Butler Parker 140 – Kriminalroman. Günter Dönges
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»Wo steckt Lady Simpson, Parker?«
»Mylady arbeitet zur Zeit an einem Exposé zu einem Bestseller, Sir. Mylady beabsichtigt, eine Schlangenfarm in den Mittelpunkt der Handlung eines Krimis zu stellen.«
»Dann sollten wir möglichst schnell verschwinden«, meinte der Anwalt. »Ich werde Miß Porter informieren, sie kann uns dann bei Mylady entschuldigen.«
Wie auf ein Stichwort erschien die Gesellschafterin und Sekretärin der älteren Dame. Kathy Porter, fünfundzwanzig, schlank und kaum weniger groß als Mike Rander, war eine bemerkenswerte Frau. Ihr Gesicht zeigte einen pikant-erotischen Ausdruck, was mit den betonten Wangenknochen und den ein wenig schräg geschnittenen Augen zusammenhing. Sie schien sich ihrer Attraktivität nicht bewußt zu sein und erinnerte auf den ersten Blick an ein scheues Reh. Tatsächlich aber konnte dieses scheue Reh sich in Sekundenschnelle in eine Pantherkatze verwandeln. Kathy Porter war versiert in fast allen Künsten fernöstlicher Selbstverteidigung und darüber hinaus eine Meisterin in blitzschneller Verwandlungskunst.
Während Mike Rander Kathy Porter informierte, bereitete der Butler alles für die geplante Ausfahrt vor. Dazu begab er sich ins Souterrain des Fachwerkhauses, wo sich seine privaten Räume und auch seine Bastelstube befanden. In diesem ›Labor‹ entwickelte der Butler immer wieder neue Überraschungen für seine Gegner. Er war auch jetzt wieder der Ansicht, daß ein Besuch bei Lionel Dunston unter Umständen zu Komplikationen führte. Dementsprechend traf er seine Auswahl an hübschen Gastgeschenken für mögliche Kontrahenten...
*
»Sie wissen hoffentlich, Parker, daß wir verfolgt werden«, meinte Anwalt Rander, nachdem sie etwa zehn Minuten unterwegs waren. Die beiden Männer hatten Shepherd’s Market verlassen und waren auf dem Weg nach Westend, wo sich die Presseagentur und die Wohnung Lionel Dunstons befanden.
»In der Tat, Sir«, antwortete der Butler gemessen, »es handelt sich um einen betagten Morris.«
»Genau den meine ich, Parker. Wer könnte sich denn da für uns interessieren?«
»Mr. Horace Pickett, Sir«, erwiderte der Butler mit der größten Selbstverständlichkeit.
»Ist das Ihr Taschendieb?« Mike Rander lächelte. Er wußte genau, wer dieser Horace Pickett war.
»Der Ausdruck Taschendieb, Sir, würde Mr. Pickett tief verletzen«, antwortete Josuah Parker, »Mr. Pickett betrachtet sich als eine Art moderner Robin Hood, wenn ich so sagen darf. Er nimmt, um ihn wortwörtlich zu zitieren, gewisse Vermögensumschichtungen vor.«
»Eine tolle Umschreibung.« Mike Rander schmunzelte.
»Ich möchte darauf verweisen, Sir, daß Mr. Pickett es ablehnt, sozial schwach gestellte Personen mit seinen Künsten zu beehren. Er beschäftigt sich ausschließlich mit Klienten, die über höhere Einkünfte verfügen.«
»Das hört sich ja direkt wie ausgleichende Gerechtigkeit an, Parker.« Mike Rander lächelte.
»Mr. Pickett ist sich durchaus des ungesetzlichen Tuns bewußt, Sir. Meiner bescheidenen Ansicht nach scheint er sogar darunter zu leiden.«
»Sagen Sie mir, wann mir die Tränen kommen sollen«, bat der Anwalt, »falls er mal geschnappt werden sollte, werde ich ihn verteidigen.«
»Dies wird Mr. Picketts Moral ungemein stärken, Sir.« Parker bog in eine stille Seitenstraße und hielt. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis der betagte Morris hinter dem hochbeinigen Monstrum des Butlers erschien und ebenfalls hielt.
