Kult-Krimis: 26 Romane & Detektivgeschichten. Friedrich Glauser

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Kult-Krimis: 26 Romane & Detektivgeschichten - Friedrich Glauser страница 20

Автор:
Серия:
Издательство:
Kult-Krimis: 26 Romane & Detektivgeschichten - Friedrich  Glauser

Скачать книгу

du meinst, er darf nichts sagen?«

      »Natürlich, sonst reißt er die Sonja in die Geschichte hinein…«

      »Du, Murmann… Oder nein, sag mir zuerst, wer hat dir gemeldet, daß der Schlumpf im ›Bären‹ eine Hunderternote gewechselt hat?«

      »Das kann ich dir nicht einmal sagen. Ich hab' an dem Abend da nebenan meinen Rapport geschrieben. Da hat das Telephon geläutet, ich hab' den Hörer abgenommen, mich gemeldet, aber der andere hat seinen Namen nicht gesagt, nur ganz schnell gemeldet: ›Der Schlumpf hat im Bären einen Hunderter gewechselt‹, und wie ich gefragt hab', wer dort ist, hat es geknackt, der andere hat schon eingehängt gehabt…«

      »Und was hast du dann gemacht?«

      »Ich hab' nicht pressiert, hab' meinen Rapport fertig geschrieben, dann um Mitternacht hab' ich die Runde gemacht durch alle Wirtschaften. Im ›Bären‹ hab' ich den Wirt beiseite genommen und ihn gefragt, ob das wahr sei, daß der Schlumpf eine Hunderternote gewechselt habe.›Ja‹, hat er Wirt gesagt. ›Heut' abend, so um neun Uhr. Der Schlumpf hat einen halben Liter Roten bestellt, dann einen Kognak getrunken, nachher zwei große Bier, und auf das Ganze noch einen Kognak!…‹ Mich hat's gewundert, daß der Schlumpf so viel getrunken hat, und ich habe den Wirt gefragt, ob der Schlumpf immer so saufe? Nein, hat der Wirt gesagt, sonst nicht, und ihn habe es auch gewundert. Vielleicht, hat der Wirt gemeint, müsse der Schlumpf die Sonja aufgeben, jetzt, wo der Vater tot sei… Ich hab' dann noch telephoniert, ob ich den Schlumpf verhaften soll, und der Statthalter hat mir den Befehl gegeben… Aber wie ich dann am Morgen den Burschen hab' holen wollen, war er fort. Dann hab' ich an die Polizeidirektion telephoniert…«

      »Ja«, sagte Studer, »und dann durfte ich am Freitag den Schlumpf verhaften… Und das Zimmer vom Schlumpf, das hast du durchsucht? Und dort etwas gefunden?«

      Murmann schüttelte seinen breiten Schädel.

      »Nichts«, sagte er. »Wenigstens nichts Belastendes.« »Waren Bücher im Zimmer?«

      Murmann nickte.

      »Was für Bücher?«

      »Ah, weißt du, so Heftli mit bunten Titeln: ›In Liebe vereint‹ und ›Unschuldig schuldig‹…«

      »Bist du sicher, daß eins so geheißen hat?«

      »›Unschuldig schuldig‹? Ja, ganz sicher. Und dann waren da noch so Detektivgeschichten. ›John Kling‹ heißen sie, glaub' ich. Weißt, so richtige Räuberromane…«

      »Ja«, sagte Studer, »ich weiß…«

      Er stand schon lange wieder im Schatten, beim Fenster. Jetzt drehte er sich um. Vorn auf der Landstraße rasten die Autos vorbei. Und nachdem Studer den Schein von drei Wagen hatte vorbeihuschen sehen, fragte er leise, ohne sich umzuwenden:

      »Der Aeschbacher, der hat doch auch einen Wagen?«

      »Ja«, sagte Murmann. »Du meinst wegen der Geschichte mit dem Cottereau? Aber da irrst du dich… Der Ellenberger hat mich doch nach dem Unfall geholt, damals, wie er mit dem Cottereau angefahren worden ist, bös hat der Alte ausgesehen. Ich hab' natürlich sofort den Gemeindepräsidenten angeläutet und der ist mit seinem Wagen gekommen. Er hat sogar noch den Gerber mitgebracht, den Coiffeurgehilfen, weißt du, der hat sein Motorrad mitgenommen. Und ich bin mit Aeschbacher gefahren. Wir haben den Cottereau die ganze Nacht auf den Straßen gesucht. Vorher hab' ich sogar noch in Bern angeläutet, sie sollen auf Strolchenfahrer aufpassen. Aber es ist nichts dabei herausgekommen. Wo hast du den Cottereau gefunden?«

