PLÖTZLICH ZAUBERER. Scott Meyer
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Die beiden Männer ergriffen die Klarsichtfolie und reichten dann die überschüssige Folie, die aus seinen Ärmeln herauskam, an die Leute weiter, die um sie herumstanden. Martin machte mit seinen markigen Sprüchen weiter, um die Illusion aufrechtzuerhalten.
»Ja, zieht! Zieht daran! Ich produziere den durchsichtigen Stoff, so wie es eine Spinne macht, die Seide spinnt. Nur, dass ich es mit den Händen tue und nicht mit dem Unterleib!«
Als die Rollen langsam leer wurden, war der gesamte Raum in zerknitterte Klarsichtfolie gehüllt. Das Publikum untersuchte das Material und zog daran, um zu testen, wie stark es war. Sie versuchten auch, sie wieder glatt zu ziehen, damit sie hindurchsehen konnten.
Phillip sah äußerst erfreut aus, was Martin verwirrte. Der Zauberer näherte sich Martin nun und klatschte in die Hände. »Gut gemacht! Ich hätte ehrlich nicht gedacht, dass ich so etwas jemals in meinem Leben zu Gesicht bekäme. Ich bin wirklich beeindruckt!« Energisch schüttelte er Martins Hand. »Ich sehe, dass du hier eine große Zukunft vor dir hast. Vergiss das Abendessen und das Bett von Pete. Da wirst du dir nur Flöhe einfangen, und zwar vom Essen.«
»Hey!«, wandte Pete entrüstet ein.
»Du weißt, dass es stimmt«, sagte Phillip, der immer noch Martins Hand schüttelte. »Komm mit zu mir. Ich habe viel Platz und noch dazu einen riesigen Pott Eintopf. Ich denke, wir werden uns eine Menge zu erzählen haben.«
Martin riss seine Hand los. »Ich gehe nirgendwo mit dir hin! Du möchtest doch nur, dass ich dir erzähle, wie ich es genau gemacht habe. Du denkst, es ist nur ein Trick, den du dann dazu verwenden kannst, Leute zu täuschen.«
Die Wärme in Phillips Gesichtsausdruck schwand augenblicklich. Seine Augen schossen im Raum umher. »Pass gut auf«, sagte er leise. »Wir beide wissen genau, wie du das gemacht hast und ich denke, wir sollten jetzt zu meinem Haus zurückgehen, und uns wie zwei Zauberer darüber unterhalten.«
»Zwei Zauberer?«, spottete Martin. »In diesem Raum ist nur ein Zauberer. Ein Zauberer und ein Typ, der ziemlich viel redet.«
Phillip wandte sich zu den anderen Menschen im Wirtshaus um. »Ihr habt bereits gesehen, was ich kann. Könnte ihn deshalb bitte mal jemand von euch ins Bild setzen?« Etwas Faszinierendes schien plötzlich auf dem Boden, der Decke oder draußen vor dem Fenster vor sich zu gehen. Überall, nur nicht dort, wo die Zauberer gerade standen. Wer hätte gedacht, dass die Bauern im Mittelalter so schüchtern gewesen sind, dachte Martin.
»Phillip, falls das dein richtiger Name ist … ich habe meine Macht gerade demonstriert. Lass uns also doch nun deine sehen.«
Phillip legte eine Hand auf Martins Schulter. »Du hast irgendein transparentes Gewebe gemacht. Das war sehr nett, aber mach dir doch nichts vor. Im Vergleich zu den Fähigkeiten eines richtigen Zauberers ist das doch gar nichts.«
Martin schüttelte seine Hand ab. »Das sagst du, aber ich habe immer noch nichts gesehen, das beweist, dass du mehr kannst.«
»So … du willst es also? Wirklich?«, fragte Phillip. »Okay. Ich fordere dich hiermit zu einem Zaubererduell heraus. Wir gehen nach draußen und du machst irgendwas, um deine Macht zu demonstrieren. Aber ich warne dich, dann brauchst du schon mehr als transparenten Stoff. Denn wenn ich dich schlagen kann, werde ich es tun. Wenn du mich wiederum übertreffen kannst, dann tu es und wir machen danach immer so weiter, bis einer von uns schließlich scheitert.«
Augenblicke später standen Martin und Phillip auf der Straße. Eine große Menschenmenge hatte sich an beiden Seiten um sie herum versammelt. Es war zwar schon dämmerig, aber nicht so dunkel, dass Martin den Ausdruck auf Phillips Gesicht nicht mehr erkennen konnte, und zwar aus neun Metern Entfernung.