Horace Pickett war ein etwa sechzigjähriger, sehr seriös aussehender Herr, den, man ohne weiteres in die Kategorie ›pensionierter Oberst‹ eingereiht hätte. Er war sorgfältig gekleidet und präsentierte einen gepflegten Schnurrbart.
»Ich habe mich wunschgemäß nach John Midhurst erkundigt«, schickte Horace Pickett voraus, »eines steht fest, Mr. Parker, er ist seit einigen Wochen sehr tätig.«
»Könnten Sie dies möglicherweise ein wenig präzisieren, Mr. Pickett?« bat Josuah Parker.
»Midhurst und seine Leute schaffen wagenweise hochwertige Ware zu einigen Hehlern, die auch nicht gerade alles aufkaufen.«
»Darf man davon ausgehen, Mr. Pickett, daß Sie meiner Wenigkeit eine Liste dieser erwähnten Hehler angefertigt haben?«
»Selbstverständlich, Mr. Parker.« Horace Pickett überreichte dem Butler einen Zettel, auf dem drei Namen mit den dazugehörigen Adressen standen. »Ich möchte Sie aber warnen, Mr. Parker, die Hehler sind nicht ohne weiteres zu sprechen. Sie verstehen, nicht wahr?«
»Sie lassen sich von Leibwächtern abschirmen?«
»Von erstklassigen Leuten sogar. Über diesen Killer habe ich bisher noch nichts herausfinden können... Ich meine Jerry Puckley.«
»Weiß man mit seinem Namen etwas anzufangen, Mr. Pickett?«
»Nur vage, Mr. Parker, man erinnert sich, aber man scheint ihn in jüngster Zeit nicht hier in London gesehen zu haben.«
»Ich möchte mich für Ihre Bereitschaft, meiner Wenigkeit behilflich zu sein, außerordentlich bedanken, Mr. Pickett.«
»Ich stehe in Ihrer Schuld, Mr. Parker. Was kann ich sonst noch für Sie tun?«
»Mr. Rander und ich befinden sich auf dem Weg zu einem gewissen Lionel Dunston, falls dieser Name Ihnen etwas sagt.«
»Dieser Spezialist in Erpressung, Mr. Parker?«
»Eben der, Mr. Pickett. Sie können meinem Wagen folgen.«
»Nichts lieber als das.« Horace Pickett strahlte. »Wollen Sie diesem unangenehmen Kerl endlich das Handwerk legen? Erpressung ist für mich so ziemlich das Letzte, was es gibt...«
»Wenn Sie erlauben, Mr. Pickett, möchte ich Ihnen voll und ganz beipflichten«, erwiderte Josuah Parker höflich, lüftete die schwarze Melone und begab sich zurück zu seinem Wagen. Er dachte über die Tatsache nach, daß der Gangster John Midhurst, dessen Nervenkostüm wegen einer Diamantklapperschlange behandelt wurde, seit einigen Wochen Überstunden machte. Die Frage erhob sich, woher die Ware stammte, die er an jene drei Hehler verkaufte, die Horace Pickett erwähnte ...
*
Lionel Dunston war ein Mann mittleren Alters, der elegant wirken wollte, es jedoch nicht schaffte. Er trug einen Smoking, der mit Zigarrenasche bestäubt war. Die Schleife am Hals war gelöst. Dunston saß vor seinem Arbeitstisch und tippte langsam und sehr konzentriert auf einer elektrischen Schreibmaschine. Er kaute einen Zigarrenstummel und wischte sich hin und wieder Schweißperlen von der Stirn.
Das Arbeitszimmer, in dem er saß, war modern eingerichtet, wies aber keine Besonderheiten auf. Es gab einige Rollschränke, Aktenablagen und eine Unmenge von Zeitungen, die den Teppichboden bedeckten. Durch eine weit geöffnete Falttür konnte man in die eigentliche Wohnung des Mannes sehen, der einen eigenen Pressedienst herausgab. Seine Einnahmen mußten beträchtlich sein, denn solch eine teure Etage in diesem exquisiten Haus setzte ein gepolstertes Bankkonto voraus.
Dunston merkte nicht, daß die Wohnungstür vorsichtig geöffnet wurde. Die Tür zum Korridor und der kleinen