Butler Parker 140 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Dieses Subjekt ist bestimmt auf dem Weg zur Schlangenfarm«, sagte Agatha Simpson erfreut, »warum sitze ich noch hier herum?«
»Mylady beabsichtigen, Mr. Ball einen weiteren Besuch abzustatten?« erkundigte sich der Butler.
»Natürlich«, sagte sie energisch und erhob sich, »und ich werde einen zweiten Giftschlangenmord verhindern.«
Sie war nicht mehr aufzuhalten und stürmte aus dem Gasthof, während Parker die Zeche zahlte. Sie saß bereits im Fond des hochbeinigen Privatwagens ihres Butlers und wartete ungeduldig darauf, daß die Fahrt stattfand. Chief-Superintendent McWarden war noch auf dem Weg zu seinem schwarzen Dienstwagen, der von einem seiner Mitarbeiter gefahren wurde.
Butler Parkers Wagen, von Freund und Feind gern und respektvoll ›Monstrum‹ genannt, war ein ehemaliges, sehr altes Londoner Taxi, das nach seinen eigenwilligen Vorstellungen erheblich umgebaut worden war, was die Technik betraf. Dank dieser Änderungen war das Fahrzeug zu einer Trickkiste auf Rädern geworden und wurde immer wieder auf dem neuesten Stand der technischen Weiterentwicklung gehalten.
Josuah Parker nahm am Steuer Platz und lenkte seinen hochbeinigen, ungemein eckigen Wagen zurück zur Schlangenfarm. Lady Agatha kontrollierte während dieser kurzen Fahrt ihren perlenbestickten Pompadour und den darin befindlichen ›Glücksbringer‹, der nichts anderes war als ein echtes Pferdehufeisen. In ihren Händen konnte aus diesem Handbeutel eine Art mittelalterlicher Morgenstern werden, mit dem sie treffsicher zuzulangen verstand.
»Was ist, Mr. Parker, wenn das Tor verschlossen sein sollte?« sorgte sich die ältere Dame.
»Es wird sich Myladys Wünschen beugen«, antwortete der Butler gemessen, denn unter seinen schwarz behandschuhten Fingern hatte es bisher noch kein Schloß gegeben, das seinen Widerstand nicht nach wenigen Augenblicken aufgegeben hätte ...
*
Desmond Ball hielt eine Schlange in den nackten Händen.
Es handelte sich um eine veritable Grubenotter, wie Parker sah. Das Reptil war äußerst gereizt und klapperte mit seiner stark ausgebildeten Schwanzrassel. Der Rachen der Schlange war weit geöffnet, und die Giftzähne standen deutlich hervor.
Desmond Ball lehnte sich an einen weißen Labortisch, auf dem Meßbecher und Glaskolben zu sehen waren. Es machte ihm nichts aus, daß der starke Leib des Reptils sich um seinen linken Unterarm wand, denn die Giftzähne des Reptils bedrohten nicht ihn, sondern einen Besucher, den der Butler erst vor einer halben Stunde im Gasthof angesprochen hatte. Es war der kreidebleiche John Midhurst. Er stierte förmlich auf den Rachen der Schlange, wich zurück und bewegte sich dabei mit einer Vorsicht, als stünde er auf Glatteis.
»Sie ... Sie sind verrückt, Ball«, sagte Midhurst mit belegter Stimme, »lassen Sie den Unsinn... Machen Sie sich nicht unglücklich!«
»Das Tier ist völlig harmlos«, behauptete der Besitzer der Schlangenfarm, »wollen Sie es nicht mal anfassen? Sie werden überrascht sein, wie kühl und glatt so ein Schlangenleib ist...«
»Bleiben Sie stehen«, erwiderte John Midhurst, der nicht weiter zurückweichen konnte. Sein Rücken berührte bereits die gekachelte Wand des kleinen Labors. »Bleiben Sie stehen, oder ...«
»Oder was, Midhurst«, sagte Desmond Ball freundlich, »falls Sie schießen wollen, dann kann ich Ihnen nur gratulieren. Die Schlange wird schneller sein als Sie ...«
»Wenn Sie gestatten, möchte ich mich dieser Lagebeurteilung vollinhaltlich anschließen«, schaltete sich Josuah Parker in diesem Augenblick in das Gespräch ein. Er lüftete höflich die schwarze Melone, als Ball und Midhurst sich zu ihm umwandten. Josuah Parker stand in der Seitentür und schien das Reptil in Balls Händen nicht zu sehen.
