Butler Parker 140 – Kriminalroman. Günter Dönges
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Butler Parker 140 – Kriminalroman - Günter Dönges страница 4
»Eine unverzeihliche Frechheit, Mylady«, urteilte Josuah Parker, »darf ich mir übrigens erlauben, eine Empfehlung auszusprechen?«
»Ich sollte dieses Subjekt ohrfeigen, nicht wahr?« Agatha Simpson drängte es, dieser Empfehlung nachzukommen.
»Vielleicht könnten Mylady mit Mr. Ball die Räume des Instituts besichtigen«, redete Parker höflich weiter.
»Sehr schön.« Die resolute Sechzigerin war sofort einverstanden. »Bringen Sie gleich meinen Pompadour mit, Mr. Ball... und beeilen Sie sich gefälligst!«
Desmond Ball dachte nicht im Traum daran, Protest gegen diese Behandlung einzulegen. Die grimmige Autorität der Lady Agatha war einfach zu beeindruckend. Ball langte nach dem Pompadour und überbrachte ihn der selbstbewußten Dame. Anschließend beeilte er sich, Lady Simpson zu folgen.
Parker, der die Diamantklapperschlange noch immer fest im Griff hatte, trat an den Labortisch und angelte ein Glasgefäß, dessen Öffnung mit einer zähen Kunststoffhaut überspannt war. Er drückte die Giftzähne der Klapperschlange gegen diese zähe Haut, und das Reptil schnappte wütend zu. Es dauerte nur wenige Augenblicke, bis das Gift tropfenweise ins Glas rann. Parker ›molk‹ die Giftschlange – fachgerechter hätte es kein Experte tun können.
Nachdem die Schlange ihre Giftdrüsen entleert hatte, zeigte sie sich ein wenig ruhiger. Ihre Gereiztheit legte sich merkbar. Wahrscheinlich spürte sie instinktiv, daß sie im Moment wehr- und waffenlos war.
Josuah Parker hatte keine Bedenken mehr, das Reptil auf dem Boden des Labors abzusetzen. Die Diamantklapperschlange zischte, rollte sich zusammen, züngelte und wollte dann langsam und fast träge in eine Ecke kriechen. Mit der Spitze seines Universal-Regenschirms dirigierte Josuah Parker jedoch das Reptil in die Nähe des Gangsterbosses, der zu sich kam und bereits nach Stirn und Nasenwurzel fingerte. Dann öffnete John Midhurst die Augen und entdeckte das nicht gerade zierliche Reptil in seiner Nähe.
Midhurst kreischte, zog schleunigst die Beine an seinen Körper und stierte auf den Kopf des Reptils. Die Diamantklapperschlange züngelte erneut, spürte wohl die Wärmeausstrahlung des Zweibeiners und fühlte sich bedroht.
»Sehen Sie denn nicht... Bitte! Schaffen Sie das verdammte Biest weg... Tun Sie doch was!« John Midhurst sprach leise, aber auch eindringlich. Er hatte sich in eine Ecke zurückgeschoben und verfolgte die Bewegungen der Klapperschlange.
»Sie brauchen sich keine Sorgen mehr machen, Mr. Midhurst«, antwortete Josuah Parker, »eine gewisse Kontaktaufnahme erfolgte bereits, wie ich Ihnen mitteilen sollte.«
»Kon ... Kontaktaufnahme?« stotterte der Gangsterboß.
»Sie ließ sich leider nicht verhindern, Mr. Midhurst.«
»Was wollen Sie damit sagen?« Midhurst atmete erleichtert auf, als Parkers Schirmspitze das Reptil in die Mitte des Labors zurückschob. Anschließend benutzte der Butler seinen Schirm, um die Klapperschlange geschickt und schnell zurück in ihr Behältnis zu bringen.
»Was wollten Sie eben sagen, Mr. Parker?« wiederholte der Gangsterboß und wischte sich den Angstschweiß von der Stirn.
»Ich möchte Sie keineswegs schockieren, Mr. Midhurst«, erwiderte Josuah Parker in seiner höflichen Art, »wenn ich raten darf, so sollte man sich nach einem geeigneten Serum Umsehen.«
»Serum? Wieso? Was ist passiert? Sie wollen doch nicht etwa sagen, daß die Schlange mich gebis ...«
»Vielleicht nur oberflächlich, Mr. Midhurst«, hoffte Josuah Parker.
