Mami Bestseller 9 – Familienroman. Karina Kaiser
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»Dornröschenhaus?«, wiederholte er verdutzt, schaute zu dem behäbigen Fachwerkhaus und meinte dann lächelnd zu Nathalie: »Da hast du vollkommen recht, Kleine. Die Rosen haben hier tatsächlich gigantische Ausmaße angenommen. Ich werde sie beschneiden müssen, wenn ich hier wohnen will.«
»Sie sind wohl der Erbe?«, entfuhr es Anne, worauf er ruhig bestätigte: »Ja, der bin ich. Mein Name ist Süderhoff. Der verstorbene Herr Radke war mein Großonkel. Ich habe den größten Teil des Acker- und Weidelandes zwar verpachtet, mich aber um den Besitz nicht weiter gekümmert. Und deshalb sieht hier alles wie bei Dornröschen aus. Aber dir gefällt es hier, nicht wahr, kleines Mädchen? Das habe ich schon durch das geöffnete Stallfenster gehört.«
Bernulf strich dem Kind über die hellbraunen Locken.
»Ja, hier ist es richtig schön.« Nathalie schaute den blonden Mann mit den markanten Gesichtszügen erwartungsvoll an. »Hast du vielleicht einen Schlüssel für das Haus?«
Ehe er antworten konnte, befahl Anne energisch: »Wir müssen jetzt los, Nathie.« Und zu Bernulf sagte sie hastig: »Wir sind Anne und Nathalie Lindau, die sich jetzt entschuldigen, Ihr Anwesen unbefugt betreten zu haben. Es wird nicht wieder vorkommen.«
»Sie können gern wiederkommen, Frau Lindau, wenn es Ihrer Kleinen hier so gut gefällt. Wohnen Sie hier im Dorf?«
»Nein, in Heinstedt. Wir machen gerade eine Fahrradtour.« Sie zwang sich zu einem Lächeln, sagte aber nichts weiter, sondern zog ihre widerstrebende Tochter energisch mit sich fort.
Bernulf sah ihnen nach, als sie abfuhren, und freute sich, dass das Kind ihm noch zuwinkte. Und er dachte unwillkürlich, dass es schön sein müsste, eine Familie zu haben.
*
»Wie siehst du denn aus? Bist du krank?« Lara musterte ihren Freund besorgt, der wie ein Bild des Jammers vor ihrer Wohnungstür stand. Er hatte sich offenbar schon lange nicht mehr rasiert, wirkte übernächtigt und schien am Ende seiner physischen und psychischen Belastbarkeit zu sein.
»Ich habe wirklich alles versucht«, begann er leise, nachdem er in ihrem Wohnzimmer in einem bequemen Sessel saß und sie ihn mit einem Glas Portwein versorgt hatte. »Ich bin auch davon ausgegangen, dass wenigstens meine Mutter zu mir halten und mich verstehen würde. Aber nichts da! Sie hat sich voll auf die Seite des Alten gestellt, ein Wort hat das andere gegeben, wir haben uns zum Schluss bloß noch angeschrien. Und schließlich haben sie mich rausgeschmissen.«
»Mein Gott, weshalb denn?«
»Na, wegen uns. Ich wollte ihnen ganz behutsam klarmachen, dass die Landwirtschaft keine Zukunft mehr hat, dass die Arbeit im Forst sehr schwer ist, auch nicht viel einbringt und sie sich allmählich auf ihr Altenteil besinnen sollten, habe ihnen auch versprochen, sie könnten bei uns auf Mallorca oder anderswo wohnen. Anderswo wohnen!! Mein Vater ist bei diesem Vorschlag vor Wut beinahe an die Decke gesprungen und hat mir an den Kopf geworfen, dass ich nicht mehr sein Sohn bin.«
Lara war sehr blass geworden. »Bist du jetzt etwa – enterbt worden?«, flüsterte sie entsetzt.
»Na, was denn sonst?« Bernulf griff nach dem Weinglas, stellte es aber gleich wieder zurück, weil seine Hände zu sehr zitterten, um es festhalten zu können.