Es wurde festgelegt, dass Martin anfing. Für ihn war das vollkommen in Ordnung. Er wollte zuerst einmal klein anfangen, darum würde er mit dem Schweben beginnen. Es gab garantiert nichts, womit dieser Schwindler das überbieten konnte. Er würde sich bestimmt voller Scham davonmachen und höchstwahrscheinlich sogar direkt die Stadt verlassen. Vielleicht würde Martin ja danach seine Hütte bekommen, und der Eintopf würde ihm sicherlich ebenfalls gut schmecken.
In der Menge konnte er nun auch Gwen ausmachen. Er lächelte und nickte ihr zu. Sie schüttelte den Kopf, ging zu Phillip hinüber und sagte etwas zu ihm. Aus dieser Entfernung konnte Martin natürlich nicht verstehen, was es war, aber Phillip nickte, während er etwas erwiderte. Erneut sah sie zu Martin hinüber. Ihr großen braunen Augen blickten gleichermaßen müde und missbilligend.
»Wann fangen wir an?«, fragte Martin ungeduldig.
»Wann immer du dazu bereit bist«, erwiderte Phillip seufzend.
Martin zog nun theatralisch sein Handy aus der Tasche. Es warf einen unheimlichen Schein auf sein Gesicht; das hoffte er zumindest. Sofort verstummte die Zuschauermenge. Er öffnete die App, dann verharrte sein Daumen über der Schweben-Taste. Er hielt kurz inne, um die gewünschte Wirkung zu erzielen, dann drückte er auf das Display. Augenblicklich hing er einen Meter in der Luft. Aus der versammelten Menge hörte er einige erstaunte Rufe, aber es waren bei Weitem nicht so viele, wie er es erwartet hatte. Er schätzte, dass die meisten von ihnen einfach zu schockiert waren, um etwas von sich zu geben.
Die App, mit der er schwebte, funktionierte dieses Mal wie geplant. Zehn Mal in der Sekunde setzte sie seine Höhe wieder auf einen Meter. In seinem Apartment hatte er es ja nur kurz testen können. Dabei hatte er sich wie ein Ball zusammengerollt, damit er nicht mit dem Kopf an die Decke stieß, aber nun stand er und hielt seine Höhe bereits länger als ein oder zwei Sekunden. Es war ziemlich ungemütlich. Etwa so, als würde man in einem Bus ohne Stoßdämpfer stehen und dieser wäre dann mit fünfundsechzig Kilometern die Stunde über Kopfsteinpflaster unterwegs.
Er hatte das Gefühl, dass jedes Gelenk in seinem Körper klapperte. Selbst seine Zähne taten weh. Sein Kopf schmerzte ebenfalls grauenhaft. Er fürchtete, dass ihm gleich schlecht werden würde und, dass sein Handy durch die Vibration kaputt gehen könnte. Dabei war es der einzige Gegenstand, mit dem er in seine eigene Zeit zurückkehren konnte. Er lockerte den Griff, um sein Handy, so weit er sich traute, und hoffte, dass es dadurch nicht mehr so stark durchgerüttelt wurde. Trotz allem landete er immer noch nicht. Denn er musste unbedingt den falschen Zauberer Phillip enttarnen. Das bedeutete, dass er seine überlegene Macht mehr als entschlossen demonstrieren musste. Also würde er einfach so lange in der Luft bleiben, bis Phillip zugab, dass er es nicht besser machen konnte.
»SEEEHT NUUUR!!«, brüllte Martin mit einer Stimme, die klang, als würde er durch einen Hochgeschwindigkeitsventilator schreien. Er selbst fand, dass er sich wie eine Ziege anhörte. »Phiiiliiip, issst deeeine Maaacht meeeeiinnnerrrr eeebeeenbüüürtig?« Er schwebte in einer Pose, die so beeindruckend war, wie es sein vor Schmerzen dröhnender Körper gerade noch zuließ. Alle Augen richteten sich nun auf Phillip, der sanft lächelte, mit den Schultern zuckte und sagte: »Wir werden sehen.«
Phillip deutete mit seinem Stab in Richtung Himmel. Er fing an, in einer unheimlichen blauen Farbe zu glühen und ein seltsames Summen von sich zu geben.
Wie ein Kazoo, nur mit mehr Nachhall. Geschmeidig und ohne viel Anstrengung stieg Phillip neben ihm neun Meter in die Luft empor, während seine Füße locker unter ihm baumelten. Durch das blaue Glühen entstand ein Kondensstreifen, der seinen Weg in der Luft kennzeichnete. Das Summen wurde lauter, als Phillip den Stab wie einen übergroßen Taktstock