»Sie hat mich gebissen!?«
»Mehr beiläufig, wenn ich so sagen darf.«
»Und ... Und das sagen Sie mir erst jetzt?« Midhurst wollte auf springen, doch die Angst lähmte seine Glieder.
»Unnötige Bewegungen sollten Sie allerdings tunlichst vermeiden«, riet der Butler dem Gangsterboß, »Sie müssen ja nicht unbedingt so enden wie ihr Freund Puckley.«
»Puckley ist umgebracht worden.« John Midhurst flüsterte nur noch. »Ich weiß es ganz genau ... Man hat ihn umgebracht!«
»Wer könnte für diesen Mord verantwortlich gemacht werden, wenn man höflichst fragen darf?«
»Besorgen Sie mir das Serum, Mr. Parker ... Ich spüre bereits das Gift ... Das Serum!«
»Umgehend und augenblicklich, Mr. Midhurst, aber wer könnte den Mord an Mr. Jerry Puckley veranlaßt haben?«
»Lionel Dunston«, keuchte der Gangsterboß, »Lionel Dunston. Und jetzt das Serum ... Beeilen Sie sich, machen Sie doch endlich!«
*
»Wer ist Lionel Dunston?« fragte Mike Rander. Der etwa vierzigjährige Anwalt, an einen Filmstar erinnernd, sah den Butler erwartungsvoll an. Die beiden Männer kannten sich seit Jahren. Josuah Parker hatte seinerseits Mike Rander betreut, bevor der Anwalt in die Staaten fuhr, um dort als Vertreter britischer Finnen zu arbeiten. Nach seiner Rückkehr nach London verwaltete Mike Rander das immense Vermögen der Lady Simpson und war von Butler Parker ›übernommen‹ worden.
»Mr. Lionel Dunston, Sir, ist ein Gangster, der sich der Erpressung verschrieben hat«, wußte Josuah Parker zu sagen, »er arbeitet unter dem Deckmantel einer sogenannten kleinen Presseagentur.«
»Weiß der Chief-Superintendent, was Midhurst gesagt hat?« wollte der Anwalt wissen. Er befand sich zusammen mit Parker in der Bibliothek des altehrwürdigen Hauses der Agatha Simpson, das in Shepherd’s Market stand.
»Dazu wäre zu vermelden, Sir, daß Mr. John Midhurst mit einem ausgeprägten Nervenschock in eine Klinik geschafft werden mußte«, antwortete der Butler, »die Konfrontation mit der Diamantklapperschlange dürfte sein seelisches Fassungsvermögen überfordert haben.«
»Kann ich mir sogar vorstellen, Parker.« Mike Rander schüttelte sich.
»Ich möchte noch mal betonen, Sir, daß das erwähnte Reptil gemolken worden war, Gefahr für Leib und Leben bestand demnach nicht.«
»Immerhin haben wir einen Namen, an den wir uns halten können«, sagte Mike Rander, »hatten Sie schon mal Kontakt mit Lionel Dunston, Parker?«
»Die ergab sich bisher nicht, Sir. Die Einnahmen des besagten Herrn dürften aber beträchtlich sein, wenn man so sagen will. Mr. Dunston bewohnt ein elegantes Haus in einer teuren Umgebung.«
»Ein Erpresser, der einen Killer dazu bringt, in eine Schlangengrube zu steigen ...« Rander sah den Butler skeptisch an. »Nehmen Sie Midhurst diesen Hinweis eigentlich ab?«
»Er dürfte kaum in der Lage gewesen sein, Sir, ad hoc diesen Namen zu erfinden, beziehungsweise als Ausrede zu gebrauchen. Meine bescheidene Wenigkeit gewann durchaus den Eindruck, daß Mr. Midhurst das sagte, was er glaubt.«
»Sehen wir uns diesen Lionel Dunston also an«, schlug der Anwalt vor.
»Ich stehe zu Ihren Diensten, Sir. Darüber hinaus sollte man sich aber auch um den verstorbenen Mr. Puckley kümmern, wenn ich dies anregen darf.«
»Haben Sie Ihre Fühler bereits ausgestreckt?«