      »Im Wald«, sagte Studer nachdenklich. »Dort, wo ihr ihn nicht gesucht habt… Aber er hat nichts sagen wollen.«

      Schweigen. Im Nebenhaus links krächzte ein Lautsprecher. Es klang wie das Bellen eines heiseren Hundes.

      »Du«, sagte Studer plötzlich. »Der Ellenberger hat dir doch damals gesagt, du solltest seinen Obergärtner durch das Radio suchen lassen? Nicht wahr?«

      Murmann nickte:

      »Ich hab's nur auf der Polizeidirektion sagen lassen, und die hat dann das Weitere veranlaßt.«

      »Ich will einmal schauen, ob wir den Apfel nicht schneller zum Reifen bringen können.«

      Murmann starrte seinen Kollegen an. Was machte der Studer für blöde Sprüche? Murmann war eben nicht dabei gewesen damals.

      »… und andere, die müßt Ihr einkellern, die werden erst im Horner gut… Abwarten, Wachtmeister, bis der Apfel reif wird…«

      Aber Studer haßte das allzu lange Warten. Später wäre es ihm lieber gewesen, er hätte auf den alten Ellenberger gehört, denn die beiden Aufträge, die er telephonisch nach Bern erteilte, gaben so merkwürdige Resultate, daß sie die ohnehin verwirrte Geschichte noch mehr durcheinander brachten. Aber das konnte Studer natürlich nicht wissen…

      »Morgen ist Musik im ›Bären‹, da spielen deine Freunde…«, sagte Murmann beim Abschied. »Der Aeschbacher kommt und auch der alte Ellenberger…«

      »Das kann lustig werden«, sagte Studer. Dann erkundigte er sich, wie Murmanns Frau eigentlich mit dem Vornamen heiße: Anny oder Emmy?

      – Nein, sagte Murmann, sie heiße Ida, und er rufe sie Idy. Und ob Studer eigentlich einen Vogel habe, daß er sich so um die Vornamen von Frauen interessiere?

      Studer schüttelte den Kopf.

      – Das sei nur so eine Angewohnheit, meinte er und grinste auf den Stockzähnen. Gute Nacht.

      Nach ein paar Schritten aber kehrte er wieder um.

      »Du, Murmann«, fragte er. »Hast du auch die Küche bei der Frau Hofmann durchsucht?«

      »Oberflächlich. Ich hab' gemeint, ich könnt' den Browning finden…«

      »Besinnst du dich, im Küchenschaft, auf dem Brett, da war doch ein Stoß Packpapier…«

      »Ja, ja, an das erinnere ich mich gut. Es war darunter ein Bogen blaues Papier, wie man es zum Einwickeln von Zuckerhüten braucht. Ich hab' den Stoß herausgenommen, während die Frau in den Laden gegangen ist und hab' ihn durchgeblättert. Es war nichts zu finden. Warum?«

      »Weil ich die da«, Studer klopfte auf seine hintere Hosentasche, »unter dem blauen Packpapier gefunden hab'…«

      »A bah…«, sagte Murmann, holte seinen Tabaksbeutel hervor und stopfte seine Pfeife. »A bah…«, sagte er noch einmal.

      »Und in der Küche sind seither gewesen: Sonja, der Lehrer Schwomm, der Coiffeur Gerber – aber auf alle Fälle nicht der Schlumpf. Ja, und jetzt will ich in den ›Bären‹.«

      »Paß dann auf, um elf Uhr«, sagte Murmann und stieß Wolken aus seiner Pfeife. »Der Aeschbacher hockt sicher bei seinem Jaß…«

      Der Daumenabdruck

       Inhaltsverzeichnis

      Die Nacht war kühl. Studer fröstelte während der kurzen Strecke vom

Скачать книгу