Desmond Ball hatte plötzlich Schwierigkeiten mit der Schlange. Das starke, ausgewachsene Tier bäumte sich auf, wand sich verzweifelt und ... glitt dann aus Balls Händen. Der Besitzer der Schlangenfarm reagierte augenscheinlich automatisch. In dem Bestreben, einem Giftbiß zu entgehen, warf er die Grubenotter weit von sich – unglücklicherweise in Parkers Richtung.
Josuah Parker ließ sich keinen Moment aus der Fassung bringen. Sein altväterlich gebundener Universal-Regenschirm zuckte wie ein ausfallender Degen und stoppte den Flug des Reptils. Die Grubenotter schnappte prompt zu und – verbiß sich in den Falten des Schirms. Sie ahnte nicht, daß dieser Schirm keineswegs mit schwarzer Seide allein bestückt war. Unter der Seide befand sich feines, aber zähes Gewebe aus Glasfiberfäden. Die Giftzähne trafen also auf Widerstand und verfingen sich.
Mit der linken Hand faßte der Butler blitzschnell zu und erwischte die Grubenotter hinter dem Hals. Er löste vorsichtig die Zähne aus dem Gewebe und hielt die Otter hoch.
»Ein sehr hübsches Exemplar«, stellte Parker fest, »gehe ich recht in der Annahme, Mr. Ball, daß es sich um eine Diamantklapperschlange handelt?«
»Wie ... ? Ja, eine Diamantklapperschlange«, bestätigte Ball mechanisch und starrte auf sein Reptil, das einen recht hilflosen Eindruck machte.
»Wollten Sie das Reptil melken, wie wohl der Fachausdruck lautet?«
»Was wollte ich? Ja, melken... Natürlich, was dachten Sie denn?« Desmond Ball konnte sich von dem Anblick nicht losreißen. Da stand dieser Butler in der Tür und hielt eine tödlich giftige Klapperschlange in seiner linken, schwarz behandschuhten Hand, als handle es sich um einen harmlosen Wasserschlauch! Das Reptil – gut und gern zwei Meter lang – hatte inzwischen jeden Widerstand aufgegeben und zeigte sich von seiner relativ friedlichen Seite.
»Die Herren kennen sich?« fragte Josuah Parker.
»Uber... Überhaupt nicht«, erwiderte John Midhurst umgehend.
»Wir haben uns eben erst gesehen«, fügte Desmond Ball hinzu.
»Sie unterhielten sich zweifelsfrei über den verblichenen Mr. Jerry Puckley, wie ich hörte?« bluffte der Butler.
»Da müssen Sie sich verhört haben«, behauptete John Midhurst.
»Er wollte sich nur mal die Schlangenfarm ansehen«, log Desmond Ball.
»Vielleicht darf ich die Führung übernehmen?« Parker gab die Tür frei und deutete mit der Hand nach draußen. »Inzwischen kennt meine bescheidene Wenigkeit sich hier ein wenig aus, wie ich behaupten möchte.«
»Mein... Mein Bedarf ist gedeckt«, sagte John Midhurst hastig.
»Natürlich werden Sie mitkommen, junger Mann«, schaltete sich Lady Agatha in diesem Augenblick ein. Sie erschien hinter ihrem Butler und ließ den Pompadour am rechten Handgelenk pendeln. John Midhurst, der sich in die Enge getrieben fühlte, beging den Kardinalfehler, nach seiner Schußwaffe zu greifen, die sich eindeutig in einer Schulterhalfter befand.
Er sollte dies wenig später bereuen ...
*
Der Pompadour hatte sich vom Handgelenk der älteren Dame gelöst und zischte mit viel Fahrt durch die Luft. Der perlenbestickte Handbeutel landete ungemein zielsicher auf der Stirn des Gangsterbosses. Der ›Glücksbringer‹ im Pompadour tat augenblicklich seine tiefgreifende Wirkung und fällte den Mann, der es noch nicht mal geschafft hatte,