zu sorgen.
»Ich möchte gern eine Abtreibung haben«, sagte sie schließlich so leise, daß Dr. Lorenz kaum verstand, was sie sagte. Sie wagte nicht, dem Arzt in die Augen zu sehen.
Der blickte sie mit gerunzelter Stirn über den Rand seiner Brille an. »Ja, haben Sie denn nicht den Entbindungstermin auf Ihrer Bescheinigung gelesen?«
Nicole schüttelte verständnislos den Kopf. Worauf wollte Dr. Lorenz hinaus?
»Frau Kamrath«, sagte er, »es tut mir sehr leid, aber für einen Abbruch ist es zu spät.«
»Wieso?« Nicoles Augen weiteten sich vor Entsetzen.
»Weil Sie bereits in der fünfzehnten Woche schwanger sind, da ist ein Abbruch nicht nur verboten, sondern auch noch gefährlich. Ich würde Ihnen aus diesem Grunde auch nicht raten, ins Ausland zu einer dieser fragwürdigen Kliniken zu fahren.«
»Aber… ich kann dieses Kind unmöglich bekommen!« Fast hätte sie hinzugesetzt, daß sie dann den Mann ihrer Träume für immer verlieren würde.
Dr. Lorenz griff zu einem Notizblock und schrieb etwas darauf. Dann gab er Nicole den Zettel mit den Worte: »Ich habe Ihnen hier die Adresse einer Beratungsstelle für werdende Mütter aufgeschrieben. Vielleicht gibt es eine Möglichkeit, daß man Ihnen dort hilft. Allerdings wird man dies nicht bezüglich eines Abbruchs tun.«
Resigniert nahm Nicole den Zettel an sich und verabschiedete sich schnell. Gegenüber der Parxis war ein kleines Café, in das Nicole nun mit schweren Schritten ging und sich an einen Tisch direkt am Fenster setzte. Sie starrte auf den belebten Gehweg vor dem Café und bemerkte kaum die freundliche Serviererin, die nach ihren Wünsche fragte. Nicole bestellte ein Kännchen Tee. Es war egal, was sie trank – ihr schmeckte im Moment sowieso nichts.
Draußen ging eine junge Frau mit Kinderwagen vorbei, und an der Hand hielt sie ein kleines Mädchen von etwa zwei Jahren. Man sah, daß die Frau in wenigen Wochen wieder Mutter werden würde.
Schaudernd wandte sich Nicole ab. Nein, so wollte sie nicht leben! Nie eine freie Minute haben, nur für die Kinder leben – und ständig war das Geld knapp. Nicole stellte sich ihre Zukunft ein wenig anders
vor.
Sie nahm den Zettel von Dr. Lorenz und las die Anschrift darauf. Die Beratungsstelle lag nur ungefähr zehn Gehminuten entfernt, und Nicole entschloß sich, noch an diesem Tag dorthin zu gehen.
Der Weg führte Nicole vorbei an schicken Modegeschäften, an deren Schaufenster sie sich sonst fast die Nase plattdrückte. An diesem Tag hatte sie jedoch keinen Sinn für die neuesten Kreationen aus Paris oder Mailand…
»Beratungsstelle für werdende Mütter« stand mit großen Buchstaben auf dem weißen Blechschild an dem gepflegten Backsteinhaus. Zögernd stieg Nicole die Stufen zu der braunen Eingangstür empor. Sie streckte die Hand nach dem Türgriff aus und hielt inne. Sollte sie sich wirklich wildfremden Menschen anvertrauen? Doch was blieb ihr anderes übrig – sie hatte keine engen Freunde, ihre Eltern lebten nicht mehr – und von Rainer brauchte man gar nicht reden.
Zehn Minuten später saß Nicole einer sympathischen Frau mittleren Alters gegenüber. Margret Berkefeld hörte aufmerksam zu, ohne Nicole auch nur ein einziges Mal zu unterbrechen.
Als diese schließlich ihre ganze Geschichte erzählt hatte, lächelte Frau Berkefeld freundlich. Es war kein Vorwurf in ihrem Blick, nur Verständnis.
»Glauben Sie bloß nicht, daß Sie ein Einzelfall sind«, sagte sie. »Täglich kommen verzweifelte junge Frauen zu uns, die kein Kind bekommen möchten, ihr Baby aber auch nicht abtreiben lassen wollen.«
»Und… was kann man in solch einem Fall tun?« Nicoles Stimme war wieder etwas fester geworden, die Gegenwart der anderen war beruhigend. Endlich war Nicole nicht mehr mit ihrem Problem allein; ab jetzt würden sich auch andere mit ihrem Schicksal befassen.
»Tja, Frau Kamrath, in Ihrem Fall kann man nur eines tun: Sie bekommen das Kind und geben es gleich nach der Geburt zur Adoption frei. Es gibt sehr viele Ehepaare, die sich nichts sehnlicher wünschen als ein Kind.«
»Ich soll das Kind zur Welt bringen?« rief Nicole entsetzt aus. »Aber das geht doch nicht. Meine Arbeitskolleginnen würden etwas bemerken – und vielleicht verliere ich dadurch meine Stellung!«
Frau Berkefeld hob die Hände. »Jetzt beruhigen Sie sich. Wegen einer Schwangerschaft darf hierzulande keiner Frau gekündigt werden, das ist gesetzlich geregelt. Natürlich müssen Sie Ihrem Chef von der Schwangerschaft erzählen, das ist Ihre Pflicht; aber wenn Sie ihm auch gleich sagen, daß Sie das Kind nach der Geburt nicht behalten möchten, werden Sie danach nicht Ihre Arbeit verlieren.«
Nicole zögerte. Der Gedanke, dieses Kind austragen zu müssen, behagte ihr ganz und gar nicht. Doch sie sah ein, daß es keine andere Möglichkeit gab. Frau Berkefeld ließ Nicole Zeit, mit der neuen Situation fertig zu werden.
»Es gibt allerdings auch viele werdende Mütter, sie sich anfangs für eine Adoption entschieden haben – und wenn das Baby erst einmal da ist, geben sie es nicht mehr her. In diesem Fall geht natürlich das Recht der leiblichen Mutter vor.«
»Das wird bei mir ganz bestimmt nicht geschehen!« rief Nicole hastig aus. Frau Berkefeld lächelte nur. Sie kannte diese empörten Äußerungen, wußte aber auch, daß sich jede zweite Frau meist noch während der Schwangerschaft dafür entschied, ihr Kind doch nicht wegzugeben.
»Gehen Sie jetzt erst einmal nach Hause und denken in Ruhe über meine Worte nach«, sagte Margret Berkefeld und erhob sich. »Sie werden sehen, die Schwangerschaft geht schneller herum, als Sie glauben.«
Auch Nicole hatte sich erhoben. »Haben Sie Kinder?« fragte sie fast schüchtern.
»Ja, zwei. Einen Jungen