»Aber das geht doch gar nicht. Du bist doch ihr einziges Kind.«
»O doch, das geht«, entgegnete er bitter auflachend. »Sie haben ja noch Neffen und Nichten. Einer von denen wird den Besitz und ihre Taler schon haben wollen. Ich werde jedenfalls nur mit dem Pflichtteil abgespeist, bin jetzt stellungslos und damit so gut wie ohne Geld.«
Lara war fassungslos. So hatte sie sich das nicht gedacht, so nicht. Es gelang ihr jedoch, ihren Frust gut zu verbergen und mitfühlend zu sagen: »Nun sei nicht so mutlos. Es wird sich alles wieder einrenken. Deine Eltern wissen doch, was sie an dir haben, und brauchen dich.«
Er sprang scheinbar erregt auf und schrie: »Meinst du etwa, ich gehe zu ihnen zurück, als ob überhaupt nichts gewesen wäre? Meinetwegen können sie sich ihr Geld und ihre Landwirtschaft vors Knie nageln. Ich habe ja immer noch den Hof von Onkel Justus. Auch wenn der nur klein und ziemlich heruntergekommen ist, er wird uns schon ernähren. Und ein bisschen Geld hat mir der Onkel auch hinterlassen. Ich werde Schweine und Hühner halten und diese später verkaufen.«
»Schweine??« Mehr brachte Frau Paulsen vor Schreck nicht heraus.
»Ja, Schweine«, wiederholte er nachdrücklich, während er sie genau beobachtete. »Ich habe mir schon eine Sau mit zehn Ferkeln gekauft, habe Futter besorgt und werde im nächsten Jahr Kartoffeln und Rüben anbauen. Und einen rüstigen Rentner habe ich auch schon eingestellt. Der hilft mir für ein paar Stunden in der Woche.«
»Wo liegt denn dieser Hof?«, erkundigte sich Lara mit dünner Stimme. »Ist es weit von hier?«
»Der Ort heißt Barkenow und liegt in Vorpommern, also circa 200 Kilometer von hier entfernt. Das ist gar nicht so weit. Du kannst mich jedes Wochenende besuchen, wenn du willst. Ich würde mich über deine Hilfe ohnehin sehr freuen. Es muss noch viel getan werden.«
»Soll ich etwa – Schweine füttern?«
»Nein, so etwas doch nicht.« Er setzte sich zu ihr auf die Couch, streichelte ihr verständnisvoll eine Hand und fügte dann hinzu: »Es geht vor allem um das Haus. Onkel Justus hat ja in den letzten Jahren kaum noch etwas in Ordnung halten können. Es muss demnach vor allen Dingen entrümpelt, aufgeräumt und renoviert werden. Der Garten muss auch in Schuss gebracht werden. Und da ich künftig sehr sparen muss, wollen Leo Jürgens und ich alles allein machen. Doch wenn du uns hilfst, geht es erheblich schneller.«
»Ich bin handwerklich leider eine glatte Niete«, wehrte Lara in bedauerndem Tonfall ab, was er jedoch nicht gelten ließ.
»Du musst doch keine alten Tapeten abreißen oder Wände streichen. Es genügt mir vollkommen, wenn du die Putzarbeiten übernimmst und uns etwas Gutes kochst. Oder die Hühner fütterst, die ich mir noch zulegen will.«
Mit einem Großagrarier hatte sie sich abfinden können. Der war ja schließlich reich und so etwas Ähnliches wie ein Gutsbesitzer. Einen simplen Kleinbauern ohne nennenswerte Einkünfte würde sie jedoch nie akzeptieren. Der hatte doch sowieso keine Zukunft und sie an seiner Seite erst recht nicht. Am liebsten hätte sie ihm das alles gesagt und hätte ihm zu verstehen gegeben, dass er sich samt seiner armseligen Klitsche sonst wohin scheren solle und dass sie keinesfalls gewillt war, ihn dort bei irgendwelchen Arbeiten zu unterstützen. Doch sie musste vorsichtig sein, sehr vorsichtig. Möglicherweise überlegten es sich seine Eltern doch wieder anders, und dann hatte sie alle Brücken abgebrochen, die zu einem Luxusleben oder richtiger – zu ihrem Luxusleben – führten.
»Mit meiner Kochkunst ist es auch nicht weit her«, meinte sie daher in einem Tonfall, als wäre sie trotz aller Widrigkeiten auch fortan die Frau an seiner Seite und würde auch in schweren Zeiten zu ihm stehen. »Aber ich kann es ja mal versuchen. Man wächst ja bekanntlich mit seinen Aufgaben.«
Er glaubte ihr kein Wort, tat jedoch sehr erleichtert, drückte sie fest an sich und raunte ihr dabei zu: »Ich bin ja so froh, dass du mich immer noch haben